26.06.2023
Eurobaustoff: Schwieriger Start ins Jahr 2023
Nach einem guten letzten Jahr hat die für 2023 befürchtete Baubremse bereits in den ersten Monaten des Jahres ihre Spuren hinterlassen. Im Januar 2023 meldete das Statistische Bundesamt ein Auftragsminus von 5,8 % für das deutsche Bauhauptgewerbe. Da sich die Auftragsflaute schon Ende 2022 abzeichnete, gingen zu Jahresbeginn auch die baugewerblichen Umsätze zurück. Und darüber hinaus setzt sich auch der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen weiter fort. Insgesamt ein herausforderndes Szenario, das Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung der Eurobaustoff, auf der BAU-Pressekonferenz in München beschrieb - und das sich auch in den Zahlen der Kooperation für das erste Quartal 2023 widerspiegelt: Per 31. März verzeichnete die Eurobaustoff ein zentral abgerechnetes Einkaufsvolumen von rund 1,96 Mrd. EUR und hinkt damit um 10,7 % hinter dem Vorjahreszeitraum hinterher.
„Die Zahlen 2022 waren geprägt von der Inflation und zweistelligen Preiserhöhungen, während wir gleichzeitig an Menge verloren haben. Das wurde nur durch die Inflation übertüncht“, blickte Kern auf das vergangene Jahr zurück und skizzierte das aktuelle Dilemma: „Jetzt haben wir ein Mengenthema und gleichzeitig geben die Preise nach. Wir haben davor gewarnt, die Preise nicht zu hoch ziehen. Nun ist die Situation für den Handel katastrophal: Das Preisniveau ist hoch und der Absatz fehlt.“ Durch die Preissteigerungen sei ein enormer Vorzieheffekt initiiert worden. „Große Unternehmen verschieben Lager, um Bestände zu reduzieren, große Handwerker haben Ware eingelagert, auf der Baustelle steht Ware“, ging Finanzvorstand Jörg Hoffmann ins Detail. „Das belastet den Absatz und damit den Umsatz.“ Unternehmen, die auf Wachstum ausgerichtet seien, drückten Ware in den Markt.
„Im Einzelhandel spüren wir die Kaufzurückhaltung des privaten Konsumenten, die sich im ersten Quartal in einem Minus von 10,3 % manifestierte, berichtet Hartmut Möller, Geschäftsführer Gesellschafterbetreuung, Einkauf und der Tochtergesellschaften in Österreich und der Schweiz. Zudem sei das Frühjahrsgeschäft durch die kalte Witterung beeinträchtigt worden. In Österreich sei die Entwicklung ähnlich wie in Deutschland, die Bau- und Zinssituation vergleichbar, die Schweiz stehe besser dar, weil die Inflation nicht so hoch ist. Dort konnte der zentralfakturierte Umsatz sogar um 5,5 % gesteigert werden.
Angesichts dieser anspruchsvollen Gemengelage „kommt Unruhe in den Markt, Unsicherheit entsteht“, beobachtet Kern. „Wenn das Geschäft nicht bald anläuft, wird es 2024, 2025 schwierig. Wir haben gute drei, vier Jahre hinter uns, wenn 2023 ins Minus läuft, ist das kein Problem, das bekommen wir hin. Die Frage ist, was in der Zukunft passiert.“ Die aufkommende Unsicherheit sieht man in Bad Nauheim mit Sorge, zumal auch die Finanzierung schwieriger werde. „Wir brauchen einen positiven Impuls“, fordert Kern. „Was uns jetzt fehlt, sind klare Signale aus der Politik, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.“ Vor allem im bezahlbaren Segment bestehe dringender Handlungsbedarf. „Aber auch im Sanierungsmarkt und hier insbesondere bei der energetischen Sanierung ist die Politik gefordert, tatkräftig und überlegt zu handeln, damit sich das Thema zum neuen Motor der Bauwirtschaft entwickeln kann.“
Die bisherige Dynamik der Eurobaustoff ließe sich mit diesem Umfeld nicht aufrechterhalten, sagten die drei Geschäftsführer klar, fühlen sich aber dennoch mit 450 Gesellschaftern an 1.682 Standorten gut aufgestellt – und wollen auch wie im vergangenen Jahr neue Mitstreiter in ihren Reihen begrüßen. Nicht nur deshalb hat man sich mit Johannes Schulze (vormals Holzland) Holzhandelskompetenz ins Haus geholt. Währenddessen sei der Konsolidierungsprozess in der Branche „in vollem Gange“, die Nachfolge ein „Riesenthema“. „Im Gegensatz zu anderen kaufen wir keine Unternehmen“, adressierte Kern an einen Marktbegleiter, „wir wollen nicht in Wettbewerb mit unseren Gesellschaftern treten. Dafür unterstützen wir Konzepte wie Management-Buyouts.“
Claudia Weidt
Eurobaustoff
Gründung: 1963
Geschäftsführung: Dr. Eckard Kern (Vorsitz), Jörg Hoffmann, Hartmut Möller
Gesellschafter: 450 mittelständische Fachhändler für Baustoffe, Holz und Fliesen mit 1.683 Standorten und über 40.000 Mitarbeitern
Standorte in Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Luxembur, den Niederlanden, Österreich, Schweden, Schweiz
ZF-Umsatz: 9,1 Mrd. EUR (2022)
Kooperationszentralen in Bad Nauheim, Karlsruhe
6 Zentrallager
2 Ländergesellschaften in Österreich und der Schweiz
> 2.500 Vertragslieferanten
8 Fachgruppen