02.05.2024
Parkettmarkt: VDP-Vorstand Michael Schmid im Interview
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Die Parkettindustrie leidet stark unter der Baukrise. Was bedeutet das für das parkettlegende Handwerk? Michael Schmid, geschäftsführender Gesellschafter der Parketthersteller Jaso und Trumpf und Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie (VDP) glaubt an positive Perspektiven.
Parkett Magazin: Der Parkettmarkt ist derzeit so desaströs wie selten. Was sind nach Ihrer Meinung die Hauptursachen - außer den bekannten?
Michael Schmid: Zum einen liegt es an dem hohen Zinsniveau bei uns, das Investitionen stark ausbremst. Generell ist der deutsche Konsument etwas sensibler als der europäische. Viel Psychologie ist im Spiel. Wenn im Markt Angst herrscht, ist das dem Konsumverhalten sehr abträglich. Es ist ja nicht nur die Baubranche, die unter der Krise leidet, sondern auch der Einzelhandel. Die Leute haben Angst, überhaupt etwas von ihrem Geld auszugeben. Meiner Meinung nach sind da viele Ängste übertrieben.
VDP und FEP melden für den deutschen Parkettmarkt einen Einbruch von bis zu 40 %. Wie viel haben Sie verloren?
Unser Rückgang fällt nicht ganz so dramatisch aus. Wir hatten das Glück, dass wir um Kurzarbeit und Entlassungen herumgekommen sind. Momentan sind wir mit unserer Auslastung relativ zufrieden. Aber natürlich könnten die Umsätze besser sein. Während der Corona-Pandemie haben wir zwei Jahre nacheinander Wachstumsraten von über 20 % erzielt. Jetzt verzeichnen wir wieder einen Rückschritt um 30 %, liegen damit also immer noch auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. In Hoch-Zeiten haben wir jährlich rund 500.000 m
2 produziert, derzeit kommen wir auf etwa 380.000 m
2.
Unser Familienunternehmen ist sehr nah am Handwerker dran. Dieser bezieht sein Parkett direkt bei uns und nicht über den Großhandel. Handwerker sind in der Regel nicht lagerhaltend und bestellen immer wieder nach – im Gegensatz zum Großhandel.
Was wäre wichtig, damit sich die Lage wieder bessert?
Der Wunsch der gesamten Industrie ist natürlich eine Zinssenkung. Grundsätzlich sind meines Erachtens die konjunkturellen Aussichten für unsere Branche gar nicht schlecht, im Gegenteil: Denken Sie zum Beispiel an das überhastete Heizungsgesetz. Wenn künftig viele neue Fußbodenheizungen eingebaut werden, muss darauf immer auch ein neuer Bodenbelag verlegt werden. Von daher sind wir relativ zuversichtlich, dass diese Entwicklung das Geschäft ankurbeln wird. Zudem erhält die Bodenbranche Rückenwind durch das Thema Nachhaltigkeit, bei dem wir mit Parkett ganz vorne mit dabei sind. Parkett ist ein Produkt aus nachwachsenden Rohstoffen, das auch noch CO
2 speichert.
Was wir brauchen, ist vor allem mehr Zuversicht beim Endkunden, damit wieder Neubauten oder Renovierungen in Angriff genommen werden.
Sie sehen also Potenzial für den Parkettleger?
Absolut. Ich sehe für das deutsche Bodenhandwerk keine Anzeichen für eine schlechte Zukunft. Dies liegt an zwei Faktoren: Parkettleger können beim Thema Nachhaltigkeit punkten, da sie mit nachwachsenden und somit nachhaltigen Rohstoffen arbeiten. Damit liegen wir voll im Trend. Der zweite Punkt ist der demografische Wandel. Experten gehen davon aus, das schätzungsweise 30 bis 40 % der heutigen Handwerksbetriebe aufgrund mangelnder Nachfolgeregelung in den nächsten fünf bis zehn Jahren schließen werden. Somit bleibt für die verbliebenen 60 bis 70 % genügend Arbeit übrig. Ich bin mir sicher, dass das Handwerk in Zukunft nicht nur goldenen, sondern vielleicht sogar diamantenen Boden hat.
Eine positive Botschaft! Wie vermitteln Sie diese an Ihre Handwerkskunden?
Unsere starke Botschaft kommunizieren wir mittels unserer Dachmarke „Blackforest Woodfloors“. Und wir unterstützen den Parkettleger mit unserem sogenannten Klimahelden-Programm. Wir stellen ihn öffentlichkeitswirksam so dar, wie er künftig agiert. Nur der Fachhandwerker kann dem Produkt Parkett eine viel längere Lebenszeit verschaffen, als wir Hersteller es können. Renovierung und Unterhaltspflege verlängern den Lebenszeitraum des Parkettbodens, sodass unser Produkt noch einmal viel besser wird. Im VDP gehen wir bei vielen Massiv- und Mehrschichtparkettböden von einer Lebensdauer von 150 Jahren aus.
In diesem Zusammenhang möchte ich die enge Zusammenarbeit zwischen dem VDP und dem Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) zum Thema Lebensdauer und lebensverlängernde Maßnahmen hervorheben. Von der EU gibt es dazu die Vorgaben R0 bis R9 – nicht zu verwechseln mit den Rutschhemmklassen - die definieren, wie ein Produkt entwickelt werden soll, wie es bei der Lebensdauer beeinflusst und gepflegt werden soll – und auch, wie es nachher zum Recycling kommen soll. Der Parkettleger gehört auf der Baustelle zu den „Guten“ – es ist enorm wichtig, dies klarzustellen. Das unterschätzen noch viele Parkettleger. Nehmen wir allein das Thema Verlängerung der Lebensdauer eines Produktes: Der Kfz-Mechaniker kann die Lebensdauer eines Autos nicht auf 150 Jahre erhöhen, der Parkettleger beim Boden aber schon.
Für Ausbildungsbetriebe ist dies eine große Chance, da viele junge Menschen derzeit bevorzugt klimafreundliche Berufe ergreifen. Das Bodenhandwerk sollte sich als attraktiver, grüner Zukunftsberuf darstellen – denn genau das ist es.