15.10.2024

TKB-Branchengespräch: Verbände im konstruktiven Austausch

Das Branchengespräch der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) brachte kürzlich in Frankfurt/Main zwölf Vertreter von Industrie- und Handwerksverbänden an einen Tisch. Dominantes Thema war die derzeitige Baukrise und deren Auswirkungen auf das bodenlegende Handwerk.

Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold gab einen Überblick zur Absatzentwicklung von Verlegewerkstoffen auf dem deutschem Markt im Vergleich der beiden ersten Halbjahre 2023 und 2024. Demnach nahm der Absatz der Klebstoffe für textile Beläge mit -11 % am stärksten ab. „Der Trend geht immer mehr zur lose liegenden Teppichfliese“, sagte der Vize-Bundesinnungsmeister des BVPF, Ralf Wollenberg. Klebstoffe für PVC-/Kautschukbeläge verloren -8 %. Die verkaufte Gesamtmenge der fließfähigen Spachtelmassen blieb hingegen mit -2 % nur knapp unter dem Vorjahresniveau. Dabei zeigt sich, dass gipsbasierte Spachtelmassen immer mehr die zementbasierten ersetzen. „Die Absatzmenge gipsbasierter Spachtelmassen hat sich in den vergangenen zwölf Jahren mehr als verdoppelt“, konkretisierte Dr. Arnold.

Interessanterweise erzielten Parkettklebstoffe im Jahresvergleich ein Absatzplus von knapp 4 %, obwohl der Verband der Deutschen Parkettindustrie (VDP) jüngst einen Absatzeinbruch von 36,8 % seiner Mitglieder gemeldet hatte. TKB-Mitglied Dr. Thomas Brokamp, Geschäftsführer Bona Deutschland, bestätigte: „Parkettklebstoffe haben bei Weitem nicht so gelitten wie die Parkettindustrie selbst.“ Und: Silanbasierte Parkettklebstoffe konnten ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. „Meiner Ansicht nach werden Dispersions-Parkettkleber innerhalb der nächsten zwei Jahre komplett verschwunden sein. Gleiches gilt für 2K-PU-Parkettkleber aufgrund der Schulungspflicht für Diisocyanate“.

Seit ca. zehn Jahren erhöhe sich stetig der Absatz von Parkettklebern, obwohl nicht im gleichen Umfang mehr Parkett verkauft würde, konstatierte Dr. Arnold. Zumindest keins aus deutscher Produktion, wie BVPF-Bundesinnungsmeister Manfred Weber erklärte. Das Geschäft gehe mittlerweile vielfach an den deutschen Parkettherstellern vorbei. Wenige Händler würden im großen Umfang Parkett aus China und dem Ausland einführen, das sich dank extrem günstiger Preise großer Nachfrage erfreue. Die Qualität sei uneinheitlich, befand Weber, die Sachverständigen stellten viele Ausreißer fest.

Auftragslage im Handwerk: Viele Subunternehmer ohne Arbeit

Da die meisten Verbandsvertreter einen eigenen Handwerksbetrieb führen, bat Dr. Arnold um ein Stimmungsbild zur derzeitigen Auftragslage. Die Anwesenden berichteten von teils drastischen Einbrüchen, vor allem bei der Neuverlegung von Parkett. Das erste Halbjahr 2024 sei extrem schlecht gewesen: „Bei Parkett lief das erste halbe Jahr gar nichts – und das war bei meinen Kollegen ähnlich. Wir waren nur im Vinylbereich oder in der Sanierung unterwegs“, sagte Bundesinnungsmeister Weber. Die Lage habe sich aber mittlerweile gebessert. Weber glaubt, dass vor allem größere Betriebe mit 15 oder mehr Mitarbeitern Probleme haben werden, künftig genügend Umsatz zu generieren. Er befürchtet nach Gesprächen mit der Industrie für das kommende Jahr eine drohende Insolvenzquote von bis zu 30 % im Parkett- und Bodenbereich voraus und stützt sich dabei auch auf die Erfahrung, dass derzeit viele Subunternehmer verfügbar sind.

Der Präsident des Zentralverbands Raum und Ausstattung (ZVR), Ralf Vowinkel, bestätigte den Negativtrend im Bodenbereich: „Textil läuft gerade sehr schlecht und auch Vinyl ist rückläufig.“ Jörg Baumann, im Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz für die Technik von Bodenbelägen zuständig, zeichnete ein differenziertes Bild: „Es ist sehr betriebsindividuell und regional unterschiedlich. Maler in den Ballungszentren haben zu kämpfen, weil die Objekte fehlen. Aber im Privatbereich ist die Auftragslage sehr gut.“ Die Vertreter des Estrich-Handwerks sprachen ebenfalls von einem durchwachsenen Geschäft. Dies belegen auch die jüngsten Zahlen des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM): Demnach soll der Absatz von Estrichmörtel bis Ende 2024 um fast 20 % im Vergleich zum Vorjahr sinken.

Große Schäden durch Fräsen von Estrich

Manfred Weber berichtete von einem weiteren Phänomen, das den Innungsbetrieben derzeit Sorge bereitet: Mobile Generalisten, zum Teil mit Firmensitz außerhalb Deutschlands, würden im großen Umfang anbieten, Bestandsestriche zu fräsen, um so Rohre für Fußbodenheizungen verlegen zu können. „Sie fräsen kilometerweise am Tag – und jeder Estrich ist danach hinüber.“ Von zehn Estrichen, die so behandelt wurden, mussten acht herausgerissen werden: Teilweise seien Estriche durchgefräst gewesen, Heizungsrohre mit Fliesenkleber aus dem Baumarkt geklebt oder minderwertige Spachtelmasse verbaut worden.

„Die Sanierung mit der eingefrästen Fußbodenheizung ist vom CO2-Fußabdruck natürlich deutlich günstiger als die Neuverlegung“, sagte Arnold. „Unsere Philosophie ist auch, die Substanz zu erhalten, so weit es geht. Wichtig ist, zwischen seriösen und unseriösen Angeboten unterscheiden. Jörg Baumann empfahl, Planer besser aufzuklären, welche Folgen eine unsachgemäß ausgeführte Arbeit haben kann.

Spachtelmassennorm: Estrichvertreter platzieren über 200 Einsprüche

Eine längere Diskussion entbrannte zum Entwurf der neuen Spachtelmassennorm E-DIN 53298-1. Der erste Entwurf der Norm wurde 2022 veröffentlicht – es folgten Einsprüche und eine Schlichtungsverhandlung. Deren Ergebnis war die Einrichtung eines Gemeinschaftsarbeitskreises (GAK) mit jeweils fünf Vertretern aus dem Arbeitsausschuss Klebstoffe und dem Arbeitsausschuss Estriche. Der GAK brachte nach der Klärung strittiger Punkte einen neuen Normentwurf auf den Weg.

Allerdings gingen nach dessen Veröffentlichung vor Kurzem über 200 Einsprüche von Seiten der Estrichbranche (Verbände, Hersteller, Handwerker und Sachverständige) gegen diesen ein. „Auf der einen Seite arbeitet man zusammen in einem gemeinsamen Ausschuss und im Nachhinein kommen Einsprüche derselben teilnehmenden Personen“, kritisierte Dr. Arnold. Er stellte in der Runde zur Diskussion, ob Normungsgremien geeignete Plattformen seien, um Meinungsverschiedenheiten zwischen Branchenverbänden auszutragen. Die eingegangenen Einsprüche sollen jetzt in den Entwurf eingearbeitet werden.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der Oktober-Ausgabe von Parkett Magazin.
TKB-Branchengespräch: Verbände im konstruktiven Austausch
Foto/Grafik: SN-Verlag
In der Debatte um den Entwurf der Spachtelmassennorm gab es viel Gesprächsbedarf (v.li.): Volker Kettler, Daniel Rendler und Georg Kuntner
TKB-Branchengespräch: Verbände im konstruktiven Austausch
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Die Absatzentwicklung von Verlegewerkstoffen beschäftigte u.a. (v.li.): Klaus Winkels, Dr. Thomas Brokamp und Dr. Norbert Arnold
TKB-Branchengespräch: Verbände im konstruktiven Austausch
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Zum TKB-Branchengespräch kamen zwölf Vertreter von Industrie- und Handwerksverbänden in Frankfurt zum konstruktiven Austausch zusammen.
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