30.08.2022

FEP: „Es ist Zeit für Innovationen“

„Als ich dieses Amt übernommen habe, hätte ich nie damit gerechnet, mit solchen Herausforderungen konfrontiert zu werden“, leitete FEP-Präsident Lorenzo Onofri seine Rede anlässlich der diesjährigen, inzwischen 66. Generalversammlung und des 46. Parkettkongresses des Verbandes ein. Vor einem Jahr hatte der Italiener den Vorsitz der Standesorganisation der europäischen Parkettindustrie übernommen – und in diesen zwölf Monaten erlebten die FEP-Mitglieder eine wahre Achterbahnfahrt. Zum einen schloss der europäische Parkettmarkt 2021 mit einem Zehn-Jahres-Hoch, zum anderen entstanden durch die Pandemie und einen Krieg, mit dem niemand gerechnet hatte, sehr unsichere Szenarien für die Zukunft der Branche wie auch des gesamten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeldes. „Der Krieg hat die europäische und auch die globale Balance durcheinandergebracht“, so Onofri, „die Leute wollen Parkett kaufen und wir können nicht liefern“. Engpässe gebe bei fast allen Materialien für die Parkettproduktion, da ein erheblicher Teil der von europäischen Parkettherstellern verwendeten Rohwaren und Halbfertigprodukte aus der Ukraine, Russland und Belarus stammt.

„Die guten alten Eiche-Zeiten sind vorbei“

Für den Geschäftsführer von Stile gibt es nur einen Weg aus dem Dilemma: „Die Zeit für Innovationen ist gekommen - neue Hölzer, neue Materialien, neue Trends. Und das ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Industrie. Denn wir können die Entscheidungen der Endkunden und Architekten beeinflussen, in dem wir neue Stile, Produkte, Tendenzen implementieren.“ Warum würde zum Beispiel Eiche dunkel gefärbt oder gebeizt und sehe dann aus wie Iroko, wenn man gleich Iroko nehmen könne? „Das ist alles herausfordernd, teuer und aufwendig - vor allem in kurzer Zeit“, räumte Onofri ein, „aber es ist absolut notwendig. Die guten alten Eiche-Zeiten sind vorbei.“ Er forderte die anwesenden Kollegen aus der Parkettindustrie wie auch Vertreter der übrigen Wertschöpfungskette auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die FEP sei eine effektive und effiziente Plattform dafür: „Ich werde nicht müde, das immer wieder zu wiederholen.“

FEP fordert Schutzmaßnahmen und Unterstützung von der EU

Das geht sogar noch weiter: „Die FEP arbeitet auch eng mit den anderen Verbänden aus der Holzwirtschaft zusammen, um mehr Druck auf die EU auszuüben.“ Denn es sei auch an der Zeit, dass Europa seine Haltung ändere. „Es gibt keinen Grund, dass Europa sich alleine um die Probleme der Welt kümmert, wenn andere wichtige Länder wie China, Indien und die USA das nur tun, wenn und so lange es ihren eigenen Interessen entspricht.“ Europa riskiere, die Interessen seiner Bürger und seiner Industrie zu schützen. Es sei an der Zeit, betonte Onofri, sie stattdessen zu schützen und zu unterstützen. Geschäftsführerin Isabelle Brose konkretisierte die Forderungen der FEP: „Zum Beispiel eine Kontigentierung, um Eichenrundholz in Europa zu halten sowie eine stärkere Mobilisierung der europäischen Holzressourcen auf Basis nachhaltiger Forstwirtschaft.“ Außerdem wünscht sich die Parkettindustrie eine längerfristige Perspektive zur Erforschung nachhaltiger und recycelbarer Alternativen zur Eiche.

Europäischer Parkettmarkt auf 10-Jahres-Hoch

Und dabei hatte die europäische Parkettindustrie gerade das erfolgreichste Jahr der letzten Dekade abgeschlossen, in dem sich der Absatz auf den FEP-Märkten um 6,2 % auf 88,2 Mio.m2 erhöht hatte. Wobei Italien und Frankreich nach dem schwachen Vorjahr, das von den Corona-Lockdowns geprägt war, überdurchschnittliche Steigerungen verzeichneten, auch Kroatien, die Schweiz und Rumänien melden einen deutlichen Anstieg des Parkettverbrauchs. Etwas geringer fielen die Zuwächse in Skandinavien, Österreich und Spanien aus. Deutschland hielt sich auf Vorjahresniveau.

Europäische Produktion kratzt an 100 Mio. m2-Marke

Die Produktion im FEP-Gebiet nahm um fast 7 % auf über 82 Mio. m2 zu - auf ein Niveau, das seit der Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde. Dazu addieren sich weitere 15,3 Mio. m2 (geschätzt), die außerhalb der FEP-Länder hergestellt werden, davon 9,7 Mio. m2 in EU-Ländern und 5,6 Mio. m2 in europäischen Nicht-EU-Ländern. Damit ergibt sich eine Gesamtproduktion von fast 98 Mio. m2 (+ 7,9 %).

Kaum verändert hat sich der Anteil der verschiedenen Parkettarten: Absolut dominierend ist unverändert Mehrschichtparkett, das seinen Anteil sogar noch um 1 % auf 83 % ausgebaut hat. Massivparkett einschließlich Lamparkett hat hingegen 1 % verloren auf 15 %, Mosaikparkett liegt weiterhin bei 2 %.

Schweden mit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch

Und auch das Ranking der größten Produzenten stellt sich wie im Vorjahr dar: Nr. 1 ist Polen mit knapp 16,1 % Anteil vor Schweden (14,9 %), Österreich (13 %) und Deutschland (9,9 %).

Anders hingegen bei den Absatzmärkten: Hier war Deutschland auch 2021 mit 20,5 % Anteil der größte, doch haben sich Italien (10,5 %) und Frankreich (10,2 %) vor Schweden (9,9%) auf die Plätze 2 und 3 geschoben. Österreich liegt mit 7,7 % an fünfter Stelle vor der Schweiz (7,5 %), den nordischen Ländern (6,8 %) und Spanien (6,5 %). Im Pro-Kopf-Verbrauch ist nach wie vor Schweden unangefochtener Spitzenreiter mit 0,86 m2 vor Estland (0,77 m2), Österreich (0,76 m2) und der Schweiz (0,75 m2). Der FEP-Schnitt ist leicht gestiegen auf 0,21 m2.

Das seit Jahren bekannte Bild zeigt sich bei den Holzarten, nämlich Eiche auf breiter Front (81,9 %) und dahinter erst mal lange nichts. Esche kommt auf 5,3 % Anteil,Buche auf 2,8 % und tropische Hölzer auf 2,1 %. Kleine Mengen entfallen zudem auf Nussbaum (1,3 %), Kiefer (1,2 %), Kirsche und Ahorn (je 0,4 %).

Länderunterschiedliche Absatzentwicklung im ersten Quartal 2021

Im ersten Quartal 2022 haben sich die europäischen Parkettmärkte unterschiedlich entwickelt. Italien, Skandinavien und Spanien spüren immer noch deutlichen Auftrieb in der Nachfrage, während sie in den Benelux-Ländern, Frankreich und der Schweiz stagniert. In Österreich und Deutschland seien sogar Rückgänge zu verzeichnen, konstatiert die FEP, was die Schwierigkeit widerspiegele, aufgrund der Engpässe in der Holzversorgung Aufträge zu erfüllen.

Claudia Weidt


FEP 2022

European Federation of the Parquet Industry (FEP)
Rue Montoyer 24
B-1000 Brüssel, Belgien
Tel.: +32 556 2587
www.parquet.net, info@parquet.net

Vorstand: Vorsitz Lorenzo Onofri (Stile), Klaus Brammertz (Bauwerk Group), Dr. Peter M. Hamberger (Hamberger Flooring), Javier Hervás (Mariano Hervás) Jean-Marc Legrand (Berry Alloc/B.I.G.), Johan Magnusson (Kährs), Francesco Penne (Tarkett), Karl Scheucher (Scheucher Holzindustrie), Daniel Smiljanic (Pan Parket)
Geschäftsführung: Isabelle Brose
Mitglieder: 81, davon 50 Parketthersteller, 23 Zulieferer, acht nationale Verbände
Zugänge 2021: Sika (assoziertes Mitglied)
Abgänge 2021: Vicla Impex (RO) BF Parquet (UA), Amorim Cork Flooring (assoziertes Mitglied)

Die nächste FEP-Generalversammung und der 47. Parkettkongress finden vom 15. bis 16.Juni 2023 in Barcelona statt.
FEP: „Es ist Zeit für Innovationen“
Foto/Grafik: SN-Verlag
Die FEP, Föderation der Europäischen Parketthersteller, berichtete auf ihrer Generalversammlung 2022 in Hamburg von deutlichen Umsatz- und auch Absatzgewinnen 2021. Der europäische Parkettmarkt erreichte ein 10-Jahres-Hoch.
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Keine Scheu vor klaren Worten: Lorenzo Onofri forderte angesichts der vielfältigen Herausforderungn für die europäische Parkettindustrie eindringlich mehr Schulterschluss, neue Ideen und Mut zu neuen Wegen.
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Isabelle Brose: „Die Parkettindustrie kann nicht komplett auf andere Eiche-Einkaufsquellen oder Holzarten ausweichen, daher fordert die FEP von der EU temporäre Schutzmaßnahmen und Unterstützung.“
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Parkett Magazin-Chefredakteurin Claudia Weidt hieß die FEP-Mitglieder in Hamburg willkommen.
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