30.03.2023
50 Jahre KGM: Hidden-Champion im Sockelleistengeschäft
KGM Holzerzeugnisse versteht sich als traditionsbewusster und zuverlässiger Partner für Fachhandel, Objekteure, Handwerk, Baumärkte und die Industrie. Dank stetiger Investitionen in Standorte und Maschinenparks ist das inhabergeführte Familienunternehmen im Jahr seines 50-jährigen Bestehens modern und zukunftsorientiert aufgestellt.
Parkett Magazin nahm das Jubiläum zum Anlass für ein Gespräch mit den Brüdern und geschäftsführenden Gesellschaftern Thomas, Stephan und Maximilian Miller.
Die KGM Holding verfügt mit drei Gesellschaften über insgesamt 40.000 m2-Produktions- und -Lagerflächen an vier Standorten in Bayern, Thüringen und Schleswig-Holstein. Die letzten Jahre waren geprägt von überdurchschnittlichem Wachstum; aber angesichts der bekannten Krisen natürlich auch von neuen Herausforderungen. Welche Positionierung nimmt das Familienunternehmen für sich im Jahr seines 50-jährigen Bestehens in Anspruch?
Thomas Miller: Wir haben uns in den letzten Jahren sehr stark auf unsere Produkte, auf unsere Prozesse und auf unsere Qualität fokussiert – das ist unsere Strategie und unsere Stärke. Wir produzieren seit 50 Jahren Leisten und bieten über Jahrzehnte eine gleichbleibend hohe Produktqualität. Diese Souveränität schätzen insbesondere unsere Industriekunden, mit denen wir seit Jahrzehnten erfolgreich zusammenarbeiten. Wir wollen für unsere Kunden der zuverlässige Partner im Leistengeschäft sein.
Stephan Miller: Dazu ist KGM heute modern und leistungsfähig aufgestellt. Wir haben in den letzten zehn Jahren zwei Leistenfabriken komplett neu aufgebaut und den Standort Nord in Flensburg neu gegründet. Das war organisatorisch, technisch und finanziell eine große Leistung. In Thüringen haben wir auf der grünen Wiese ein neues Ummantellungswerk mit der dazugehörigen Infrastruktur, Hallenneubauten und Maschinenpark errichtet. Dann haben wir an unserem Stammsitz in Oettingen mit dem Kauf eines benachbarten Grundstücks das komplette Werk auf der gegenüberliegenden Straßenseite neu aufgebaut. Allein in den letzten fünf Jahren beliefen sich die Investitionen auf ca. 2 bis 3 Mio. EUR jährlich.
Wie haben sich in diesem Zeitraum die Umsatzzahlen der Holding entwickelt?
Maximilian Miller: Wir hatten in den letzten fünf Jahren ein stabiles Wachstum mit prozentual immer zweistelligen Zuwachsraten. Der Unternehmensumsatz hat sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Die Norderweiterung 2020 hat natürlich zu diesem positiven Wachstum beigetragen. Aktuell nähern wir uns der Umsatzmarke von 60 Mio. EUR und sind damit auf einem guten Weg. Wir richten unsere Investitionen und Erweiterungsmaßnahmen immer auf ein solides, langfristig angelegtes Bilanzbild aus – und das ist uns in den letzten Jahren auch ganz gut gelungen, damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.
Wie hat sich konkret das Sockelleistengeschäft entwickelt?
Maximilian Miller: Rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes entfallen auf das in den letzten Jahren bei uns stark gewachsene Sockelleistengeschäft und ein Drittel auf andere Industrieprodukte. Wir sind ein großer Zulieferer für Unternehmen der Türen- und Fensterindustrie und wollen diese Segmente auch halten und weiter ausbauen. Dadurch, dass wir mehrere Standbeine haben, sind wir weniger abhängig von Entwicklungen in Einzelmärkten und müssen nicht alles mitgehen. Natürlich bedeuten mehrere Segmente auch mehr Aufwand. Im Vergleich zu reinen Leistenproduzenten haben wir eine relativ große Vertriebsmannschaft.
Von welchen Produktionsmengen sprechen wir bei KGM Holzerzeugnisse?
Stephan Miller: Zurzeit produzieren wird jährlich ca. 50 Mio./lfm-Holzerzeugnisse. Dabei haben wir unsere Produktionskapazität in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt – und hätten bei Bedarf auch noch viel Luft nach oben. Der Zweischichtbetrieb in unseren Werken in Oettingen und Thüringen lässt genügend Spielraum für zukünftiges Wachstum.
Auf welche Vertriebskanäle und Märkte konzentriert sich der Leistenabsatz?
Thomas Miller: Wir sind hauptsächlich im Holzfachhandel, bei Objekteuren und dem bodenlegenden Handwerk mit mehr als 40 %-Umsatzanteil stark aufgestellt. Dazu kommen rund 40 % größere Kunden, Industriekunden und der Exportbereich. Der Baumarktanteil wächst zwar stark, macht aber einen überschaubaren Anteil von höchstens 15 % des Umsatzes aus.
Unser immer noch wichtigster Markt mit einem Anteil von 70 % ist Deutschland. Auch Österreich ist aufgrund der Nähe schon immer ein Hausgebiet für uns, ebenso wie die Schweiz. Und mit unserem noch jüngsten Standort Nord streben wir weiteres Wachstum in den Benelux-Ländern und in Skandinavien an. Von Flensburg aus sind wir nah an diesen Märkten und haben dort auch schon einige Kunden gewonnen.
Welche Bedeutung hat der erst 2020 gegründete Standort Nord für die Holding inzwischen? Wie soll er weiterentwickelt werden?
Thomas Miller: Wir haben in Flensburg inzwischen fast 30 Mitarbeiter und der Standort wird weiter wachsen. Gerade erst haben wir zwei neue Hallen mit zusätzlich 3.000 m
2-Lagerfläche angemietet, weil wir einen Großkunden mit einem eigenen Sortiment gewinnen konnten. Wir sehen aufgrund der logistisch günstigen Lage in Flensburg für die Zukunft wie bereits gesagt großes Wachstumspotenzial in Skandinavien. Unser regionales Mitarbeiter-Team ist dort einfach näher an den Kunden als wir hier in Oettingen.
Der Holzinnenausbau hat in Skandinavien einen hohen Stellenwert und von diesem sehr interessanten Markt wollen wir künftig stärker profitieren. Es gibt für uns im Norden viele spannende Holzthemen umzusetzen. Und dafür sind wir im internationalen Wettbewerb auch gut aufgestellt.
Der Leistenmarkt war in den letzten Jahren von Konsolidierung geprägt, auch durch Insolvenzen größerer produzierender Marktteilnehmer. Hat sich an dem vorherrschenden Preisdruck etwas geändert?
Maximilian Miller: Nein, der Preisdruck ist enorm, und die Stückpreise bewegen sich – anders als bei sehr vielen anderen Erzeugnissen – seit Jahren auf nahezu unverändertem Niveau. Seit in Europa die Holzpreise explodiert waren, kommt noch hinzu, dass inzwischen auch die eine oder andere Leiste aus China importiert wird. Das war jahrzentelang nicht wirklich ein Thema und hat den Preiskampf in Deutschland neu entfacht.
Trotz aller derzeitigen Makrotrends wie Krieg, Energiekrise, Inflation und anderen Unsicherheiten versuchen wir aber, Möglichkeiten positiv zu nutzen, wenn sie sich ergeben, und dabei eine gute Balance aus Investitionen und Rücklagen zu halten. Und dann bereit zu sein, für das, was da noch kommt.
Extreme Beschaffungs- und Lieferkettenprobleme hatten holzbearbeitende Produzenten bis vor Kurzem vor große Herausforderungen gestellt. Mittlerweile hat sich die Situation einigermaßen beruhigt. Haben sich Ihre Lieferantenbeziehungen durch die Krise nachhaltig verändert?
Stephan Miller: Während der Verfügbarkeitsmisere hatte sich ja zunächst wirklich keine Tür mehr geöffnet, in dieser Zeit haben sich gewachsene Lieferantenbeziehungen ausgezahlt. Wir setzen auf langfristig angelegte Partnerschaften auf Augenhöhe mit unseren Lieferanten und Kunden – und das hat sich in den Krisenjahren bewährt.
Aber natürlich ergeben sich auf der Beschaffungsseite, wenn sich ein Markt verändert, auch neue Konstellationen. Die Verfügbarkeit ist zwar wieder gegeben, auch weil die Abätze runtergegangen sind, aber die Preisdynamik hält weiterhin an. Die Stabilität, die wir in der Vergangenheit im Holzhandel kannten, ist so heute nicht mehr gegeben. Der Einkauf ist kurzfristiger geworden und wir müssen viel flexibler reagieren als früher.
Sie erwähnten Großprojekte, mit denen Sie in den letzten Jahren die erforderliche Infrastruktur für das Wachstum geschaffen haben. Wie sind die KGM-Werke in Bayern und Thüringen jetzt aufgestellt? Sind alle Maßnahmen abgeschlossen?
Stephan Miller: Der Werksneubau in Thüringen war 2013 erforderlich geworden, weil die Produktion von Industrieprodukten aus MDF und Spanplatten aus allen Nähten geplatzt war. Wir haben seither ein ca. 40.000 m
2 großes Grundstück sukzessive in drei Bauabschnitten inzwischen fast zur Hälfte bebaut und in einen modernen Maschinenpark investiert. Besonders die Anschaffung einer großen Plattensäge war wachstumsbedingt ein wichtiger Schritt. Letztes Jahr haben wir in dem Werk außerdem eine große Ummantelungsanlage in Betrieb genommen. Bei der sukzessiven Erneuerung des Maschinenparks kam es uns darauf an, dass es nicht nur Eins-zu-Eins-Ersatz ist, sondern technologisch auch State-of-the-art hinsichtlich kurzer Rüstzeiten und Anlagenverfügbarkeiten ist.
Maximilian Miller: In Oettingen haben wir in den letzten Jahren ebenfalls jährlich 2, 3 Mio. EUR in unser neues Werk investiert - nicht nur in bauliche Maßnahmen, sondern auch in moderne Produktionsanlagen. Gerade haben wir eine neue Weinig-Hobellinie in Betrieb genommen und in den nächsten Monaten folgen noch eine weitere Ummantelungsanlage sowie eine neue Schleifmaschine. Die Vorarbeiten dafür laufen bereits.
Welche Bedeutung haben Aspekte der Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie?
Stephan Miller: Holz per se ist natürlich ein ökologisch guter Werkstoff. Wir wählen unsere Bezugsquellen sorgfältig aus und sind dementsprechend schon seit vielen Jahren FSC- und PEFC-zertifiziert. Das war durch unsere Industriekunden schon immer ein wichtiges Thema für uns. Dazu gewinnen jetzt soziale Standards wie Arbeitsbedingungen weiter an Bedeutung.
Natürlich kann man nicht immer alles in Gesetze und Verordnungen festschreiben. Wir schauen uns unsere Lieferanten selbst vor Ort an und machen uns ein eigenes Bild von den Betrieben, mit denen wie eine Partnerschaft eingehen wollen. Bei diesen Themen hilft einem auch der innere Kompass ein ganzes Stück weiter.
Maximilian Miller: Die Nutzung erneuerbarer Energien ist für uns ein großes Anliegen. Mit kleineren und größeren Maßnahmen bauen wir sie kontinuierlich weiter aus und führen jährlich Energie-Audits durch, um weitere Einsparpotenziale aufzuspüren. Beispielsweise erzeugen wir den Strom für unsere Produktionen in Geratal und Oettingen seit Jahren über Photovoltaikanlagen zum Teil selbst. Und wir sind dabei, die Fahrzeugflotte und die Gabelstapler auf Elektrobetrieb umzustellen.
Die BAU 2023 steht bevor – welche Schwerpunkte setzt KGM nach drei Jahren Abstinenz in München?
Thomas Miller: Für uns ist die BAU in erster Linie eine Kommunikationsplattform, auf der man präsent sein und Flagge zeigen muss. Jenseits der Sortimentspräsentation und bestimmten Messeaktionen wollen wir nach drei Jahren ohne die für uns wichtigste Messe endlich wieder in München mit unseren Kunden persönlich in Kontakt kommen. In den Unternehmen hat sich in dieser Zeit vieles verändert, seien es neue Ansprechpartner oder neue organisatorische Abläufe – der persönliche Austausch über solche Themen ist enorm wichtig. Die Kunden wollen auf Messen ja auch darin bestärkt werden, dass sie den richtigen Lieferanten haben.
Dennoch die Frage… auf welche Sortiments-Neuheiten dürfen sich die Kunden freuen?
Thomas Miller: Wir haben erstmals Wandpaneele als Katalog-Produkt in das Sortiment genommen. Dieses Angebot wollen wir unseren Kunden auf der BAU vorstellen und sind gespannt auf die Resonanz. Natürlich sind Lamellenwandpaneele ein klassisches Produkt. Aber dass sie jetzt auch wieder zu einem Wohntrend avancieren, freut uns natürlich. In Ländern wie Dänemark oder Norwegen sehen wir dies schon länger und haben dort auch schon einige sehr schöne Projekte damit umgesetzt. Jetzt erreicht dieser Trend Deutschland.
Einen besonderen Schwerpunkt legen wir in München außerdem auf das Sortiment folierter Massivholzleisten, in dem wir Marktführer sind. Wir haben das Angebot um eine Reihe von Produkten in neuen Trendfarben nochmals erweitert. Helle Greige-Nuancen sowie Anthrazit und auch Schwarz spiegeln aktuelle Interieur-Trends wider. Mit ihnen lassen sich schöne Akzente setzen.
Das Gespräch führte Imke Laurinat im Februar 2023
Lesen Sie das gesamte Interview in
Parkett Magazin 3/23
KGM Holzerzeugnisse GmbH
Munninger Straße 4
D-86732 Oettingen
Tel.: 090 82 / 900-0
E-Mail: info@kgm-online.de
www.kgm-online.de
Gründung: 1973
Geschäftsführung: Thomas Miller (Vertrieb/Marketing), Stephan Miller (Einkauf/Technik), Maximilian Miller (Finanzen/IT)
Umsatz: ca. 60 Mio. EUR (2022)
Standorte:
- Oettingen/Bayern (Hauptsitz, 2 Werke, Massivholzleistenproduktion, Lager)
- Geratal/Thüringen (MDF- und Holzwerkstoffproduktion, Lager)
- Ilmenau/Thüringen (Furnierproduktion, Lager)
- Flensburg/Schleswig-Holstein (Vertrieb, Lager)
Mitarbeiter: 300
Produktionsmenge Holzerzeugnisse: ca. 50 Mio. lfm/Jahr
Vertriebskanäle: Holz- und Bodenbelagsfachhandel, Baumärkte, Objekteure, bodenlegendes Handwerk, Industrie
Portfolio: furnierte, folierte und lackierte Sockelleisten und Profile, massiv, MDF und Spanplatte, Sonderanfertigungen, Zubehör
50 Jahre KGM Holzerzeugnisse
1973 Gründung des Sockelleistengeschäfts durch Karl G. Miller in Oettingen
1992 Eröffnung Werk Gehren (Thüringen), Produktion ummantelter Profile und Lager
2005 Thomas Miller tritt in zweiter Generation in die Geschäftsführung ein
2013 Eröffnung Werk Geratal (Thüringen), MDF-/Holzwerkstoffproduktion und Lager
2017 Stephan Miller tritt in die Geschäftsführung ein
2018 Erste Erweiterung Werk Geratal (Lager)
2019 Inbetriebnahme Werk 2 in Oettingen
2020 Eröffnung Standort Nord mit Logistikzentrum und Vertriebsbüro in Flensburg
2022 Zweite Erweiterung Werk Geratal (Produktion und Lager)
2023 Maximilian Miller tritt in die Geschäftsführung ein