26.06.2023
Marktbericht Verlegetechnik: Optimierte Sortimente sparen oft auch Ressourcen
Endlich wieder BAU in München – nach vier Jahren Abstinenz hatte sich das vertraute bajuwarische Handwerksmessenfeeling bei Ausstellern wie Besuchern schnell wieder eingestellt, und die Stimmung an den Ständen war dank insgesamt gut besuchter Hallen überwiegend positiv geschäftig. Dass die ausgebremste Bauwirtschaft den Anbietern von Verlegewerkstoffen und Verlegezubehör zu schaffen macht, war freilich dennoch deutlich zu spüren – in den Gesprächen an den Ständen und leider auch am Fernbleiben von so manch namhaftem Branchenplayer, mit dem eigentlich zu rechnen gewesen wäre.
Mehr Aufmerksamkeit für die anwesende Industrie, könnte man meinen. Doch das sahen nicht alle so. „Wir sind mit unseren Produkten nur so gut, weil wir uns im Wettbewerb seit Jahrzehnten messen. Die deutschen Klebstoffhersteller sollten auf einer Messe wie der BAU gesamt Flagge zeigen“, findet etwa Volker Stauf, Geschäftsführer der Stauf Klebstoffwerke. Es sei schade und enttäusche auch die Kunden, wenn eine Messe nicht als Branchentreff erlebt werde. Der Klebstoffhersteller aus Wilnsdorf empfahl sich in München mit der gesamten Range von der Untergrundvorbereitung bis zur Oberflächenbehandlung deutlicher denn je als Komplettanbieter für das bodenlegende Handwerk.
Vis-à-vis in der gleichen Halle trat Murexin mit dem Ziel an, den Bekanntheitsgrad der gelben Marke aus Österreich im hiesigen bodenlegenden Handwerk bekannter zu machen. Die noch junge deutsche Tochtergesellschaft des Bauchemieherstellers will wachsen: Die Produktion im neuen Werk in Mühlheim am Main läuft bereits und auch der weitere Ausbau des Standorts geht gut voran; insbesondere die Lieferqualität sei zuletzt verbessert worden – das Stand-Team der BAU signalisierte Aufbruchstimmung.
Trend: Verarbeiterschutz und Nachhaltigkeit
In der Produktentwicklung bleiben Klebstoffe und Grundierungen auf Basis von Silan-Technologien anbieterübergreifend weiter auf dem Vormarsch. Attraktiv für verarbeitende Handwerksbetriebe: Für die kennzeichnungsfreien Produkte werden keine Schulungen fällig und neue Leichtfüllstoffe verbessern die Ergiebigkeit des Materials. Ein anderes aktuelles Thema sowohl bei Anbietern von Verlegewerkstoffen als auch von Oberflächenölen und -lacken sind gestraffte Sortimente. Dies mag teilweise mit dem schwieriger beziehungsweise teurer gewordenen Rohstoffbezug begründet sein, kann aber die Sortimente gleichzeitig auch durchaus nachhaltiger machen. „Viele Anbieter von Oberflächentechnologien versuchen zurzeit ihr Produktportfolio zu optimieren – sauberer oder effizienter zu werden oder die Verpackungen zu verbessern“, beschrieb René Tomczak, CEO Woca Deutschland, die Entwicklung.
Generell wird der zunehmende Anspruch an Nachhaltigkeit als Triebfeder in der Produktentwicklung hervorgehoben. Uzin Utz hat in diesem Zusammenhang auf der BAU für ausgewählte Produkte seiner Marken gar ein eigenes Nachhaltigkeitslabel vorgestellt – für die damit ausgelobten Artikel kann der Verarbeiter konkrete Werte zu Emissionsreduktionen abrufen. Unter anderem für ein neues Parkettöl von Pallmann, das aus kaltgepresstem Hanföl aus der Region hergestellt wird. Da das Öl nicht aufwendig weiterverarbeitet werden muss, reduziere sich der CO
2-Ausstoß deutlich, argumentieren die Würzburger. Außerdem sichert die Nutzung von Rohstoffen aus der Region im Zweifelsfall die Verfügbarkeit, so eine Lehre aus der Corona-Krise.
Trend: Bodenlösungen für Fußbodenheizung
Passend zu den relevanten Fragen künftiger Wärmetechniken und ihrer CO
2-Bilanz waren Bodenlösungen für Fußbodenheizung eines der großen Trendthemen der ausstellenden Industrie. Gerade in der Sanierung kann die anspruchsvolle Technologie in Kooperation mit dem Heizungsinstallateur auch für Parkett- und Bodenlegerbetriebe interessant sein. Zum Beispiel lancierte Unifloor ein schwimmendes Unterbodensystem mit geringem Wärmedurchlasswiderstand für alle Arten von Fußbodenheizungen, das auch unter Parkett eingebracht werden kann.
Unifloor-Verkaufsleiter Rüdiger Dicke ist davon überzeugt, dass systemische Anbieter künftig Wärmebodentechnik gewerkeübergreifend als Gesamtpakete anbieten werden und rät Handwerkern zur Qualifikation in diesem Feld. Genauso sieht es Bernd Lesker, Leiter Anwendungstechnik für Fußbodentechnik und Parkett bei Mapei: „Mit diesem hochaktuellen Sanierungsthema eröffnen sich neue Auftragsoptionen – Parkettbetriebe sollten Kooperationen mit Heizungsfachbetrieben schmieden.“ Mapei hat für die energetische Bodensanierung verschiedene Möglichkeiten für den nachträglichen Einbau von Fußbodenheizungen in petto.
Trends: Leisten an der Wand und schwarze Profile
Dekorative Wandverkleidungen und Akustikplatten in Lamellenoptiken waren im Verlegezubehörsegment bereits zu Jahresbeginn auf der Domotex in großer Auswahl zu sehen. In München dürften sie bei keinem ausstellenden Anbieter von Leisten fehlen. Die modern gestalteten Wandpaneele in vielerlei Ausführungen und Aufbauten bieten viele attraktive Gestaltungsmöglichkeiten in gewerblichen wie privaten Räumen und leisten darüber hinaus häufig auch als Akustikelemente gute Dienste. In München setzte etwa FN Neuhofer seine Design-Akustikplatten sowie dekorativen Wandverkleidungen inklusive der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten des Digitaldrucks gekonnt in Szene.
Black ist Beautiful – auch dieser aktuelle Interieur-Trend ist inzwischen in den Zubehörsegmenten für Wand und Boden angekommen. Unter anderem präsentierte der bayerische Leistenproduzent KGM ein erweitertes Sortiment folierter Massivholz-Sockelleisten in schwarz und anthrazit sowie in helleren greige Nuancen, mit denen sich im Interieur schöne Akzente setzen lassen.
Auch Aluminiumprofile für Abschlüsse, Übergänge und Treppenstufen werden jetzt vielfach in schwarz und matt mit Einrichtungsgegenständen in warmen Naturtönen kombiniert, berichtete Katharina Prinz, geschäftsführende Gesellschafterin Carl Prinz, in München. Und auch der Mitbewerber Auer Metallprofile hat das Angebot wegen der dauerhaft hohen Nachfrage erweitert: Neu im Standardprogramm ist das Sortiment in schwarz und weiß bei ausgewählten Winkel- und Übergangsprofilen, erklärte Geschäftsführer Dirk Rohde am Messestand. Bei Proline wurde die Einführung eines neuen Sortiments schwarzer Aluminiumprofile mit einer besonders haltbaren Pulverbeschichtung angekündigt, mit der auch mehrteilige Profilsysteme in edlem Mattschwarz dauerhaft schön bleiben sollen.
Imke Laurinat