31.05.2024

BVPF: Parkettleger organisieren sich im Unternehmerverband Deutsches Handwerk

Die Mitgliederversammlung des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) am Nürburgring war erneut in die Gemeinschaftstagung „Estrich-Parkett-Belag“ eingebunden. Obwohl sie mit rund 45 Teilnehmern eher mäßigen Zuspruch fand, waren dennoch 18 der insgesamt 19 Regionalinnungen durch Mitglieder vertreten. Und das war gut so, denn für die Parkettlegergemeinschaft sollte es im Laufe des Tages um wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Innung und ihrer rund 1.050 Mitgliedsbetriebe gehen: Hinter dem Bundesvorstand lagen ereignisreiche Wochen mit mehreren internen Veränderungen – und auch sonst treiben zahlreiche drängende Entwicklungen das Gewerk um.

In seiner Begrüßung informierte Bundesinnungsmeister Manfred Weber über die Aufhebung des Geschäftsführeranstellungsvertrags mit Dirk Lossau, der den Posten erst im Juni 2023 von seinem Vorgänger Dieter Kuhlenkamp übernommen hatte. „Dirk Lossau ist bereits zum 31. März einvernehmlich auf Veranlassung des Bundesverbands aus der Service-Gesellschaft ausgetreten“, informierte Weber. Bis zur Neubesetzung der vakanten Position hat Michel Durieux, Hauptabteilungsleiter Unternehmensentwicklung im Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), diverse Aufgaben der Geschäftsführung übernommen – und stellte sich der Parkettlegergemeinschaft in Nürburg auch gleich vor.

Mehrheit für Wiedereintritt in den Unternehmerverband Deutsches Handwerk

Eine wesentliche Weichenstellung für die Zukunft bedeutete die Abstimmung über die erneute Mitgliedschaft im Unternehmerverband Deutsches Handwerk (UDH). Der BVPF war aus der Organisation im Nachgang der Novellierung der Handwerksordnung 2004 ausgetreten, mit der seinerzeit die Meisterpflicht für Parkettleger ausgesetzt wurde. Jetzt initiierte der Vorstand den Wiedereintritt, weil man sich unter dem Dach der Handwerksvereinigung mehr Gehör im politischen Berlin erhofft.

„Wir versprechen uns sehr viel von der Mitgliedschaft im UDH, gerade hinsichtlich der beruflichen Aus- und Weiterbildung – und natürlich von dem starken politischen Einfluss des ZDH für das gesamte Handwerk“, begründete Manfred Weber vor der Mitgliederabstimmung. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) wird gebildet aus dem UDH und dem Deutschen Handwerkskammertag. „Die große Stärke des ZDH ist, dass er für das gesamte Handwerk spricht und auch wahrgenommen wird in Berlin – er zählt zu den vier Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und immer dann, wenn es um das Handwerk geht, egal ob im Wirtschafts-, Bildungs- oder einem anderen Ministerium, wird er entsprechend eingebunden“, erklärte Michel Durieux ergänzend. „Der UDH ist bestens vernetzt für das Gesamthandwerk, der ZDB hingegen ist bestens vernetzt für das Baugewerbe.“

Der Wiedereintritt wurde unter den Stimmberechtigten zunächst kontrovers diskutiert. Schlussendlich votierte in geheimer Abstimmung jedoch eine deutliche Mehrheit für den Eintritt in den Unternehmensverband.

Tagungs-Reform: Parkettleger bleiben künftig unter sich

In einer weiteren Diskussion und Abstimmung ging es um die künftige Form der Mitgliederversammlungen. Grund war das insgesamt nachgelassene Interesse an den zurückliegenden Treffen. Nach einer vorangegangenen Mitgliederbefragung fiel der Beschluss einstimmig gegen weitere Gemeinschaftstagungen mit dem BEB. Stattdessen plant der BVPF künftig jährlich eine Obermeistertagung sowie eine eintägige Mitgliederversammlung mit Schwerpunkt Verbandsregularien (die nächste im Frühjahr 2025 voraussichtlich in Berlin) und eine eintägige Herbsttagung mit Schwerpunkt Technik (voraussichtlich schon im Oktober dieses Jahres).

Austritte aus Arbeitskreisen und Neugründung „Schnittstelle Fußboden“

Zu Jahresbeginn sind die Handwerksverbände der Parkettleger, Maler und Raumausstatter sowie mehrere Industrieverbände, die das bodenlegende Handwerk beliefern (VDP, TKB, MMFA, EPLF, FEB), aus der Initiative „Praxisgerechte Regelwerke im Fußbodenbau“ (PRiF) ausgetreten. Grund für den Schlussstrich war der fehlende Konsens in mehreren Punkten der BEB-Veröffentlichung „Hinweise zur Festlegung und zur Beurteilung zulässiger Maß- und Ebenheitsabweichungen im Fußbodenbau außerhalb DIN 18202“ (Parkett Magazin berichtete).

Ralf Wollenberg, stellvertretender Bundesinnungsmeister, bemängelte in Nürburg erneut, dass die großen bodenlegenden Verbände bei der Erstellung der Publikation nicht einbezogen worden seien. „Unsere wesentlichen Kritikpunkte betreffen die Installation neuer Prüfpflichten für Parkett- und Bodenleger sowie das Eingreifen in die Kalkulationshoheit anderer Gewerke.“

Wollenberg informierte zur Gründung einer neuen Interessenvertretung für das Gewerk: „Prif besteht nach wie vor, jetzt jedoch nur noch mit sechs von ehemals 15 Mitgliedern. Der BVPF und die acht weiteren ausgetretenen Verbände haben als Folge den neuen Arbeitskreis 'Schnittstelle Fußboden' gegründet – als Interessenvertretung von Parkett- und Bodenlegern, zum Erstellen von Hinweisblättern und für den Dialog zwischen Handwerk und Industrie.“

Ebenfalls ausgetreten ist der BVPF nun auch aus der Schnittstellenkoordination Flächenheizung und Flächenkühlung. Grund waren auch hier nicht berücksichtigte Einsprüche des BVPF und weiterer Verbände im Zuge der Überarbeitung der Publikation. Ralf Wollenberg: „Im Kern ging es darum, dass wir Parkett- und Bodenleger für uns selber prüfen müssen, ob der Unterboden in Bezug auf seine Feuchte für einen Oberbelag geeignet ist. Wie wir das machen – ob mit CM-Messung, KRL-Messung oder einem elektronischen Gerät – ist egal. Wir schulden aber den Erfolg und ein anderes Gewerk kann uns nicht vorschreiben, wie das funktioniert.“

Alle neun Verbände des neu gegründeten Arbeitskreises Schnittstelle Fußboden seien daher geschlossen aus der Schnittstellenkoordination des Bundesverbands Flächenheizung und Flächenkühlung ausgetreten.

In diesem Kontext erinnerte Manfred Weber nochmal daran, dass es bei der Belegreife nicht nur um Feuchtigkeit gehe, sondern etwa auch um angrenzende Höhen bzw. um das Schwindverhalten von Estrichen. „Deswegen steht in der Norm 18356 'Prüfen der Belegreife hinsichtlich der Trockenheit' – und nur das prüfen wir, nichts anderes.“ Wie dies gemacht werde, sei dem ausführenden Handwerker im Rahmen seiner Risikoabwägung selbst überlassen.

Estrichfeuchte: „Eine Messmethode ist genug“

Aus Reihen der Industrie werden inzwischen vermehrt zwei Feuchtigkeitsmessungen präferiert. Die gleichzeitige Anwendung der KRL- und der CM-Messung sei aber weder technisch begründbar noch im Einklang mit den Normenvorgaben, sagte der Bundesinnungsmeister. „Wir als Verband sagen, es muss eine Messung sein. Die KRL-Messung ist Stand der Technik und heute bei Zementestrichen gleichwertig, allgemeine Regel des Fachs ist die CM-Messung. Da ist es egal, ob der Parkettleger KRL oder CM misst.“

In einem persönlichen Ausblick ging Weber noch weiter: „Für den Estrichleger ist die CM-Messung nach DIN 18560 ein Abnahmekriterium – damit müsste er den Zementestrich frei messen. Wir sind uns alle einig, dass wir nicht genau wissen, was wir eigentlich messen - welches Produkt mit welchen Eigenschaften geliefert und verbaut wurde. Nur der Auftragnehmer der Estricharbeiten kann seine fertige Werkleistung mit erstelltem Estrich bewerten.“

Schlichtung bringt Spachtelmassen-Normentwurf auf den Weg

Im Normungsausschuss ist indes ein Schlichtungsspruch zu der neuen Spachtelmassen-Norm DIN 53298 ergangen, so dass nach längeren Unstimmigkeiten über die Ausgestaltung der Normenfassung nun in Kürze mit der Veröffentlichung des Entwurfs gerechnet werden kann, so Dominik Kison, Leiter der Bundesfachgruppe Normung. „Die Norm ist durch die Überarbeitung, auch mit anderen Blickwinkeln, besser geworden“, betonte der Gutachter für Fußbodentechnik. Jetzt müsse sich zeigen, inwieweit alle Verbände, deren Vertreter in der Schlichtung daran mitgewirkt haben, die finale Ausarbeitung mittragen werden.

Imke Laurinat

Lesen Sie mehr Aktuelles von der BVPF-Mitgliederversammlung in der aktuellen Ausgabe von Parktett Magazin.
BVPF: Parkettleger organisieren sich im Unternehmerverband Deutsches Handwerk
Foto/Grafik: SN-Verlag
Rund 45 Teilnehmer erlebten Ende April 2024 eine ereignisreiche Mitgliederversammlung des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) am Nürburgring.
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Bundesinnungmeister Manfred Weber: „Wir versprechen uns sehr viel von der Mitgliedschaft im Unternehmerverband Deutsches Handwerk. Gerade hinsichtlich der beruflichen Aus- und Weiterbildung.“
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Michel Durieux (ZDB): „Ich unterstütze den BVPF dabei, einige Kühe vom Eis zu holen, damit die Geschäfte künftig in gute Hände übergeben werden können“.
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Holger Wiehle: „Wir können die vielen komplexen Aufgaben der Zukunft nur in der Gemeinschaft bewerkstelligen.“
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Der stv. Bundesinnungsmeister Ralf Wollenberg bemängelte, dass die großen bodenlegenden Verbände bei der Erstellung des BEB-Hinweisblattes 9.2 nicht einbezogen worden seien.
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