22.03.2024
Restauratoren-Handwerk: Parkett Kleditzsch auf Festung Königstein
Mitten im Elbsandsteingebirge in 240 m Höhe über dem Flusspegel erhebt sich imposant die Festung Königstein. Für die Restaurierung eines historischen Dielenbodens in einem Ausstellungsraum des heutigen Museums Magdalenenburg musste Parkett Kleditzsch hoch hinauf: Da Fahrzeuge auf dem Bergplateau weder zugelassen sind, noch die steile historische Zufahrt hinauf kämen, musste sämtliches Material und Gerät mit Handkarren und Lastenaufzug transportiert werden.
Im Jahr 2020 erhielt der Parkettlergermeister und -restaurator Gerd Kleditzsch (Pockau) den Auftrag, den historischen Dielenboden in einem der Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss des Westflügels der Magdalenenburg zu restaurieren, der auf ca. 287 m
2-Fläche höchstwahrscheinlich im Jahr 1819 im Zuge des Umbaus zum bombenfesten Proviantmagazin eingebaut worden war. Der Bodenaufbau aus massiven Fichtendielen in Stärken zwischen 16 und 38 mm gliedert sich in fünf ca. 4,3 m lange Dielenfelder sowie ein ca. 2,5 m langes Dielenfeld im Eingangsbereich. In den Feldern selbst liegen Bretter in unterschiedlichen Breiten.
Fast alle Bereiche zeigten abgerissene Oberwangen. Die Bretter waren mit handgeschmiedeten Nägeln von oben befestigt, und um den Balkenausgleich zu erzielen, hatte man die Dielen unterseitig abgebeilt oder gespaltene Leisten untergelegt. Weil die handgeschmiedeten Nägel mit der breiten Seite quer zum Faserverlauf eingeschlagen worden waren, zeigten sich verstärkt Risse in den Brettern. Trennungen zwischen den Jahresringen auf der rechten Dielenoberseite hatten ebenfalls zu Rissen und Abplatzungen geführt.
Restaurierungsarbeiten
Parkett Kleditzsch ging die Restaurierung in Teilflächen nach Baufortschritt an. Der Auftraggeber hatte eine substanzschonende Instandsetzung mit einzelbrettabhängiger Zustandsprüfung gefordert. Und so wurden die Dielen flächenweise vorsichtig ausgebaut, gekennzeichnet, in vorbereitete Verlegepläne eingetragen und in die Werkstatt transportiert. Dort trockneten die Restauratoren die Holzplanken auf 9 %-Holzfeuchte, entnagelten und reinigten sie manuell. Mit der Hobelmaschine wurden die Dielen rückseitig auf eine einheitliche Dicke von 15 mm gebracht.
Neue Fichtenbretter mit ebenfalls 9 %-Holzfeuchte wurden auf die Länge und Breite der historischen Dielung zugeschnitten und mit den alten Dielen mit 2K-PU-Klebstoff verklebt. Anschließend brachten die Parkettleger die Dielen durch rückseitiges Kalibrieren auf eine einheitliche Holzstärke von 36 mm. Um die zerstörte Nut-Feder-Verbindung wiederherzustellen, wurden die Planken an den Längsseiten substanzschonend neu beschnitten und genutet. Dabei wurden neu geschnittene Fremdfedern aus Nadelholz verwendet.
Rücktransport und Wiedereinbau
Zurück in der Magdalenenburg verlegte Kleditzsch die aufgearbeiteten Dielen mit verdeckter Verschraubung gemäß Verlegeplan wieder in ihre ursprünglichen Felder. Die durch das Beschneiden fehlende Deckbreite wurde durch bauseitig gelagertes historisches Reserveholz, das ebenfalls aufgedoppelt wurde, nach Bedarf ergänzt. Leichte Höhendifferenzen der neu verlegten Dielen im Nutbereich zueinander beseitigten die Handwerker mit dem Hobel. Als alle Felder verlegt waren, ging es abschließend an die Oberflächenbehandlung der Dielen, die jetzt mit Schmiedenägeln von oben auf den Balkenreihen genagelt lagen.
Imke Laurinat
Der vollständige Bericht von diesem besonderen Einsatz der Parkett-Restauratoren erscheint im April in Parkett Magazin 03/2024.
Objekt: Festung Königstein, Magdalenenburg, Westflügel 2 OG
Restaurierung: Fichte-Dielenboden, ca. 287 m
2-Fläche, Einbau ca. 1819
Auftraggeber: Staatsbetrieb SIB, NL Dresden I
Restaurator: Gerd Kleditzsch, Parkett Kleditzsch, Pockau-Lengefeld
Ausführung: Dezember 2020 bis Februar 2022