09.01.2023

Bona Deutschland: „Die Energiekrise bestätigt uns in unseren langfristigen Strategien“

Sich an gegenwärtige Herausforderungen anpassen und gleichzeitig langfristige Ziele weiterverfolgen: Für Bona steht die weitere Entwicklung der Nachhaltigkeit des Unternehmens und der Produkte im Fokus. Parkett Magazin sprach mit Christian Löher, Geschäftsführer der Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland und Director of Sales Region Central Europe, über die Lehren aus der Energiekrise und aktuelle Investitionen in wachsende Märkte.

Parkett Magazin: Herr Löher, die Branche sieht sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. In welchem Maß ist die Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland in dem schwierigen Szenario um gestörten Lieferketten, Preissteigerungen und Energiekrise betroffen?

Christian Löher: Wie wir alle: zu 100 %. Aber um auf den Kern ihrer Frage einzugehen: Ich denke, wir sind dabei gut zurechtgekommen, aber wir mussten uns anpassen. Tatsächlich fing für unsere Produktion und Logistik die jetzige Krise schon im Sommer 2021 an. Damals wurde Strom in China knapp und einige Provinzregierungen in China drohten, den großen Stromverbrauchern aus der Chemie den Strom zu 90 % abzustellen. Das sorgte dann bei einigen für uns wichtigen Rohstoffen gerade im Klebstoffbereich zu explodierenden Preisen mit einem Plus von bis zu 600 %, gleichzeitig wurden die Waren sehr knapp.

Wir haben uns dann entschieden, unsere übliche Januar-Aktion nicht zu machen, aber sicherzustellen, dass unsere Bestandskunden auf jeden Fall Ware bekommen. Das war uns am wichtigsten: Zu ermöglichen, dass unsere Kunden ihre Projekte und Baustellen weitermachen konnten, dass unsere Kunden uns weiter als maximal zuverlässigen Lieferanten erleben. Mit dem Krieg in der Ukraine ist dann die Energiekrise auch nach Europa gekommen und hat weiter für Unruhe gesorgt. Auch hier ist die Chemie durch das fehlende Gas wieder maximal betroffen. Wir sehen aber, dass sich die Lage seit September entspannt. Gerade auch, weil die Nachfrage nachgelassen hat.

Für mich ist in beiden Fällen das Kernproblem die Energiekrise – und diese ist verbunden mit dem Klimawandel. Das bestätigt uns, Bona, in unseren langfristigen Strategien: Nachhaltigkeit muss gelebt werden, sowohl ökologisch – speziell bei den Produkten und Produktion–, als auch ökonomisch – durch organisches Wachstum mit Gewinn für uns und unsere Kunden – sowie sozial mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Verknüpft mit widerstandsfähigen Strukturen in Beschaffung, Produktion und Logistik, kann man solche Stürme überstehen.

Wie stellt sich die Situation in diesem Kontext beim Mutterkonzern Bona AB dar?

Da gibt es keinen großen Unterschied zwischen Deutschland und Schweden. Was ich aber gut finde, ist dass die Gruppe die ganze Zeit weiter investiert hat. Sie erinnern sich bestimmt an den Bau unseres neuen Zentrallagers (DC1) in Limburg, das 2018 in Betrieb ging. Wir bauen gerade ein doppelt so großes Lager (DC2) mit Produktion an unserem Standort Monroe in North Carolina, USA, das nächstes Jahr in Betrieb gehen wird.

Seit April 2022 ist Magnus Andersson CEO der Bona. Was hat sich mit ihm im Unternehmen geändert? Gibt es neue Strategieschwerpunkte? Wenn ja, welche?

Wir sind etwas jünger geworden. An unseren Strategien hat sich erstmal nichts geändert. Die weitere Entwicklung der Nachhaltigkeit des Unternehmens und unserer Produkte ist für uns das Top-Thema. Unsere Führungsstrukturen sind leicht angepasst worden und tragen der weiterwachsenden Bedeutung des nordamerikanischen Marktes Rechnung. Sogar bei Klebstoffen gehen wir davon aus, dass wir ab nächstes Jahr dort mehr verkaufen werden als in Europa.

In welchem Umfang konnten/können Sie Verteuerungen in Einkauf und Produktion hierzulande an Ihre Kunden weitergeben?

Rein betriebswirtschaftlich: zu wenig. Unsere Rentabilität wird dieses Jahr deutlich unter dem Vorjahr liegen. Wir verstehen aber, dass diese Situation für uns und unsere Kunden ungewöhnlich ist. Es macht keinen Sinn, hier mit Holzhammer-Methoden vorzugehen. Man muss das Gespräch suchen und ausloten, womit beide Seiten noch leben können.

Wie haben sich die Umsätze von Bona Deutschland zuletzt entwickelt?

Trotz der oben erwähnte fehlenden Januar-Aktion war das erste Quartal 2022 gut, das zweite dann sehr gut, und seit dem Sommer sehen wir enttäuschende Umsätze. Man merkt recht deutlich, dass die Stimmung am Bau nach den Sommerferien deutlich schlechter geworden ist. Wir sind aber für 2023 nicht pessimistisch. Schaut man sich die Zahlen genauer an, ist der Tiefpunkt der Krise womöglich schon durchschritten.

Der Parkettabsatz ist in Deutschland inzwischen deutlich rückläufig, wie in den meisten anderen europäischen Märkten auch. Und auch Verlegebetriebe spüren die Zurückhaltung sowohl im Neubaubereich als auch in der Renovierung. Wird es für den Bona-Vertrieb jetzt schwerer? Hat sich das Orderverhalten verändert?

Natürlich sind dies für alle schwere Zeiten. Aber schwer ist relativ, denken Sie an die Menschen in der Ukraine. Wir kommen zurecht, müssen uns aber anpassen und sparen. So wie unsere Kunden und alle anderen auch. Denkt man über den heutigen Tag hinaus, hat aber Parkett und auch unsere Industrie eine strahlende Zukunft zu erwarten. Welcher Fußboden ist nachhaltiger als Parkett? Wie kann man besser sparen, als einen Boden nicht teuer auszutauschen, sondern ihn stattdessen zu renovieren und für weitere Jahre zu nutzen?

Glauben Sie, dass Bestandsböden künftig häufiger renoviert und länger erhalten werden?

Ja, ich gehe genau davon aus. Neben Corona und dem Ukraine-Krieg ist der Klimawandel die Herausforderung unserer Zeit. Wir gehen schon davon aus, dass gerade in öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Sporthallen oder Verwaltungsbauten sowie in Krankenhäusern der Anteil der Bodenrenovierung signifikant zunehmen wird. Und das unabhängig von dem installierten Bodenbelag – Holzböden genauso wie elastische Bodenbeläge. Die CO2-Bepreisung wird das noch weiter vorantreiben.

Nimmt die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten bei Bona zu?

Ja, natürlich. Wir leben seit mehr als 50 Jahren davon, dass wir ökologisch nachhaltige Produkte verkaufen und auch dafür einstehen. Beim Handwerk sehen wir auch, dass durch die Corona-Krise, die Überschwemmungen im Ahrtal und jetzt die Energiekrise Nachhaltigkeit deutlich stärker nachgefragt wird. Das Handwerk ist und bleibt eher traditionell geprägt, Veränderungen gehen da häufig etwas langsamer. Ich begreife das als positive Herausforderung für den Verkäufer, der sein Produkt richtig darstellen muss.

Welche Projekte bzw. Investitionsmaßnahmen beschäftigen Sie zurzeit am Standort Limburg?

Nachdem wir letztes Jahr das neue Labor in Limburg eingeweiht hatten, war dieses Jahr die Produktion mit neuen Büros und dem großen Kreidesilo dran, für den Lieferverkehr in Limburg haben wir den allerersten Elektro-LKW von Scania erworben und der seit Mai im Einsatz ist – übrigens ohne Probleme. Weiter planen wir für Limburg ein neues europäisches Schulungszentrum; das Land beim DC haben wir dafür schon gekauft und dieses Jahr einen kleinen Architektenwettbewerb durchgeführt. Die Resultate werden intern gerade heiß diskutiert und mit sehr, sehr viel Glück können wir mit dem Bau vielleicht schon in 2023 starten.

Die Fragen stellt Imke Laurinat Ende November 2022

Lesen Sie das gesamte Interview in Parkett Magazin 01/2023


Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland

Bona Vertriebsgesellschaft mbH Deutschland
Jahnstraße 12
65549 Limburg an der Lahn Tel.: 0 64 31 / 40 08-0
empfang@bona.com, www.bona.com

Gründung: 2006
Muttergesellschaft: Bona AB
Geschäftsführung: Christian Löher, Magnus Andersson, Peter Sjöberg
Vertriebsstruktur: ca. 50 % Holzhandel und Bodenbelagsgroßhandel, 50 % Direktgeschäft
Verlegeprodukte: Klebstoffe, Lacke, Öle, Reinigungs- und Pflegemittel, Beschichtungen,
Spachtelmassen, Schleifmaschinen und -mittel, Werkzeuge und Maschinen
Bona Deutschland: „Die Energiekrise bestätigt uns in unseren langfristigen Strategien“
Foto/Grafik: Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland
Christian Löher (50) ist seit 1997 für Bona tätig. Über die Vertriebsleitung für Süddeutschland und Gesamtdeutschland stieg er 2009 zum Geschäftsführer der deutschen Vertriebsgesellschaft auf. 2014 übernahm er zusätzlich die Verantwortung für den Vertrieb Zentraleuropa. Der zweifache Familienvater verbringt seine Freizeit gerne im Winter auf Skiern und im Sommer auf dem Wasser.
Bona Deutschland: „Die Energiekrise bestätigt uns in unseren langfristigen Strategien“
Foto/Grafik: Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland
Bona plant am Standort Limburg den Bau eines neuen europäischen Schulungszentrums; ein Architektenwettbewerb wurde dafür gerade durchgeführt.
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Foto/Grafik: Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland
Von dem 2018 in Betrieb genommenen Zentrallager (DC1) in Limburg aus werden sämtliche Tochtergesellschaften in Europa, den USA, Lateinamerika und Asien beliefert. Jetzt baut Bona ein doppelt so großes Lager (DC2) mit Produktion in North Carolina/USA.
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Foto/Grafik: Bona Vertriebsgesellschaft Deutschland
Für den Lieferverkehr in Limburg hat Bona seit Mai dieses Jahres ein Elektro-LKW im Einsatz.
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