29.03.2023
Karle & Rubner: „Viele Händler haben das Potential von Terrassenzubehör noch nicht erkannt“
Schlag auf Schlag: Kaum war das neue große Schulungszentrum in Eschenburg in Betrieb genommen, stand auch schon die neue Halle in Mandeln, Ende 2022 in Rekordzeit fertiggestellt. Sie markiert den nächsten Meilenstein in der Firmengeschichte von Karle & Rubner – und der seit Jahren andauernden Expansion des Terrassenbauspezialisten. Seitdem Achim Stiehler das Unternehmen 2014 übernahm, ist es stetig gewachsen, wurde aber auch immer wieder modernisiert, weiter entwickelt, mit neuen Ideen aufgeladen. Mittlerweile kommt Karle & Rubner mit gut 100 Mitarbeitern auf einen Umsatz von deutlich über 30 Mio. EUR - und ist dabei kerngesund und liquide. Wenn Stiehler investiert - und er investiert viel und ständig - braucht er keine Bank, die Mittel kommen aus der eigenen Tasche. „Ein Höchstmaß an Unabhängigkeit sichert einen guten Schlaf“, ist die Devise des Dipl-Betriebswirtes, der sich seit Anfang 2023 die Geschäftsführung mit Nicolas Smajek teilt, weil die Aufgaben immer mehr und komplexer werden.
Herausfordernde Zeit gut überstanden
Die letzten Jahre mit Corona und dem Kriegsausbruch in der Ukraine waren auch für Karle & Rubner herausfordernd und anstrengend. Wenngleich trotz Störungen in der Lieferkette, Rohstoff-, Transport- und Energieverteuerungen unter dem Strich erfolgreich. „Wir haben zwei gute Jahre hinter uns, konnten Prozesse optimieren, sind kontinuierlich gewachsen und auch intern weiter zusammengewachsen“, sagt Stiehler. Das Unternehmen bezieht seine Produkte, Komponenten und Werkzeuge fast ausschließlich aus Deutschland. Nur Aluminium wird in der Türkei eingekauft, Thermokiefer kommt aus Finnland und WPC-Dielen teilweise aus den USA.
Viele Preise hätten sich inzwischen wieder eingependelt, berichtet Stieler, nachdem beispielsweise Aluminium enormen Schwankungen unterlegen habe. Wobei nicht nur der Rohstoff den Preis bestimme, „das Material hat nur 40 bis 45 % Anteil an den Kosten“, betont Stiehler. „Die Schiene muss auch produziert werden. Und die Verarbeitung ist ebenfalls teurer geworden.“ Hinzu kommt noch, dass Alu in USD gehandelt wird, der Preis also auch durch ungünstige Währungsparitäten beeinflusst wird. „Früher hatten wir mit unseren Lieferanten Jahreskontrakte, das gab uns und unseren Kunden Planungssicherheit“, so Stiehler weiter. Aber der Preis allein sei nicht das entscheidende Kriterium: „Man muss die Ware bekommen - und das in ausreichender Menge.“ Deshalb ist seine Philosophie auch hier, keine Abhängigkeiten herzustellen, sondern lieber auf mehrere Lieferanten zu bauen anstatt nur auf einen.
Terrassen-Saison beginnt früher und dauert länger
Generell hat sich das Geschäft verändert, ist kurzfristiger und volatiler geworden. Zuleich verhalten sich die Kunden anders, die Outdoor-Saison hat sich verlagert und ausgedehnt. Von April bis August läuft sie auf Hochtouren und dauert bis in den November hinein an. „Der Handel deckt sich heute schon im ersten Quartal mit Ware ein, die dann allerdings nicht gleich abfließt“, beobachtet Stiehler. Er will den Frühbezug im Januar und Februar fördern, indem er dafür einen Frühbezubugsrabatt gewährt.
Überhaupt ist er gespannt, wie sich 2023 nach dem wechselvollen Vorjahr entwickeln wird. 2022 hatte sich gut angelassen, bevor das Geschäft im Juli regelrecht einbrach und die Produktion von Karle & Rubner ausbremste. Um Kurzarbeit und Entlassungen zu vermeiden, führte der Unternehmer Minusstunden ein. So waren im vergangenen Herbst manchen Freitag die Hallen verwaist. „Niemand muss sich bei uns Gedanken um seinen Arbeitsplatz oder sein Einkommen machen“, versicherte er seinen Mitarbeitern schriftlich. Diese danken ihm mit Loyalität und Teamgeist.
Zumindest für das erste Halbjahr 2023 geht Stiehler von einer schwachen Nachfrage aus, will das aber nicht durch Preiserhöhungen kompensieren. Sein Ziel ist vielmehr, für mindestens ein halbes Jahr, besser noch ein Jahr die Preise konstant zu halten. „Im Zweifelsfall sitzen wir das aus.“
Denken wie und für die Kunden
Das Wohl der Kunden steht für ihn und seine Mannschaft an oberster Stelle. Das, was viele Unternehmen als Maxime verkünden, wird bei Karle & Rubner wirklich gelebt. Weil Stiehler selbst von der Handelsseite kommt und daher die Bedürfnisse seiner Klientel aus eigener Erfahrung kennt. So wird etwa der Lagerbestand immer hoch gehalten. „Jeder Controller würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, sagt der Vollblut-Unternehmer nicht ohne Selbstironie, „aber uns sind Lieferbereitschaft und Warenverfügbarkeit extrem wichtig.“ Und er versteht sich ganz klar als Partner des Handels, Direktvertrieb ist daher für ihn ausgeschlossen. „Wir beraten das Handwerk, aber wir verkaufen nicht an das Handwerk. Wir gehen nicht in Konkurrenz mit unseren Kunden.“
Genauso verhält es sich mit dem aufblühenden Objektgeschäft. Der Handel wird mit ins Boot geholt. „Wir werden immer mehr zum Projektberater, ohne dass wir den Umsatz direkt merken, den generieren unseren Kunden“, so Stiehler. „So wollen wir auch gesehen werden: Wir gehen mit unserer Dienstleistung weiter über Produkte hinaus.“ Jüngstes Beispiel ist ein Großprojekt in Berlin: Dort wird der Tower des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu einem Besucherzentrum umgebaut und die Unterkonstruktion der Dachterrasse samt Planung kommt von Karle & Rubner.
Private Label, vielen Herstellern, die lieber ihre eigene Marke vermarkten wollen, ein Dorn im Auge, stellen für Achim Stiehler ebenfalls kein Problem dar. „Ein gemeinsames Eigenmarken-Konzept bindet auch“, weiß er, „macht aber nur Sinn, wenn die Menge und der Umsatz stimmen.“
„Wir sind 100 % Terrasse“
Andere Marktsegmente sind prominenter als die Terrasse. Daher werden die Hessen trotz ihres Erfolges weniger wahrgenommen. Stiehler ficht das nicht an. Er ist „ ganz glücklich, dass wir uns in einer Nische befinden. Unsere ganze Welt ist die Terrasse, fokussiert und konzentriert auf die Produktgruppen UK, Terrassenbeläge, Sichtschutz und Überdachungen.“
Allerdings bedauert er, dass viele Händler das Potential von Terrassenzubehör noch nicht erkannt hätten. Manche führten das Sortiment gar nicht, dabei sei die Spanne höher als im Hauptprodukt, da weniger vergleichbar. Er will Verkäufer ermutigen, zu hochwertigen Terrassendielen auch eine hochwertige Unterkonstruktion zu verkaufen - „denn die Kaufentscheidung wird schon beim Belag getroffen, das Zubehör ist nur ein Zusatzkauf, das ist die große Chance.“
Durch Neuentwicklungen nicht vergleichbar
Karle & Rubners Verständnis von professionellem Terrassenbau: Einfach, schnell, fehlerfrei und dabei individuellen Vorstellungen angepasst. Jede Produktneuentwicklung geht in diese Richtung - und ist immer exklusiv. Stiehler selbst „macht es großen Spaß, eine technische Lösung für ein Problem zu finden.“ Neu im Programm ist unter anderem das zum Patent angemeldete Qlick-Verlegesystem für unterseitig genutete Dielen auf Alu-Unterkonstruktion. „Schneller geht’s nicht: Aufklicken statt verschrauben.“ Ebenso unkompliziert wie einbauen lassen sich die Dielen auch wieder aufnehmen. Diese und andere Neuheiten sind auf dem Karle & Rubner-Stand auf der Münchner Bau zu sehen.
Claudia Weidt
Karle & Rubner auf der BAU: Halle B5, Stand 420
Karle & Rubner
Karle & Rubner GmbH
Im Schosseifen 4
35713 Eschenburg
Tel.: +49 (0)2774 92680
www.karle-rubner.de, info@karle-rubner.de
Gründung: 1905 als Tischlerei und kleines Sägewerk
Übernahme 2014 durch Achim Stiehler
Geschäftsführung: Achim Stiehler, Nicolas Smajek
Mitarbeiter: ca. 100 incl. Aushilfen
Umsatz: 31,7 Mio. EUR (2021)
Standorte: Eschenburg (Zentrale), Mandeln (Produktion, Lager, Logistik), Steinbrücken (Ausstellung)
Sortiment:
- Terrassenzubehör: Alu-Unterkonstruktionen, Installation, Befestigung, Reinigung und Pflege)
- Terrassendielen: Thermoholz, WPC, Keramik
- Sichtschutz
- Überdachungen
Service: Schulungen (vor Ort, beim Kunden, online), Projektbetreuung, CAD-Planung, Private Label, Musterservice, Displybau, 3D-Präsentationstisch, Regalkonzepte, Sortimensplanung, Planungssoftware, Tutorials
Märkte: Deutschland, Österreich, Schweiz
Marken: Terracon (Terrassenzubehör), Basedeck
Schulungen 2023 online und offline
Auch 2023 lädt Karle & Rubner Fachhändler und Verarbeiter wieder zu Präsenz-Workshops in seinem Schulungszentrum ein. Unter dem Motto „Learning by doing“ werden theoretisches Wissen um die Produkte, Planung und Fachregeln mit praktischer Anleitung und Umsetzung verbunden. Dabei steht zum einen die Verlegung klassischer Terrassendielen auf Alu-UK im Mittelpunkt, zum anderen die von keramischen Platten. Die Kurse beginnen mit der Anreise und einer gemeinsamen Abendveranstaltung am Vorabend und enden am Folgetag gegen 15.00 Uhr. Die Teilnehmerzahl ist auf jeweils 16 begrenzt.
Termine: 26. April, 24. Mai, 28. Juni.
Weitere Infos und Anmeldungen unter https://www.karle-rubner.de/schulungskalender/
Darüber hinaus bewährt haben sich Online-Seminare zu verschiedenen Themen. „Hier erhält der Fachhandel in kurzer Zeit das nötige Wissen rund um unsere Sortimente – Produkte, Einsatz, Planung, Montage – und die allgemeinen Fachregeln – Entwässerung an Gebäuden, Windlasten, Gefällevorschriften, Gebrauchsklassen Holz.“