02.10.2024
Aktuelle Umfrage: Die Branche plant im Seitwärtsschritt
Wie steuern die Unternehmen der Branche angesichts der fehlenden wirtschaftlichen Erholung durch das laufende Geschäftsjahr 2024? Und wie schätzen Branchenvertreter die Konjunkturentwicklung in den Märkten und Segmenten im weiteren Verlauf ein?
Namhafte Vertreter aus Industrie, von Handelskooperationen und des Großhandels sowie von der Deutschen Messe tagten Mitte September anlässlich der Jurysitzung für den Parkett Star 2025 beim Hamburger SN-Verlag. Eine gute Gelegenheit, ein aktuelles Stimmungsbild der Branche einzuholen, wenngleich es dafür bekanntermaßen schon bessere Tage gab. Was das laufende Geschäftsjahr 2024 betrifft, verlief das erste Halbjahr unter dem Strich für viele dann doch etwas glimpflicher, als mancher es im Vorfeld befürchtet hatte.
Kooperationen machen zur Jahresmitte Boden gut
Etwa bei der Holzring-Kooperation, die nach einem schwachen Start bis Jahresmitte deutlich aufholen konnte. „Inzwischen sehen die Zahlen deutlich besser aus. Wir hoffen, dass wir zum Jahresende mit einer schwarzen Null abschließen. Dies spiegeln zurzeit auch die Umsatzzahlen unserer Gesellschafter wider“, konstatierte Maik Möhle, Lieferantenmanager Bauelemente und Innenausbau der Bremer Kooperation. „Nach einem schwierigen Jahr 2023 verlief das erste Halbjahr 2024 gut“, bekräftigte auch Holger Ebeling, Produktmanagement Holz Einzelhandel der Eurobaustoff. Ebenso wie Stefan Röller, Bereichsleiter Mitgliederbetreuung Holzland: „Wir waren nach sechs Monaten eher positiv überrascht, besonders angesichts des Gesamtbildes der Wirtschaft.“
Parkettkonsum schwach, Laminatkonsum noch schwächer
In den Bodenbelags-Sortimenten gewinnen Ebeling zufolge Aspekte der Nachhaltigkeit spürbar an Bedeutung. Maik Möhle verwies indes auf schwache Parkett- und noch schwächere Laminatbodenabsätze. Vinylbeläge hingegen zeigen sich offenbar auch gegenüber der Konsumflaute robust und liefen nach wie vor gut.
Aus der Verteilerfunktion heraus in Richtung Handwerk kennt auch Matthias Mau, Produktmanagement Holzböden W. & L. Jordan, die genannten Absatzschwächen. Immerhin: „Mit Parkett sind wir im Privatkonsum sehr zufrieden, hier haben wir einen Zugang über das Handwerk in die Renovierung“, hob Mau hervor. Dramatisch sei das fehlende Objektgeschäft. „In Summe ist der Markt schwierig und man muss gucken, wie es weitergeht - auch unter dem Aspekt der Kostenstrukturen, die über die Jahre aufgebaut wurden.“
Für Gerold Schmidt, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Hamberger Flooring, kennzeichnet die schwierige wirtschaftliche Lage auch dies: „Wir sind stolz auf die Produktion in Deutschland. Aber in den hiesigen Strukturen sind Veränderungen nicht so einfach möglich, wenn das Marktumfeld es erforderlich macht.“ Hamberger Flooring hatte bereits 2023 mit harten Einsparungen in der Organisation auf die Konsumflaute reagiert und sich neu aufgestellt. „In Deutschland ist die Talfahrt zumindest gestoppt und der Markt hat sich stabilisiert“, betonte Schmidt.
Fast stabile Halbjahreszahlen meldete kürzlich der Ulmer Verlegewerkstoffhersteller Uzin Utz. „Wir bei Uzin sind aktuell auf Vorjahresniveau und insoweit bislang nicht unzufrieden“, sagte Michael Abraham, Vertriebsleiter Uzin. In manchen Segmenten verbuche man sogar Wachstum. „Auch Pallmann ist auf dem Niveau des Vorjahres“, erklärte Klaus Stolzenberger, Markenverantwortlicher der Schwestermarke Pallmann. Die Würzburger verkaufen ihre Oberflächenprodukte direkt an das Handwerk – und wenn Parkettleger weniger neu verlegen, bleibt ihnen die Renovierung.
Verhaltener Ausblick auf ein schwieriges 2025
Die Marke Stauf steht traditionell vor allem für Parkettklebstoffe. Zurzeit profitiert das Unternehmen aber von einer stärkeren Fokussierung auf andere Bodenbelagsgruppen sowie von dem starken Exportgeschäft, erklärte Tom Schlag, Vertriebsleitung DACH Stauf. Investitionen in den Außendienst sollen weiteres Wachstum bringen. „Wir sehen auch in Deutschland einen kleinen positiven Trend und hoffen, dass wir die Talsohle im Laufe des nächsten Jahres durchschritten haben“, sagt Schlag im Ausblick.
Doch weder die aktuelle Nachrichtenlage noch das teuer gewordene Bauen führen bislang zur Verbesserung der Konsumstimmung. „Nächstes Jahr werden für den Neubausektor nochmals Rückgänge um geschätzt rund 15 % prognostiziert“, mahnte Matthias Endelmann, Key Account Manager Bauwerk Parkett Deutschland, und hofft für die Wiederbelebung der Bautätigkeit auf politische Maßnahmen.
„2025 wird schwieriger als 2024, weil der Auftragsvorlauf in den Betrieben jetzt abgearbeitet ist“, fürchtet auch Michael Abraham. Positive Impulse kämen aus dem privaten Wohnbau. „Uns macht Sorge, dass mancher Handwerksunternehmer, der eigentlich erst in vier oder fünf Jahren den Ruhestand plante, jetzt früher aufhört und es somit weniger Fachbetriebe gibt bzw. die Mitarbeiter dann auch in andere Branchen abwandern“, befürchtet Klaus Stolzenberger. Zieht die Konjunktur dann wieder an, fehlen der Branche künftig möglicherweise noch mehr Fachkräfte.
Generell bleibt fehlende Planbarkeit für die Industrie eine Crux. Jörg Peterburs, CSO Meisterwerke: „Zu beurteilen, wo sich der Markt einpendeln wird, bleibt schwierig. Wir planen deshalb 2025 maximal mit einem Seitwärtsschritt.“ Trotz ungewisser Marktentwicklungen sieht Sigrid Pigulla, Marketing Managerin Boen Parkett Deutschland, auch Grund für Optimismus: „Mit unserer Produktentwicklung und unseren kommenden Innovationen sind wir gut aufgestellt.“
Impulse und Strategien für die Zukunft
Bei Hamberger Flooring besinnt man sich aktuell auf die angestammte Expertise als regionaler Hersteller. „Wir wollen unsere Qualitätskompetenz 'made in Germany' in Zukunft mehr herausstellen“, unterstrich Gerold Schmidt. Und Stefan Röller griff dies auf: „Wenn wir uns gemeinsam auf unsere Werte besinnen, haben wir eine Chance, wieder voranzukommen.“ Außerdem komme es jetzt darauf an, in den Unternehmen die Prozesse zu prüfen, zu verschlanken und zu vereinfachen.
Imke Laurinat
Der vollständige Artikel erscheint in der Oktober-Ausgabe von Parkett Magazin.