08.10.2021

Lichtechtheit von Parkett: Holz reagiert oft stärker, als Lacke dies verhindern können

Wer kennt es nicht: Ein schöner Holzboden weist unter dem Teppich eine andere Farbe auf. Spätestens, wenn im Raum umgeräumt werden soll, wird das zum Ärgernis. Dr. David Reindl, Leiter Entwicklung und Anwendungstechnik Dr. Schutz und Eukula, nimmt die lichtbedingten Farbveränderungen von Holz und Oberflächenbehandlungen unter die Lupe.

Wie farbstabil ist ein Holz?

Frisch freigelegtes Rohholz, zum Beispiel nach Sägen oder Schleifen, ist nicht farbstabil. Farbgebende Holzinhaltsstoffe erfahren mit Lichteinwirkung eine chemische Veränderung, wodurch sich auch die Farbe verändert. Da die Eindringtiefe des Lichts in das Holz nicht übermäßig tief ist, kann durch einen Grundschliff die ursprüngliche Holzfarbe meist wieder freigelegt werden.

Absorbiert ein Holzinhaltsstoff eine besondere Wellenlänge besonders stark, dann wird dieses Holz für uns als „Farbholz“ sichtbar. Wird lediglich ein relativ breiter Bereich des Lichts mal mehr, mal weniger, absorbiert, dann sehen wir Brauntöne. Absorbiert das Holz sehr wenig im sichtbaren Licht, dann handelt es sich um helle Hölzer. Auch diese haben Inhaltstoffe, die Licht absorbieren, zunächst jedoch nicht im sichtbaren Bereich, sondern im UV-Bereich. Kommt es dann im Holz zu einer chemischen Reaktion und der Bildung von Stoffen, die durchaus im sichtbaren Lichtbereich absorbieren, wird das helle Holz dunkler, nämlich gelb bis gelb-braun.

Dunkle Hölzer werden bei Lichteinwirkung meist etwas heller. Ein Farbholz verliert seine charakteristische Farbe, wenn es bei Einstrahlung des Lichts zu chemischen Reaktionen angeregt wird. Es entsteht eine andere, meist hellere Art von Braun.

Viele weitere Gegebenheiten nehmen an dem Farbspiel teil. Zum Beispiel kann die Lichtechtheit relativ frischen Holzes anders ausfallen, als bei einem Holz, das schon jahrelang auf dem Boden liegt. Auch die Qualität der Raumluft kann die Lichtreaktion beeinflussen. Es gab Fälle, bei denen Ammoniak aus dem Untergrund die Lichtreaktion des Holzes im Fugenbereich intensiviert hat.

Was können Lacke für die Lichtstabilität tun?

Parkettlacke und -öle weisen eine mehr oder weniger gute Lichtechtheit auf. Sehr häufig ist die Lichtechtheit des Holzes allerdings sehr viel geringer als die des Lackes. Deshalb wird eine weniger starke Lichtreaktion des Lackes normalerweise als tolerabel hingenommen.

Aromatische Bausteine eines Lackes begründen typischerweise eine gewisse Vergilbungstendenz. Solche Bausteine findet man häufig in lösemittelbasierten PU- und Alkyd-Lacken. Zu Alkyd-Lacken gehören Öl-Kunstharz-Siegel und auch Hartwachsöle. Man kann solche chemischen Verbindungen im Produkt gegen nichtgilbende aliphatische Strukturen austauschen, was aber mit einer deutlichen Verteuerung der Lacke einherginge. Interessant werden nichtgilbende Lacke daher erst, wenn die natürlichen Gilbungen der Holzes in den Hintergrund treten.

Bei günstigen Wasserlacken könnten gilbende Styrolacrylate eingesetzt sein. Jedoch sind moderne, wasserbasierte Lacke häufig ohne aromatische Grundbausteine formuliert. Dies bedeutet, dass sie typischerweise keine lichtbedingte Verfärbung zeigen, also für sich genommen lichtstabil sind. Auf das lackierte Parkett lässt sich dies jedoch nicht übertragen, denn die Holzreaktion bleibt, wie sie ist. Bei Wasserlacken kommt hinzu, dass es in stark lichtbeschienenen Bereichen zu starken Aufhellungen kommen kann. Dieser Effekt lässt sich reduzieren, wenn man das Holz vor dem Wassersiegel mit imprägnierenden Grundierungen, zum Beispiel einem Öl, einlässt.

Wie verhalten sich Oberflächen-Öle?

Öle basieren auf ungesättigten Fettsäuren und zeigen ebenfalls ein typisches Lichtgilbungsverhalten. Sehr viel kritischer bei Ölen ist aber die sogenannte Dunkelvergilbung, also eine Vergilbung, die stattfindet, wenn die Oberfläche kein Licht sieht. Diese Dunkelvergilbung wird besonders auffällig, sobald Weißpigmente im Spiel sind (auch Grautöne enthalten Weiß). Besonders ausgeprägt kann das bei weiß pigmentierten, schichtbildenden Ölen, sogenannten Hartwachsölen, geschehen. Reduziert wird diese Erscheinung, wenn das Öl richtig durchoxidieren kann, bevor die Oberfläche abgedeckt wird.

Zum Glück ist Dunkelvergilbung in einem gewissen Rahmen reversibel. Das bedeutet, dass sie durch intensive Lichteinwirkung wieder ausgeblichen werden kann.

UV-stabilisierende Zusätze wirken nur bei hellen Hölzern

Sogenannte UV-Blocker als Zusätze zur Oberflächenbeschichtung absorbieren im dicht an den sichtbaren Bereich angrenzenden UV-Licht-Bereich. Klassische hochwertige UV-Blocker sind farblose Flüssigkeiten. Sie zeigen im Normalfall keine Eigenfarbe und können lediglich helle Hölzer in einem gewissen Rahmen gegen Vergilbungen schützen. Dunkle Hölzer werden von diesen Zusätzen nicht vor Lichtaufhellungen geschützt und Farbhölzer nicht vor Braunverfärbungen. Es gibt aber durchaus viele Pigmente, die hohe Absorption im UV-Bereich zeigen. Insbesondere Weißpigment (Titandioxid) kann auf hellen Hölzern wie Ahorn und Esche zur Farbstabilisierung eingesetzt werden.

Was tun mit dunklen Hölzern und Farbhölzern? Der Tischler kennt den Trick seit langem: Er pigmentiert in der Eigenfarbe des Holzes. Durch die Pigmente wird der Anteil aus dem Licht herausgefiltert, auf den das Holz besonders reagiert. Gleichzeitig wird durch die normalerweise sehr lichtstabilen Pigmente die Farbe intensiviert und wenn dann das Holz schlapp macht, ist immer noch die Pigmentfärbung gegeben.

Empfehlungen für den Handwerker

Sollte der Parkettleger gegenüber seinem Kunden die natürlichen Lichtprozesse als allgemeinen Vorbehalt erwähnen? „Eventuell ja“, rät Dr. David Reindl. „Jedoch Vorsicht mit Versprechungen!“ warnt der Chemiker. „Erzählen Sie Ihrem Kunden nie, dass das Holz durch eine eventuelle besondere Maßnahme vor Verfärbungen geschützt wird. Der Zuhörer versteht diese Aussage als vollständigen Schutz. Den gibt es aber nur mit einem schwarzen Anstrich. Erklären Sie besser, das Parkett werde sich durch entsprechende Maßnahmen nicht so stark verfärben.“ Diesem Gebot folgen bereits die Hersteller und Vorlieferanten von lichtschützenden Oberflächenbeschichtungen. Sowohl der Handwerker als auch der Endverbraucher sollten die Leistungszusagen von Lichtschutzzusätzen richtig verstehen.

Dr. Reindl: „Direkt nach einer Oberflächenbehandlung sind alle Verfärbungsprozesse am stärksten, auch die Lichtprozesse. Gibt es keine Möglichkeit den Boden zunächst erst mal „reifen“ zu lassen, und müssen Sie den Boden abdecken, dann decken Sie ihn vollflächig ab. Vermeiden Sie es dabei, Klebebänder direkt auf den Boden zu kleben.“

Lesen Sie den vollständigen Artikel in Parkett Magazin 06/21.
Lichtechtheit von Parkett: Holz reagiert oft stärker, als Lacke dies verhindern können
Foto/Grafik: Reindl/Eukula
Dr. David Reindl: „Erzählen Sie Ihrem Kunden nie, dass das Holz vor Verfärbungen geschützt wird.“
Lichtechtheit von Parkett: Holz reagiert oft stärker, als Lacke dies verhindern können
Foto/Grafik: Reindl/Eukula
Dunkelvergilbung eines weiß geölten Bodens unter einem Teppich.
Lichtechtheit von Parkett: Holz reagiert oft stärker, als Lacke dies verhindern können
Foto/Grafik: Reindl/Eukula
Kanadischer Ahorn, rechts lackiert mit Wasserlack ohne Lichtschutzadditiv, links mit Lichtschutzadditiv im Grundierungsauftrag, oben belichtet nach einem halben Jahr hinter einem Fenster mit Südausrichtung, unten abgedeckt und lichtgeschützt. Gut erkennbar ist auch der Klebebandeffekt in der Mitte.
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