31.07.2023
GD Holz: 48. Holzhandelstag in Berlin
Auf dem 48. Holzhandelstag des
Gesamtverbands Deutscher Holzhandel (GD Holz) kamen im Juni rund 95 Vertreter des Holzhandels und der Lieferindustrie zum Austausch und Netzwerken in Berlin zusammen. Die GD Holz-Vorstände Philipp Zumsteg und Maximilian Habisreutinger sowie Geschäftsführer Thomas Goebel informierten die Fachpresse anlässlich der Mitgliederversammlung mit angeschlossener Fachkonferenz zur wirtschaftlichen Lage der Mitgliedsunternehmen, die von deutlichen Umsatzrückgängen geprägt ist: In den ersten vier Monaten dieses Jahres ging der Umsatz des deutschen Holzfachhandels im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 15 % zurück. Dies ist das Ergebnis des monatlichen Betriebsvergleichs des GD Holz.
Alle wesentlichen Sortimente haben in den ersten vier Monaten deutliche Umsatzverluste hinnehmen müssen, lediglich Bauelemente und Dienstleistungen verbuchten noch ein kleines Umsatzplus. Als Ursachen für den schwachen Jahresstart führt der Gesamtverband das abgekühlte konjunkturelle Umfeld an, aber auch rückläufige Preise in einigen Sortimenten verstärkten den Abwärtstrend. Dazu kommt ein Basiseffekt, denn die Umsätze des deutschen Holzhandels waren im Vorjahreszeitraum noch um plus 16,5 % gestiegen.
„Aktuell spüren wir eine starke Verunsicherung der Endkunden“, sagte Philipp Zumsteg. Hohe Inflation, ausgelaufene Förderprogramme, massiv gestiegene Energiekosten und Hypothekenzinsen – kurzum die Verteuerung der Baukosten insgesamt – führten dazu, dass viele Projekte nicht umgesetzt werden. „Wir haben tolle Ausstellungen in unseren Fachmärkten, aber wenn die Leute nicht kommen, dann ist das eine schwierige Situation.“ Volle Lager entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind die Folge.
In den kommenden Monaten erwarten die Unternehmen des deutschen Holzhandels keine wirtschaftliche Besserung. Die große Mehrheit der Teilnehmer des Betriebsvergleichs sehe weiter rückläufige Umsätze. Etwas besser als im Neubausektor könnte sich die Situation im Sanierungsbereich darstellen, da hier nach Einschätzung des GD Holz etwas mehr investiert werde.
Viele Chancen für den Holzbau
Die Nachfrage nach Baukrediten ist europaweit eingebrochen, die Stornierungen im Wohnungsneubau liegen inzwischen bei rund 15 %, konkretisierte Maximilian Habisreutinger – und verwies dennoch auf Chancen für den Holzfachhandel: Überbelegte Wohnungen, Zuwanderung und hohe öffentliche Baurückstände gehören dazu: „Wir haben noch immer einen Bauüberhang von über 880.000 Wohnungen. Bei den aktuellen Kapazitäten am Bau würde dies für drei Jahre reichen, selbst wenn kein weiterer Wohnungsneubau zusätzlich genehmigt würde“, sagt Habisreutinger. Des Weiteren steige die Holzbauquote seit Jahren – sie liege in Deutschland im Fertigbau inzwischen bei fast 23 %.
„Die Baubranche befindet sich nicht erst seit der Corona-Pandemie in einem Transformationsprozess hin zu mehr Innovation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und höherer Produktivität am Bau. Sie ist nun besonders gefordert, strategische Weichen zu stellen und ihre Geschäftsmodelle zu justieren“, stellte Habisreutinger fest. Dabei seien Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Arbeitskräftemangel drei ineinandergreifende Kernthemen.
Verschärfte Sorgfaltspflicht für Holzimporte
Viel zu besprechen gab es auf dem Holzhandelstag auch zu den aktuellen und kommenden Regulierungen. „Wir sind aus Berlin und Brüssel mit einer ganzen Reihe von Gesetzgebungsvorhaben konfrontiert. Zeiterfassung, Hinweisgeberschutz- und auch das Lieferkettengesetz sind wichtige kommende Regulierungen, die alle Betriebe betreffen“, unterstrich Thomas Goebel. Am 9. Juni 2023 war die neue Entwaldungsverordnung (EU Deforestation Regulation, EUDR) offiziell im EU-Amtsblatt veröffentlicht worden, am 29. Juni trat sie bereits in Kraft. Für die Unternehmen der Holzbranche begann ab diesem Zeitpunkt eine Übergangsfrist von 18 Monaten, denn ab dem 30.12.2024 wird die EUDR die bisherige EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) ersetzen.
Der Holzhandel stellte fest, dass die Produktion von Holz und Holzprodukten für den Export nur in sehr geringem Maße zur globalen Entwaldung beitrage. Fast 90 % der weltweiten Entwaldung würden hingegen durch die Ausdehnung der Landwirtschaft verursacht. Goebel: „Im Grundsatz begrüßen wir die neue Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten, auch weil die Behörden in ganz Europa strenger kontrollieren müssen. Aber bis die neue Regulierung in 18 Monaten in Kraft tritt, gibt es noch viel zu tun, weil die Verordnung in vielen Fällen noch unklar ist aus unserer Sicht, zum Beispiel was Geolokalisierung, geforderte Dokumente und Datenschutz betrifft.“
Die EUDR enthalte jedoch auch für den Holzhandel einige Verschärfungen und betreffe mehr Produkte und größere Teile der Holzwirtschaft als bisher die EUTR. Die neue Verordnung sieht unter anderem vor, dass betroffene Produkte nur noch aus legalen und entwaldungsfreien Lieferketten in den Binnenmarkt gebracht werden dürfen. Zum Nachweis dafür ist ein umfangreiches Sorgfaltspflichtsystem erforderlich. „Der Holzimport ist durch die aktuelle Holzhandelsverordnung (EUTR) bereits bestens vertraut mit der Anwendung der Sorgfaltspflicht“, betonte Goebel. „Allerdings müssen wir unbedingt darauf achten, dass die mit der EUDR einhergehenden Erschwernisse für den Holzhandel in einem umsetzbaren Rahmen bleiben.“ Zu diesen Erschwernissen gehöre, dass zukünftig alle Im- und Exporte vorab angemeldet werden müssen. Dabei sind unter anderem Geokoordinaten aller Flächen anzugeben, auf denen das im Produkt enthaltene Holz geerntet wurde.
Zudem seien mehr Informationen als bisher innerhalb der Lieferkette weiterzugeben. Große Unternehmen in der Lieferkette sollen prüfen, ob ihre Lieferanten ihre Sorgfaltspflicht ordnungsgemäß umgesetzt haben. Der Umfang der weiterzugebenden Informationen sei bislang unklar, kritisiert der GD Holz. „Lieferantenschutz und Datenschutz müssen unbedingt gewährleistet sein“, fordert Goebel. Hierfür setze sich der GD Holz bei allen beteiligten Gremien in Bonn, Berlin und Brüssel ein.
GD Holz bietet Dienstleistungen rund um EUTR/EUDR
Der GD Holz betreut Handelsunternehmen bei der Umsetzung der EUTR mittlerweile seit zehn Jahren. Diese Erfahrung soll nun sukzessive um die neuen EUDR-Anforderungen erweitert werden. Alle Dienstleistungen rund um EUTR/EUDR stehen neben den Verbandsmitgliedern auch Unternehmen außerhalb des Gesamtverbands offen.
Imke Laurinat