11.07.2022

Europäischer Holzhandel fürchtet nachlassende Dynamik

Der europäische Holzhandel fürchtet eine nachlassende Dynamik im zweiten Halbjahr 2022. Anlässlich der Mitgliederversammlung des Europäischen Holzhandelsverbandes, ETTF, in Amsterdam, mit 20 Teilnehmern aus acht nationalen Verbänden wurde intensiv über die aktuelle Marktsituation und die weiteren Perspektiven diskutiert. In den Mitgliedsländern sei das Geschäft im ersten und teilweise auch im zweiten Quartal sehr gut gelaufen, insbesondere im Bauwesen wie auch mit Konstruktionshölzern, Massivhölzern und Hobelwaren. Der DIY-Markt wurde hingegen als rückläufig bezeichnet, vor allem in Spanien und Frankreich. Insgesamt seien die Läger des Handels gut gefüllt und würden im Jahresverlauf abverkauft. Thema ist, ob die Befüllung auf gleichem Niveau erfolgen soll.

Für den europaweiten Holzimport ergeben sich erhebliche Konsequenzen aus dem 5. Sanktionspaket der EU, dass die Einfuhr von Holz und Holzprodukten aus Russland und Belarus verbietet. Die Ersatzbeschaffung von Birkensperrholz oder Lärche wird nach dem Abverkauf der Läger spätestens ab 2023 derzeit als sehr schwierig eingeschätzt. Offen bleibt, ob sich die Chinesen stärker auf dem russischen Markt bedienen und daher Druck aus dem Export aus dem Binnenmarkt nach Ostasien genommen wird.

Für die zweite Hälfte des laufenden Jahres erwartet der europäische Holzhandel ein deutliches Nachlassen der Geschäftsdynamik. Noch seien die Auftragsbücher der wichtigsten Abnehmergruppen voll, allerdings wird bezweifelt, ob es im selben Umfang zu Folgeaufträgen kommt. Aufgrund der heiklen wirtschaftlichen Lage, Inflation, steigender Hypothekenzinsen und schwieriger Preiseinschätzungen wird eine größere Zurückhaltung erwartet. Die Logistiksituation ist in weiten Teilen Europas unverändert angespannt, in Westeuropa herrscht zudem ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften, der sich in den kommenden Jahren noch verschärfen dürfte.

ETFF-Präsident Ad Wesselink aus den Niederlanden verwies darauf, dass die zum Teil erheblichen Umsatzsteigerungen im Wesentlichen preisgetrieben waren und einen erheblichen organisatorischen und betrieblichen Aufwand mit sich brachten. Mehr Bürokratie für den Holzimport brächten auch die verschiedenen regulatorischen geplanten Maßnahmen der EU mit sich, an erster Stelle die anstehende Verordnung für den Import von Produkten aus ausschließlich entwaldungsfreien Herkünften. Der Entwurf der Verordnung ist inzwischen bei den EU-Mitgliedsländern und wird dort diskutiert.


ETTF
European Timber Trade Federation
Am Weidendamm 1a
10117 Berlin
Tel.: 0049 (0) 30 72625800
https://ettf.info/

Mitglieder: 15 nationale Verbände
Außerordentliche Mitglieder: European Federation of Parquet Importers (EFPI), Association Technique International des Bois Tropicaux (ATIBT), Holm Tråvaror (Schweden), Holzwerkstoffe Schweiz (Schweiz), Gadimat and Robelbois (Marokko)
Geschäftsführung: Thomas Goebel
Vorstand: Ad Wesselink (Vorsitz und Obmann Laubholz), Morgen Bergsten (Obmann Nadelholz), Koen de Witte (Sperrholz), Palle Thomsen und Franz-Josef Kall (Handel)
Europäischer Holzhandel fürchtet nachlassende Dynamik
Foto/Grafik: ETTF
ETTF-Mitglieder: „Noch sind die Läger und die Auftragsbücher voll, aber die Umstände lassen erwarten, dass die Geschäftsdynamik im zweiten Halbjahr nachlässt.“

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