Holzland:„Vom Mut, alte Muster zu verlernen“

Ganz anders, ganz untypisch für eine Hausmesse war die diesjährige Holzland-Expo, für die Holzhandels-Kooperation erneut den MDH, Marketingverbund für Deutsche Holzfachhändler mit ins Boot geholt hatte. Keine klassischen Messestände, auf denen die Lieferanten ihre Produkte zeigen, keine Warenpräsenter, keine gelangweilten Außendienstmannschaften – stattdessen 20 Minuten-Gesprächsslots und fest gebuchte Termine. „Speed-Dating“ nannte Holzland das. Geplant gewesen war das neue Format schon für die Expo 2020 doch musste diese aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Das nutzte man in Dortmund, um noch etwas nachzujustieren.

Schließlich konnten sich Händler und Lieferanten gegenseitig über ein Planungstool zu Terminen einladen und buchen. Wenn es auch noch Verbesserungswünsche im Detail gab, zum Beispiel längere Gesprächsfenster oder Pausenmöglichkeiten und einige Industrievertreter, die weniger Buchungen hatten, nicht ganz glücklich waren, äußerten sich die meisten Teilnehmer positiv. Jochen Scherf (Holz-Scherf), stv. Vorsitzender des Holzland-Aufsichtsrates bilanzierte: „Ich habe mir selber einen vollen Kalender gebucht und kann nur sagen, es hat Spaß gemacht und sich gelohnt.“. Karten Lüghausen, Geschäftsführer des SHZ, Saalfelder Holz-Zentrums, lobte: „Tolles Konzept, sehr gute Organisation.“ Sylvester Greiter, Geschäftsführer von Holz-Greiter, verabredete sich weniger mit seinen Stammlieferanten, sondern nutzte die Gelegenheit, neue Unternehmen kennenzulernen. Ziro-Vertriebsleiter Michael Bodemer freute sich über die Gelegenheit, wieder persönlich Kontakte wahrzunehmen. Mapei empfand die „neue“ Holzland-Expo als „echten Gewinn“ und auch Prinz-Geschäftsführerin Katharina Prinz und Vertriebsleiter Norbert Blach waren begeistert: „Der Aufwand ist deutlich geringer, wir sind gut gebucht und haben Erstkontakte gewonnen, auf die wir aufbauen können.“



Holzland-Gesellschafterversammlung 2022
„Das größte Risiko ist, keins einzugehen“

Anders als in früheren Jahren war die Gesellschafterversammlung dieses Mal der Holzland-Expo vorgeschaltet. Axel F. Pawlas, der im Juni überraschend Nicole Averesch in der Geschäftsführung abgelöst hatte, stellte sich den fast 100 stimmberechtigten Gesellschaftern mit einem Appell vor: „Seien Sie mutig und vertrauen Sie in Ihre Leistungsfähigkeit“. Die konjunkturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen würden sich massiv wandeln und eine Anpassung der Strategien erfordern. „Immer wieder adjustieren“ sei wichtig.

Als Fokusthemen für die Holzhandels-Kooperation sieht Pawlas Digitalisierung und Personalgewinnung. Wobei Holzland in der Digitalisierung von Prozessen „absolut führend“ sei. Als Beispiel führte er das PIM mit bisher 1,5 Mio. Datensätzen an – „und jährlich kommen ca. 100.000 dazu“. Auch die Entwicklung des Holzland-Marktplatzes nannte er beeindruckend und belegte das Zahlen: „Die Anzahl der Anfragen hat sich von 2020 bis 2022 um über 75 % erhöht, im gleichen Zeitraum hat sich der Umsatz über die Plattform verdoppelt.“ Aber die Konkurrenz nehme zu, deshalb unterstrich Pawlas: „Wir müssen uns vom stationären Händler mit Internetseite zur Internetplattform mit stationären Händlern weiterenwickeln“.

Zum „Mut, alte Muster zu verlernen“ riet auch der alte und neue Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Josef Simmer (Keplinger). Die Welt habe sich verändert, ein „vor Corona, vor Ukraine-Krieg“ werde es nicht mehr geben. „Deshalb müssen wir die gewohnten Wege verlassen. Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.“ Holzland habe sehr erfolgreiche Jahre hinter sich und „Speck ansetzen“ können. „Den werden wir auch brauchen – zumindest teilweise. Das größte Risiko ist, keines einzugehen.“

Neben Simmer wurden bei den Aufsichtsratswahlen auch Stellvertreter Jochen Scherf (Holz-Scherf), Daniel Pfirter (Woodpecker), Johann Ziller (Holz-Ziller) und Karsten Ahrens (extern) in ihren Ämtern bestätigt. Neue Ersatzmitglieder sind Philipp Leibundgut (Woodpecker) und Simon Marberger (Holz-Marberger).



Holzland-Award 2022
Auszeichnung für die Besten der Branche

Holzland-Award 2022
Auszeichnung für die Besten der Branche


Einer der Höhepunkte der Holzland-Expo 2022 war die Verleihung der diesjährigen Awards in fünf Kategorien. Zur Fachjury, die die Gewinner kürte, gehört auch Parkett Magazin-Chefredakteurin Claudia Weidt. „Die Bandbreite der Bewerbungen war in diesem Jahr enorm und spiegelt sowohl die Vielfalt unserer Koooperation als auch den hohen Digitalisierungsgrad und die Sortimentskompetenz unserer Händler wider“, lobte Stefan Röller, Bereichsleiter Mitgliederbetreuung.

Als „Händler des Jahres Einzelhandel“ wurde Holzland Bunzel gekürt, der mit seiner Social Media-Kampagne „In 3 Wochen zur Traumterrasse“ überzeugte. Weitere Nominierte in dieser Rubrik waren Holzland Schwan (Scherf-Gruppe) und Holz-Ziller.

„Händler des Jahres Großhandel“ wurde der Holzfachhandel Schmidt & Thürmer aus Mecklenburg-Vorpommern dank seiner klaren Fokussierung auf die Kernthemen Holzbau, Wertholz und Top-Lieferanten. Er verwies Waterkamp und Keplinger auf die Plätze.

Der erstmals ausgeschriebene Zukunfts-Award ging an Holzwelt Kauth in Messerich. Anja und Frank Kauth legen großen Wert auf Mitarbeiterbindung und investieren auch viel darin.

Den Award für das „Innovativste Produkt“ mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit konnte Pfleiderer für Duropal Compact Xtreme plus entgegennehmen. Nur knapp geschlagen wurde KWG mit seinem Second Life-Konzept. Zu den Top 3 unter mehr als 20 Bewerbern gehörte außerdem Griffwerk mit Planeo Air Silent.

Der Top-Lieferant 2022 wurde von den Holzland-Händlern gewählt: Die Meisterwerke. Weitere Nominierte waren ter Hürne und West Fraser / Norbord.

Claudia Weidt