08.12.2023

Innung Nordost: Wegweisende Jahreshauptversammlung mit 170 Teilnehmern

Mit ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung gelang der Parkett und Fußbodentechnik Innung Nordost erneut ein großer Auftritt: Rund 170 Teilnehmer, darunter 86 stimmberechtigte Mitglieder, füllten den Saal im HKK Konferenzhotel in Wernigerode im Harz. Der bundesweit größte Zusammenschluss von Landesinnungen (Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg/Berlin) vereint aktuell 136 ordentliche und 70 Gastmitglieder. Parallel zur Tagung stellten 33 Fördermitglieder eine hochkarätige Fachausstellung auf die Beine.

In seinem Bericht zur derzeitigen Situation der Mitgliedsunternehmen unterstrich Obermeister Holger Wiehle, dass die Fachbetriebe im Nordosten grundsätzlich gut zu tun und volle Auftragsbücher haben. Doch während in Großstädten mitunter massive Preiskämpfe herrschten, seien Parkettleger in ländlichen Regionen oftmals in Sorge um ihr Geschäft. „Es sind turbulente Zeiten, vieles treibt uns um“, sagte Wiehle. „Nach der Corona-Krise und in der Energiekrise machen uns im Handwerk viele Kostensteigerungen zu schaffen. Derweil ist die Politik mit anderen Dingen beschäftigt und hört und sieht uns nicht.“ Das Parkettlegerhandwerk habe in Berlin keine Lobby, weil es nicht verbändeübergreifend organisiert sei. Dies müsse sich ändern.

Aus- und Weiterbildung fördern, Schulungsangebote ausbauen

Mit Blick auf das kommende Jahr, in dem noch keine wirtschaftliche Besserung erwartet wird, appellierte er an die Innungsbetriebe, sich darauf zu besinnen, an der hohen Qualität ihrer Handwerksleistung festzuhalten. „Wir wollen die fachliche Qualität beibehalten - das ist unser Herausstellungsmerkmal und dafür müssen wir uns auch gegenseitig stärken.“ Darüber hinaus rät er Fachbetrieben zur Spezialisierung auf besondere technische Verfahren und Fertigkeiten in der Fußbodentechnik sowie auch dazu, sich in der Außendarstellung mit Social Media & Co. stärker digital auszurichten. Und der Obermeister benannte ein weiteres drängendes Handlungsfeld, um das es während der Tagung dann auch noch vielfach gehen sollte: „Wir werden weiter ausbilden müssen, egal wie anstrengend es ist, denn sonst haben wir morgen keine Fachkräfte.“ Den Meisterkurs haben im Nordosten 2023 schließlich 12 von 12 Teilnehmer erfolgreich abgeschlossen. Die Ausbildungszahlen gehen tendenziell runter, berichteten Robert Mutschall und Lehrlingswart Ricco Zellhuber von den Berufsschulen Berlin und Plauen. Dabei würden immer mehr Auszubildende die Lehre entweder vorzeitig abbrechen oder durch die Abschlussprüfung fallen.

Große Mehrheit votiert für Umzug der Geschäftsführung

Der wohl wichtigste Tagesordnungspunkt in Wernigerode betraf nichts Geringeres als die Beschlussfassung über den Umzug der Innung Nordost von der Kreishandwerkerschaft Halle zur Kreishandwerkerschaft Landkreis Wittenberg. Dabei ging es nicht nur um den Umzug, sondern auch darum, wie die administrativen Aufgaben der Geschäftsführung künftig erfüllt werden sollen. In einer sachlichen Diskussion wurde das Für und Wider ausführlich erörtert. Wichtig war dabei allen Beteiligten, dass der Kammerbezirk Halle (Saale) nicht verlassen wird. Schließlich votierten die stimmberechtigten Mitglieder mit großer Geschlossenheit für den Umzug nach Wittenberg. Der Vorstand bezeichnete die Beschlussfassung als „einen neuen Schritt in die Zukunft der Innung“.

Michael Schmid (VDP): Parkettindustrie „im perfekten Sturm“

„Unsere Rahmenbedingungen sind super, weil Politik und Wissenschaft sich einig sind, dass künftig mehr mit dem CO2-speichernden Rohstoff Holz gebaut werden soll“, stimmte Michael Schmid, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (VDP) und geschäftsführender Gesellschafter von Jaso, mit einer positiven Botschaft in seinen Gastvortrag ein. „Ihr seid die Recycler – ihr schleift den Boden und macht eine neue Oberfläche drauf“, betonte er gegenüber den Parkettlegern im Hinblick auf die mitunter Jahrzehnte währende Nutzbarkeit und mehrfache Renovierbarkeit eines einmal verlegten Holzbodens.

Nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre mit Lieferengpässen, Energiekrise und vielfachen Preissteigerungen treiben die deutsche Parkettindustrie zurzeit aber vor allem massive Absatzeinbrüche als Folge der Baukrise um. „Der Zusammenbruch des Neubaumarkts wird die Parkettbranche erst in ein bis zwei Jahren voll treffen.“ Dann ging der VDP-Vorsitzende auf die Preisentwicklung auf Beschaffungsseite ein. Der Einkaufspreis für Eichenholz habe sich mittlerweile stabilisiert auf ca. 1.200 EUR pro m3-Schnittware (zum Vergleich 2020: 650 EUR, 2022: 1.400 EUR pro m³). Beim Thema Holzimporte sensibilisierte er für das heikle Phänomen der geänderten Warenströme: Nach dem Stopp der Einfuhren aus Russland und der Ukraine in die EU kämen signifikante Holzimporte über Drittländer wie China, Serbien und die Türkei – die zuvor kaum eine Rolle bei der Einfuhr von zum Beispiel Eichenholz gespielt haben.

Derweil sind die deutschen Parkettproduktionen laut VDP-Vorstand inzwischen um 60 bis 80 % teurer als Parkettproduktionen in Drittländern. Entsprechend nahmen China-Importe weiter zu. „Jeder zweite Parkettboden, der in Deutschland verlegt wird, ist inzwischen China-Ware“, sagte Schmid. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts kam China 2022 mit einem Anteil von 49,6 % auf eine Importmenge von 9,1 Mio. m2. Der Absatz der VDP-Mitglieder knickte im dritten Quartal 2023 um -30,8 % deutlich ein. „Die europäische Parkettbranche befindet sich momentan im perfekten Sturm“, brachte Schmid das brisante Szenario um Chinaimporte, hohe Energie- und Lohnkosten, Rohstoffverknappungen, gestiegene Zinsen, hohe Baukosten etc. bildhaft auf den Punkt.

Imke Laurinat

Lesen Sie mehr von der Jahrestagung der Innung Nordost im kommenden Parkett Magazin 1/2024.
Innung Nordost: Wegweisende Jahreshauptversammlung mit 170 Teilnehmern
Foto/Grafik: SN-Verlag
Mit ihrer diesjährigen Jahreshauptversammlung gelang der Parkett und Fußbodentechnik Innung Nordost erneut ein großer Auftritt.
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Obermeister Holger Wiehle: „Bei der Verkündung des Abstimmungsergebnisses über die zukünftige Geschäftsführung war spürbar, dass die Innung Nordost gestärkt aus dieser so wichtigen Veranstaltung geht.“
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Landessieger im Parkettleger-Handwerk: Mit einer Urkunde ehrte die Innung Nordost Gabriel Alex (2.v.li.) und seinen Ausbildungsbetrieb Bembè in Halle/Saale. Robert Mutschall und Ricco Zellhuber gratulierten.
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Parkettlegermeister der neuen Generation: Tobias Winzer, Carsten Schnack und Jens Schmidt (mit Urkunde v.l.n.r.). Aus den Meisterprüfungsausschüssen gratulierten Christian Wiehle, Wolfram Ziegs (1.u.2. v.l.) und Andreas Spann (2.v.r) sowie der Ehrenobermeister und Dozent Joachim Barth.
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