20.06.2024
Meisterkurs Ehingen: Neue Windrose für alte Villa
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Seit Januar 2024 läuft der Vorbereitungskurs für angehende Parkettlegermeister im baden-württembergischen Ehingen. Kursleiter Ernst Müller band kürzlich einige der Teilnehmer in ein besonderes Projekt ein: Die Rekonstruktion eines Parkettbodens in der Villa Hänsch im Zittauer Gebirge nach den Motiven zwei historischer Postkarten.
Das neue Kompetenzzentrum Parkett der Landesinnung Baden-Württemberg in Ehingen füllt sich weiter mit Leben. Seit Januar 2024 besuchen 20 angehende Meister den Vorbereitungskurs unter der Leitung von Ernst Müller. Der ehemalige Berufsschullehrer hatte für seine Teilnehmer kürzlich ein besonderes Projekt vorbereitet: die Rekonstruktion eines Parkettbodens in der Villa Hänsch im Zittauer Gebirge. Das Objekt wurde in den Jahren 1927 bis 1930 im Art Deco Stil erbaut und befindet sich in Großschönau, der Wiege der Deutschen Damastweberei im sächsischen Landkreis Görlitz – nicht weit von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt.
„Uns standen nur zwei historische Postkarten zur Verfügung, auf denen der Parkettboden im Originalzustand zu erkennen war. Schon damals war dort eine Windrose als Intarsie eingelassen“, berichtet Ernst Müller. Die denkmalgeschützte Villa, die einst einem Fabrikanten gehörte, wird derzeit vom gemeinnützigen Verein „The Patrons of Art and Sciences“ mit Eigenleistungen und Fördermitteln umfangreich und fachgerecht saniert – in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalschutz in Dresden. Dort finden Konzerte, Seminare und Diskussionsrunden statt. Der Verein nahm Kontakt zu Ernst Müller auf, da dieser als Leiter des Projekts „Parkettleger von Tour“ als Experte für die Wiederherstellung historischer Holzfußböden bekannt ist.
Parkettleger bringen Raum auf Vordermann
Konkret bezog sich die Bitte auf einen kreisrunden Raum in der Villa. „Die Fläche war mit etwa 30 m
2 zu klein, um diese mit 20 Mann rekonstruieren zu müssen, sodass nur ein paar der Teilnehmer des Meisterkurses für das Vorhaben benötigt wurden“, berichtet Müller. Vier von ihnen fertigten in Ehingen den Innenkreis des Parkettbodens an, den Rest übernahm der Kursleiter selbst. Die fertigen Elemente wurden nach Großschönau gefahren, wo am Ostermontag 2024 die Arbeiten begannen. Ein Teilnehmer des aktuellen Kurses, Martin Schöfer, begleitete Ernst Müller dorthin – sowie noch zwei Meisterkurs-Absolventen aus den Vorjahren: Josua Scholz und Philipp Buhl. Fünf Tage lang machten sich die Bodenprofis unentgeltlich ans Werk.
Neben dem kreisrunden Boden mit der Windrose verlegten sie auch noch 22 m
2-Stabparkett in einem Nebenraum. Verwendet wurden die Holzarten Hain- und Rotbuche, Eiche, Kirsche und Akazie. Das Parkett stiftete der Hersteller Drüsedau. Pallmann stellte den Kleber und die Produkte für die Oberflächenbehandlung zur Verfügung.
Rund 300 bis 400 Std. ehrenamtliches Engagement steckten der Kursleiter und seine Mitstreiter in das Vorhaben. Die Hausherren sind vom Ergebnis begeistert: „Wir sind extrem zufrieden. Das ist ein unglaublich gutes Ergebnis – eine Top-Leistung. Auch die Vertreter des Landesamtes für Denkmalschutz haben sich bei der Begehung sehr positiv geäußert“, sagt Christiane Hermann, Vorstandschefin des Vereins „The Patrons“. Momentan ist der Verein mit Ernst Müller im Gespräch, ob dieser und sein Team als nächstes auch den Parkettboden im großen Saal in der Villa Hänsch rekonstruieren möchten. Dieser besteht aus 80 Parkett-Kassetten. Ernst Müller würde sich freuen, zukünftig ein Projekt zu finden, an dem alle 20 Kursteilnehmer mitarbeiten können: „Das wäre das Nonplusultra. Solche Vorhaben sind sehr handlungsorientiert und passen ideal zu den Inhalten des Meisterkurses.“