16.02.2024
Fachverband Nord: Das Innungsleben wird jünger, die Aufgaben nicht einfacher
Der
Fachverband Parkett und Fußbodentechnik Nord, ein Zusammenschluss der Landesinnungen Schleswig-Holstein und Hamburg, tagte Ende Januar 2024 im holsteinischen Neustadt. Rund 90 Vertreter von Mitgliedsbetrieben und aus der Förderindustrie füllten den zur smarten Eventfabrik umgebauten Lokschuppen am Hafen des einstigen Handelsstandorts an der Lübecker Bucht.
Wichtigster Tagesordnungspunkt in Neustadt war nach vier Jahren die turnusmäßige Vorstandswahl. Einstimmig zum Präsidenten gewählt wurde Arne Peters, zuvor Vizepräsident des Fachverbands sowie seit 2018 Obermeister der Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Schleswig-Holstein. Der Lübecker Parkettlegermeister folgt auf Frank Pielot, Obermeister der Innung Hamburg, der nicht erneut kandidiert hatte. Zum Vizepräsidenten wählten ebenfalls alle 24 anwesenden Stimmberechtigten René Mengden vom Hamburger Parkett- und Bodenlegerbetrieb W. Hirdes. Komplettiert wird das neu formierte Vorstandsgremium von der wiedergewählten Schatzmeisterin Kerstin Schmidt, den Beisitzern Mathias Hartwig, Ulf Seelaff (Ausbildungsbeauftragter) und Frank Pielot sowie den Kassenprüfern Rainer Böhm und Karsten Rohde.
Junioren als Botschafter für junge Generation
Der neue Vize Mengden steht als Mitglied der neu gegründeten internen Nachwuchsgruppe klar für die Verjüngung des norddeutschen Parkettlegerverbands. Frank Pielot hatte ihn bei der Wahl für viele überraschend für das Ehrenamt vorgeschlagen. „Wir wollen die Jungen von Anfang an integrieren“, erklärte der frisch gewählte Präsident Arne Peters die dahinter stehende Intention. Die Verjüngung sei dringend nötig, um die Innungen in die Zukunft zu führen. Das Werben um Nachwuchs war dann auch ein Hauptthema der Tagung. Dabei betrifft fehlende Nachfolge nicht nur den Norden – laut
Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) wird sich die Zahl der Innungsbetriebe in Deutschland von derzeit rund 1.100 in den nächsten zehn Jahren halbieren.
Um das Interesse junger potentieller Mitglieder zu wecken, hat der Vorstand des Fachverbands Nord eine Junioren-Gruppe ins Leben gerufen. Vier Junioren, die den Nachwuchs auf den richtigen Kanälen und mit den richtigen Themen ansprechen wollen, konnten bereits gewonnen werden. „Um diese tolle Gemeinschaft zu unterstützen, können wir zwar nicht das Rad neu erfinden, aber wir können das Ganze aus einem anderen Blickwinkel sehen", sagt René Mengden. Er und seine Mitstreiter wollen die junge Generation vor allem via Social Media ansprechen sowie perspektivisch eine Kampagne starten, die neu dazu gekommenen Firmen nahe bringt, „wer wir sind und warum wir uns gegenseitig unterstützen können“.
„Wir müssen uns stärker organisieren und für unsere Interessen einstehen", forderte Frank Pielot die Parkettlegergemeinschaft auf. Immer mehr Bürokratie und Verwaltungsaufwand würden den Handwerksbetrieben zunehmend Probleme bereiten. Zum Beispiel, wenn Behörden bei ihren Jahresausschreibungen aus den abgegebenen Preisangeboten eine Mittel ziehen und dann Abschläge von den Handwerksbetrieben einforderten, mahnte der Hamburger Obermeister an, oder wenn dem Handwerk Einbehaltsregelungen auf Schlussrechnungen drohen, wie gerade erst in den Niederlanden mit einer 5 %-Klausel geschehen.
Viel in Bewegung auch auf Bundesebene
Als Gastreferent informierte Bundesinnungsmeister Manfred Weber über neue Entwicklungen des Gewerks auf Bundesebene. Dabei ging es zunächst konkret um die Zukunft des BVPF, der seit knapp sechs Jahren über einen Geschäftsführungsbesorgungsvertrag unter dem Dach des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes (ZDB) in Berlin geführt wird. „In der Vergangenheit konnten über die Geschäftsführung viele Interessen der Parkett- und Bodenleger in die Politik weitergebracht werden. Jetzt mussten wir in Berlin wegen des Geschäftsführerwechsels und weiterer Personalien jedoch ganz neu anfangen“, erklärte Weber. Aufgrund der Entwicklung würden Gespräche mit anderen Verbänden geführt und auch Möglichkeiten einer geeigneten neuen Heimat für den BVPF ausgelotet.
Diese könnte laut Weber der Unternehmensverband Deutsches Handwerk (UDH) werden, der gemeinsam von den Zentralfachverbänden sowie weiterer Kooperationspartner gebildet wird und ebenfalls in Berlin sitzt. „Da müssen wir rein, damit wir wieder im politischen Berlin gehört werden“, mahnte der Bundesinnungsmeister an. Die Innungen hätten dem Beitritt in den UDH bereits zugestimmt.
Austritt PRiF, Neugründung „Arbeitskreis Parkett und Bodenbelag“
Und dann ging der Bundesinnungmeister auf die verbandsübergreifenden Arbeitskreise der bodenlegenden Gewerke zur Erarbeitung bzw. Überprüfung von technischen Merkblättern ein. Zuletzt habe man viele Veröffentlichungen vorangebracht. Doch für das vom Bundesverband Estrich und Belag (BEB) herausgegebene Arbeits- und Hinweisblatt zu Maß- und Ebenheitstoleranzen herrscht mit dem BVPF und weiteren Handwerksverbände in mehreren Punkten kein Konsens. Die Parkettleger kritisieren neue, daraus resultierende Prüfpflichten. In der Konsequenz sind der BVPF sowie die Bundesverbände der Raumausstatter, Tischler und Maler und die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) inzwischen aus der übergeordneten Initiative „Praxisgerechte Regelwerke im Fußbodenbau“ (PRiF) ausgetreten und wollen nun gemeinsam den neuen „Arbeitskreis Parkett und Bodenbelag“ gründen.
Neues Ungemach droht der Parkettbranche aus Brüssel
Mit dem Entwurf der DIN EN 17680 „Nachhaltigkeit von Bauwerken – Bewertung des Potentials zur nachhaltigen Sanierung von Gebäuden“ droht der Parkettbranche indes zusätzliches Ungemach aus Brüssel. Manfred Weber umriss das Problem in einem knappen Satz: „Die EU ist der Meinung, Holz ist nicht nachhaltig.“ Was ist passiert? Gemäß Normentwurf wird Parkett, wie viele andere Produkte auch, künftig nach Aspekten der Nachhaltigkeit, Gebrauchsdauer und Kreislauffähigkeit über sogenannte R-Sätze (R0 bis R9) geclustert. Parkettböden kommen dabei nicht gut weg, weil sie bei der Sanierung nicht ausgebaut und wieder in Verkehr gebracht werden können. „Nicht berücksichtigt wird, dass der CO
2-Fußabdruck des Holzes über die CO
2-Einspeicherung bei der Photosynthese bereits klimapositiv ist“, kritisiert Weber. „Nach der BBSR-Nutzungsdauertabelle hält ein Fertigparkett zudem 30 bis 40 Jahre und ein Stabparkett maximal 50 Jahre. Aber das ist doch nicht das, was es wirklich ist. Ein Massivparkett hält 100 bis 150 Jahre – und das hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.“
Für den BVPF-Vorstand sei das Thema Nachhaltigkeit damit schneller als gedacht zur Hauptaufgabe geworden. Zusammen mit dem
Verband der deutschen Parkettindustrie (VDP) und dem Bundesinnungsverband des Tischler- und Schreinerhandwerks wurde dem zuständigen Ministerium bereits eine Überarbeitung der sogenannten BBSR-Nutzungsdauertabelle für die Referate Nr. 224-227 zur Verfügung gestellt – diese betreffen Vollholzparkett, Mehrschichtparkett, Holzbeschichtung und Holzschutzanstriche. „Damit haben wir den Grundstein gelegt“, sagte Weber. „Mit den verschiedenen Oberflächen und Renovierungsmöglichkeiten haben wir eine riesengroße Bandbreite, auf der wir jetzt unsere Themen selber aufbauen können.“
Gemeinsam mit der Industrie müsse nun über Verbesserungen der Produktnachhaltigkeit nachgedacht werden. Das können Alternativen zum Schleifen ebenso sein wie Möglichkeiten des Aus- und Wiedereinbaus von Altparkett. Und schließlich Systeme, mit denen alte Planken rausgefräst und der Klebstoff getrennt wird, damit das Holz am Ende seiner Lebensdauer als Bodenbelag in Form von Pellets der thermischen Energie zugeführt werden kann.
Imke Laurinat
Der vollständige Artikel erscheint in Parkett Magazin 2/24Foto/Grafik: SN-Verlag
Rund 90 Teilnehmer füllten den zur smarten Eventfabrik umgebauten Lokschuppen am Neustädter Hafen.
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Der Vorstand holte den Innungsnachwuchs auf die Bühne (v.li.): Frank Pielot, Arne Peters, Lorenz Peters und René Mengden, der wenig später zum neuen Vizepräsidenten des Fachverbands gewählt wurde.
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Arne Peters und Frank Pielot hatten mit Bundesinnungsmeister Manfred Weber (Mitte) einen hochkarätigen Fachreferenten in den hohen Norden eingeladen.
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Die Eventfabrik bot eine attraktive Kulisse für die von der Industrie stark besetzte Ausstellung: Parketthersteller wie Bauwerk, Scheucher, Oldenburger Parkettmanufaktur, Lüneburger Parkettmanufaktur, der Hamburger Fachhändler A & J, die Oberflächenspezialisten Woca, Bona, Pallmann, Loba, Berger-Seidle, Dr. Schutz/Eukula, Floorcoat A/S, die Verlegewerkstoffmarken Mapei, Thomsit, Stauf, Wakol, Wulff und die Maschinenanbieter Witte und Janser waren vor Ort.