22.06.2021
GD Holz: 11 Vorschläge zur Lösung der Holzkrise
Die Nachfrage nach europäischem Holz hat in den vergangenen Monaten massiv zugenommen – im In- wie im Ausland. In der Folge der auslaufenden Pandemie hat sich ein regelrechter weltweiter Bau-Boom entwickelt, der inbesondere in den USA und China zu einem absoluten Nachfragehoch führt. Dort reichen die eigenen Schnittholzkapazitäten nicht mehr aus, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Als Konsequenz wird vermehrt Holz aus anderen Ländern importiert, derzeit vor allem aus Deutschland und dem europäischen Raum .
Doch auch hier boomt der Holzbau und die einhergehende Nachfrage nach dem klimafreundlichen Material Holz, sodass sich der Rohstoff zunehmend verknappt. „Eine ausreichende Holzmenge ist in Deutschland grundsätzlich vorhanden – nur muss sie auch vernünftig auf dem Markt platziert und optimal zur Verfügung gestellt werden, um frühzeitig einer Verschärfung der Lage entgegenzuwirken“, mahnt der GD Holz. „Die Branche befindet sich in einem starken Aufschwung, die Absatzmärkte sind gewachsen. Mit der Verknappung des Rohstoffs kommt jetzt die Sorge auf, dass der Aufwärtstrend abgewürgt werde und Verbraucher und Händler auf andere Materialien ausweichen.“
Die angespannte Lage kann wohl noch einige Zeit anhalten, meint der Verband – zumindest in einigen Sortimenten. Zwar ist mittelfristig auch eine Erhöhung der Sägekapazitäten sowohl in den USA als auch in China geplant, jedoch werde der Sägewerksbau einige Jahre in Anspruch nehmen und die Rundholzkapazitäten in den USA möglicherweise nicht ausreichen. Ein Exportstopp von Rundholz aus Russland sowie das verstärkte Bewusstsein für nachhaltige Baustoffe werde die globale Nachfrage nach dem Rohstoff weiter ansteigen lassen – die Optimierung der Bereitstellung und Beschaffung des Holzes ist folglich essentiell, um eine sichere Versorgung sowohl auf nationaler als auch globaler Ebene zu gewähren.
Der GD Holz hat deshalb einen Katalog mit elf Forderungen aufgestellt:
1. Bessere Versorgung der heimischen Bauwirtschaft
Der inländische Holzhandel und Holzbau sollen sicher mit ausreichend Rohstoff versorgt sein, um die gute Holzbaukonjunktur nicht abzuwürgen. Die Lieferanten müssen die Belieferung des deutschen Marktes wieder stärker in den Fokus nehmen.Geschlossene Lieferverträge müssen eingehalten und die vereinbarte Menge zur vereinbarten Zeit geliefert werden.
2. Forstschädenausgleichsgesetz außer Kraft setzen
Die Holzernte um 15 % zu beschränken, folglich die verfügbare Holzmenge um rund 3 bis 5 Mio. m³ zu verringern, ist keine geeignete Maßnahme, um den Markt ausreichend mit frischem Holz zu versorgen. Das Forstschädenausgleichsgesetz muss gestoppt werden.
3. Keine regulativ auf den Markt einwirkenden Maßnahmen
Handelsbeschränkende Maßnahmen wie Exportverbote oder Exportzölle greifen unnötig in die freie Marktwirtschaft und den internationalen Handel mit Holz ein. Der freie Handel mit den nachhaltig und legal erzeugten Holzprodukten darf nicht behindert werden.
4. Anti-Dumping-Verfahren bei Sperrholz außer Kraft setzen
Zollkontingente für Holzprodukte müssen vor dem Hintergrund der knappen Beschaffung abgeschafft werden, damit die nachgelagerte deutsche und europäische Verarbeitungsindustrie nicht behindert wird.
5. Der Waldbesitz muss beim Waldumbau unterstützt werden
Eine aktive Waldbewirtschaftung ist das Fundament der Holzwirtschaft. Doch kann der Waldbesitz dies nur leisten, wenn ihm die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Die Schnittholzpreise müssen an den Waldbesitz weitergegeben und die Klimaschutzleistung des Waldes mit zusätzlichen Finanzmitteln honoriert werden.
6. Klimaschutzgesetz darf sich nicht auf die Verfügbarkeit des nachhaltigen Rohstoffs Holz auswirken
Das Klimaschutzgesetz und sein Senkenziel im LULUCF-Sektors darf nicht nach sich ziehen, dass Waldflächen aus der Nutzung genommen werden. Außerdem muss die sektorübergreifende Senkenwirkung des Rohstoffs Holz in der Klimabilanz insbesondere im Bausektor Berücksichtigung finden.
7. Nur 7 % Mehrwertsteuer für Holzprodukte
Auf das klimafreundliche Produkt Holz wird immer noch eine höhere Mehrwertsteuer gezahlt als auf klimaschädliche Produkte wie Fleisch oder gar Kerosin. Das muss sich ändern. Die Mehrwertsteuer auf die ökologischen Holzprodukte soll auf 7% herabgesetzt werden.
8. Kaskadennutzung statt Biomasseverbrennung
Noch immer wird Holz auffallend häufig in Biomasseanlagen zur Energieerzeugung verbrannt, obwohl das Ende seines Lebenszyklus noch lange nicht erreicht ist. Die stoffliche Nutzung von Holz muss durch Kreislaufwirtschaft und Kaskadennutzung verlängert und maximiert werden.
9. Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Holzverwendung
Bei Bauprojekten der öffentlichen Hand muss Holz als Baumaterial an erster Stelle stehen. Bei der Beschaffung sollte nicht nur Wert auf eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung gelegt werden, sondern alle nachhaltigen Sortimente in Betracht gezogen werden.
10. Förderung regionaler und Unterstützung internationaler Wertschöpfungs- und Lieferketten
Regionale Wertschöpfungs- und Lieferketten dürfen nicht ausgebremst werden, sie müssen weiter gefördert und ausgebaut werden. Ebenfalls dürfen internationale Handelsströme keiner normativen Hemmnisse ausgesetzt sein, sondern Unterstützung politischer Akteure erfahren.
11. Langfristige Rohstoffsicherung durch einen klimastabilen Wald
Der Waldumbau hin zu einem klimaangepassten und -resilienten Wald muss jetzt intensiv gefördert und aktiv vorangebracht werden, sodass die nachhaltige Versorgung mit heimischem Holz sichergestellt ist.