28.11.2023

TKB-Branchengespräch 2023: Von A wie Asbest bis Z wie Zement

Am Branchengespräch der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB), das Ende 2023 in den Räumen des Industrieverbands Klebstoffe (IVK) in Düsseldorf stattfand, nahmen Vertreter aus Industrie und Handwerk teil. Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz) moderierte einen offenen Meinungsaustausch zu aktuellen Themen der Bodenbranche. Parkett Magazin teilt Auszüge.

Zunächst berichtete der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold, dass die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) und die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte (GEV) eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit gegründet haben. „Wir als Bauchemiehersteller wollen frühzeitig analysieren, welche Anforderungen aus Brüssel auf uns zukommen und uns darauf einstellen“, erklärte Stauf-Geschäftsführer Dr. Frank Gahlmann dazu. „Wir werden den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks betrachten müssen, und noch gibt es relativ wenig Informationen zum Recycling.“

Volker Kettler, Leiter Forschung und Entwicklung Meisterwerke und darüber hinaus aktiv im Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller (EPLF), Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge (MMFA) und Verband der Deutschen Parkettindustrie (VDP) stellte in der Diskussion um Nachhaltigkeit nüchtern fest: „Seit vier Jahren behandeln wir in den Verbänden kein technisches Thema mehr, sondern ausschließlich Nachhaltigkeit.“ Dieses Thema sei eigentlich ganz einfach: Klares, definiertes Ziel ist der European Green Deal, nach dem bis 2045 eine CO2-Neutralität anstrebt wird. Für Kettler geht es primär um die Reduktion von Ressourcen. Bodenbeläge künftig länger zu nutzen, könne ebenfalls ein Ansatz sein.

Diesen Aspekt griff Bona-Geschäftsführer Dr. Thomas Brokamp auf: „Wir sind darauf angewiesen, Angaben zur Lebenserwartung von Belägen und Klebstoffen machen zu können.“ Möglichkeiten, Parkett und PVC-Beläge zu sanieren, gebe es bereits. Für Dr. Brokamp muss es immer zuerst um die eingesetzte Energie gehen - und erst danach um das eingesetzte Material.

Gips- kontra Zementspachtelmassen

Der Sachverständige Thomas Allmendinger berichtete von Schadensfällen, bei denen die Industrie Aufbauempfehlungen von bis zu 5 mm zementärer Spachtelung auf Gussasphaltestrichen freigegeben habe. Er schlug vor, für solche Fälle Calciumsulfat-Spachtelmassen als Alternative einzusetzen und dies auch in einem TKB-Merkblatt festzuhalten. In diesem Zusammenhang wies Dr. Norbert Arnold darauf hin, dass es beim verlegenden Handwerk durchaus jeweils Vorlieben für Gips- und Zementspachtelmassen gebe. Es komme immer wieder vor, dass empfohlene Aufbaudicken deutlich überschritten werden.

Harmut Urbath, Leiter Technical Sales Management Thomsit, macht die Erfahrung, dass Handwerker nicht gerne mit Gipsspachtelmasse arbeiten, weil diese einen Tag länger trocknen müsse: „Wir schreiben regelmäßig Aufbauempfehlungen mit einer Gipsspachtelmasse und dann kommt der Anruf, diese doch bitte durch eine Zementspachtelmasse zu ersetzen, da der Handwerker sich eine straffere Terminplanung wünscht.“ Urbath steht auch zukünftig zur Empfehlung von zementären Spachtelmassen auf Gussasphaltestrichen, „weil Thomsit keine Häufung von Schadensfällen verzeichnet.“ Dr. Arnold zitierte in diesem Zusammenhang eine ältere Aussage von Dr. Thomas Brokamp, die inhaltlich passte: „Schon wenn wir Schäden im Promillebereich hätten, wären wir alle bankrott.“ Soll heißen: Die Verlegewerkstoffhersteller verzeichnen keine auffälligen Schäden mit zementären Spachtelmassen auf Gussasphaltestrichen.

Asbest: Was bringt die neue Gefahrstoffverordnung?

Aktuell gibt es Verwirrung um eine mögliche neue Gefahrstoffverordnung, die noch nicht auf politischer Ebene verabschiedet wurde. Ralf Vowinkel, Präsident des Zentralverbands Raum und Ausstattung (ZVR), sensibilisierte für das Thema: „Der Auftragnehmer muss künftig dem Handwerker Auskunft darüber erteilen, ob ein Haus asbesthaltig ist oder nicht. Falls er das nicht kann, sei davon auszugehen, dass alle Häuser, die vor 1993 gebaut wurden, per Definition asbesthaltig sind.“ Vowinkel ist davon überzeugt, dass eine solche Gefahrstoffverordnung das aktuelle Sanierungsgeschäft ausbremsen würde, da zusätzliche hohe Kosten auf die Bauherren zukommen. Tatsächlich müsste man bei einem vermeintlich asbestverseuchten Objekt zukünftig mit Schleuse und Absaugung arbeiten.

Ralf Wollenberg, Sachverständiger für das Bodenlegergewerbe, berichtete, dass man für Asbestarbeiten eine Zertifizierung benötigt: „Die Kosten erreichen schnell eine Größenordnung von 50 EUR zzgl. Mwst. pro m2 – das ist dann eventuell teurer als der neue Bodenbelag.“ Manfred Weber, Bundesinnungsmeister BVPF, geht davon aus, dass man als korrekt arbeitender Handwerker einen solchen Auftrag nicht bekommen werde: „Manche Auftraggeber werden versuchen, einen Handwerker zu finden, der das Thema Asbest nicht kennt.“ Zukünftige Hauseigentümer müssen die Asbestsanierung mit in ihre Finanzierung integrieren, was das Budget wahrscheinlich sprengen dürfte.

Renovierung verhilft der Buche zu kleinem Comeback

Michael Schmid, Geschäftsführer Jaso und Vorsitzender des Verbandes der deutschen Parkettindustrie (VDP), berichtete von Trends bei Parkett und Holzböden. Er stelle einen überraschenden Trend zu Buche und Ahorn fest. Warum das? „Vor 20 Jahren gab es eine große Nachfrage nach Ahorn- und Buche-Parkett, kombiniert mit Buche-Türen, -Treppen und -Küche. Wer jetzt nur den Boden renovieren lassen möchte, entscheidet sich nicht für Eiche-Parkett“, so Schmids Überzeugung. Der VDP-Vorsitzende ging sogar noch weiter: „Wenn die Nutzungsdauer des Parketts und der Renovierungszyklus 20 bis 25 Jahre beträgt, dann müssten wir die Produkte eigentlich so lange vorhalten. Aber das können wir natürlich gar nicht.“

Lesen Sie den ganzen Bericht in Parkett Magazin 01/2024
TKB-Branchengespräch 2023: Von A wie Asbest bis Z wie Zement
Foto/Grafik: SN-Verlag
Teilnehmer TKB-Branchengespräch (v. li.): Dr. Norbert Arnold (Uzin Utz), Volker Kettler (Meisterwerke), Volkmar Halbe (FEB), Michael Schmid (VDP/Jaso), Hartmut Urbath (PCI), Thomas Allmendinger (Sachverständiger), Jörg Baumann (BVF), Ralf Vowinkel (ZVR), Ralf Wollenberg (BVPF), Dr. Frank Gahlmann (Stauf), Manfred Weber (BVPF), Dr. Thomas Brokamp (Bona), Klaus Winkels (TKB/IVK)
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