19.10.2022

Wulff: „Wir wollen dem Handwerk Sicherheit bieten“

Wulff rückt sein Sortiment für Parkett in den Fokus: Die Produktentwicklung wurde deutlich ausgebaut, hochautomatisierte Produktionstechnik angeschafft und das Portfolio konsequent auf moderne silanbasierte Klebstofftechnologien ausgerichtet. Parkett Magazin sprach über die jüngsten Entwicklungen mit Alexander Israel (geschäftsführender Gesellschafter), Jörg Dronia (Verkaufsleiter Verlegehandwerk) und Ute Zimmermann (Leiterin Forschung und Entwicklung).


Herr Israel, die Branche steht seit geraumer Zeit vor immer wieder neuen Herausforderungen und Gegebenheiten. Wie positioniert sich Ihr Unternehmen im Gesamtszenario um Pandemie, Lieferengpässe und Preissteigerungen?

Alexander Israel: Wir sind sehr froh darüber, vier Geschäftsfelder zu haben, dadurch kommen wir vergleichsweise standsicher auch durch Krisenzeiten. Das Unternehmen ist in allen Bereichen kontinuierlich gewachsen, auch in den Corona-Jahren. Während etwa das Autolackgeschäft 2020 durch die Lockdowns stärker betroffen war, florierte die Baubranche aufgrund der starken Renovierungstätigkeiten. 2021 konnte Wulff den Gesamtumsatz auf 48 Mio. EUR steigen.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung in der Branche derzeit ein?

Israel: Die Rohstoffverfügbarkeit ist inzwischen wieder einigermaßen stabil; doch die Konjunktur im Bau flacht ab, weil sich immer mehr Privatleute und Unternehmen das Bauen aufgrund der weiter steigenden Preise nicht mehr leisten können. Die schwierige Situation wird sich meines Erachtens weiter zuspitzen. Das spiegelt uns der Markt. Es ist auch nur bedingt absehbar, dass die Einkaufspreise kurzfristig wieder sinken. Und natürlich bleibt abzuwarten, wie sich die durch die Decke schießenden Energiekosten in der Branche weiter auswirken werden.

Wie gehen Sie mit den Unsicherheiten um? Haben Sie Maßnahmenpläne für bestimmte Situationen in der Schublade?

Israel: Ich bin weder besonders ängstlich noch ein Freund von kolossalen Plänen. Wenn Corona mich eines gelehrt hat, dann, dass sich das Marktgeschehen innerhalb kürzester Zeit so drastisch verändern kann, wie ich es mir für Deutschland und Europa nie habe träumen lassen. Und die letzten zwei Jahre haben mich auch gelehrt, dass der beste Plan schon morgen obsolet sein kann. Wir beobachten die Entwicklungen aus einer ruhigen und besonnenen Sicht heraus, und wenn eine neue unerwartete Situation eintritt, machen wir das Beste daraus. Schließlich haben wir großartige Mitarbeiter, die mitdenken und mitziehen. Flexibel und schnell reagieren zu können, gehört zu den Stärken eines mittelständischen Familienunternehmens wie dem unseren – ebenso wie der Vorteil, langfristig planen zu können.

Welche langfristigen Pläne hat Wulff speziell im Geschäftsfeld Verlegewerkstoffe?

Israel: Als Anbieter qualitativ hochwertiger Verlegewerkstoffe haben wir immer sehr gute Produkte auch im Parkettbereich geführt – hier aber bislang nicht in dem Maße Fuß gefasst, in dem wir es uns vorgenommen hatten. Die letzten zwei Jahre haben wir daher genutzt, um im Parkettsektor nochmal einen großen Schritt nach vorne zu machen. Wir haben die Produktentwicklung deutlich ausgebaut mit nunmehr fünf Mitarbeitern. Um qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, bedarf es kompetenter Spezialisten. Besonders profitieren wir von der Expertise von Ute Zimmermann, die die Forschung und Entwicklung seit zwei Jahren leitet und die ihre jahrzehntelange Erfahrung erfolgreich in die Entwicklung der neuen Klebstoffsysteme einbringt.

Jörg Dronia: Darüber hinaus haben wir in der Produktion in Summe 700.000 EUR in eine neue, sehr effiziente Mischanlage für Parkettklebstoffe investiert. Die Anlage wird gerade in Betrieb genommen. Weil Wulff im Parkettbereich in den letzten Jahren immer stärker gewachsen ist, war die Produktion an ihre Auslastungsgrenze gestoßen. Mit der neuen Maschine bauen wir unsere Mengenkapazität deutlich aus. Dank ihrer hohen Automatisierung können wir unsere Produkte in gewohnt hoher Qualität effizienter und schneller herstellen. Mit dieser Investition ist Wulff langfristig gut aufgestellt.

Wulff vertreibt sein Verlegewerkstoff-Portfolio im deutschsprachigen Markt direkt an das Handwerk sowie an Objekteure und Bauherren. Wo sehen Sie Chancen für Wachstum?

Dronia: Abseits vom Massengeschäft produziert Wulff hochwertige Verlegewerkstoffe flexibel und auch zielgerichtet nach Kundenbedürfnissen. Wir sehen großes Potenzial zu wachsen, weil wir unsere Produkte nicht über den Preis, sondern primär über unsere Philosophie verkaufen: Wir wollen unseren Kunden im Handwerk ein Höchstmaß an Sicherheit in der Verlegung bieten und setzen in unseren Produkten daher ausschließlich qualitativ hochwertige Rohstoffe ein, die wir auf dem deutschen bzw. europäischen Markt beziehen.

Aspekte der Wohngesundheit und des Verarbeiterschutzes rücken neben den funktionalen Eigenschaften der Verlegewerkstoffe immer stärker in den Vordergrund. Wie positioniert sich Wulff hier?

Israel: Ich kann mir nicht „Freunde des Handwerks“ auf die Visitenkarte schreiben und dem Kunden gleichzeitig ein Produkt anbieten, das ihn möglicherweise krank macht. Das wäre ein kompletter Widerspruch und passt nicht zu unserer Firmenphilosophie. Früher war in unserer Branche der Anteil lösungsmittelhaltiger Klebstoffe aufgrund ihrer technischen Eigenschaften sehr hoch, obwohl die Gefahr für die Gesundheit durch Studien belegt war. Wulff hat bereits in den 1990er Jahren konsequent alle lösungsmittelhaltigen Klebstoffe aus dem Lieferprogramm genommen und war später der erste und über viele Jahre auch der einzige Anbieter, der einen Blauen Engel für Verlegewerkstoffe vorweisen konnte. Wir haben damals auch an der Entwicklung der Kriterien für dieses Umweltsiegel mitgearbeitet und dazu beigetragen, dass die Branche heute insgesamt viel achtsamer ist, wenn es um Emissionen und Gerüche geht.

Ist der Blaue Engel für Sie nach wie vor das prädestinierte Umweltzertifikat?

Israel: Der Blaue Engel ist die Basis. Allerdings stand für uns das Erlangen eines Umweltzertifikats für unsere Bodenbelagsklebstoffe nie im Vordergrund. Unser Bestreben war schon immer, die Emissionen und Gerüche auf ein technisch mögliches Mindestmaß zu reduzieren und wo immer möglich zu vermeiden, um zu einem wohngesunden Raumklima beizutragen.

Worauf lag der Fokus bei der Entwicklung der jetzt neu eingeführten Parkettklebstoff-Generation?

Ute Zimmermann: Wir haben unser Portfolio konsequent auf Hybrid-Klebstoffsysteme ausgerichtet. Diese Klebstofftechnologie ist die Zukunft und der Markt dafür wird sich dementsprechend über Parkett- und Fliesenkleber hinaus auch auf andere Bodenbelagsarten erweitern. Unsere neuen Parkettklebstoffe auf Basis silanterminierter Polymere enthalten weder Amine noch Isocyanate. Alle drei Parkettklebstoffe erfüllen die Kriterien des Blauen Engels.

Die Basis für die neuen SMP-Rohstoffe haben wir in enger Zusammenarbeit mit einem noch jungen, sehr innovativen Unternehmen entwickelt, das sich bereits innerhalb kürzester Zeit in diesem Segment in Deutschland mit einer hohen Produktqualität etabliert hat. Davon profitieren wir, unter anderem weil wir Rohstoffe bekommen, die speziell auf unsere Anforderungen abgestimmt sind. Unsere neuen Parkettklebstoffe sind auch das Resultat aus dieser besonderen Partnerschaft.

Inwiefern profitiert der Handwerker auf der Baustelle von den neuen Hybridparkettklebstoffen?

Zimmermann: Der Anspruch unserer Handwerkskunden an eine einfache Verarbeitung ist in die Entwicklung eingeflossen. Zum einen soll die Klebstoffriefe gut stehen, zum anderen soll der Klebstoff einfach im Handling sein und auch noch alle Holzarten sicher aufnehmen – hier gilt es, die richtige Kombination zu finden, das war ein wichtiger Entwicklungsschritt. Wir positionieren uns mit den neuen Produkten bei Parkett- und Bodenlegern sowohl in Bezug auf die qualitativen Eigenschaften als auch im Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut. Im Handling überzeugt der Parkettklebstoff mit einer sehr guten Homogenität, er lässt sich – gerade auch auf großen Flächen hervorragend verstreichen. Die Kunden, die unseren neuen Parkettstoff 45 bereits zu Testzwecken in der Hand hatten, waren begeistert.

Wo sehen Sie weiteres Potential für die Entwicklung optimierter Klebstofftechnologien?

Zimmermann: Wir testen permanent neue Rohstoffe, mit denen die Klebstoffe immer nachhaltiger und hochwertiger in der Qualität und Anwendungssicherheit werden. Dabei arbeiten wir sehr eng mit den Herstellern der Rohstoffe zusammen. Aktuell geht es konkret um Alternativstoffe für bestimmte Katalysatoren in den Rezepturen, die künftig für Umweltzertifizierungen wie dem Blauen Engel nicht mehr akzeptieret werden.

Das Gespräch führte Imke Laurinat im September 2022.

Lesen Sie das ganze Interview in der aktuellen Ausgabe von Parkett Magazin.



Wulff GmbH u. Co. KG
Wersener Straße 3
D-49504 Lotte
Tel.: 05404 / 8 81-0
info@wulff-gmbh.de, www.wulff-gmbh.de

Gründung: 1890
Geschäftsführender Gesellschafter: Alexander Israel
Gesellschafter: Ernst Dieckmann
Geschäftsführung: Jan-Steffen Entrup
Gesamtumsatz (2021): 48 Mio. EUR
Niederlassungen: 10
Mitarbeiter: 213
Geschäftsfelder: Lackierhandwerk, Tischlerhandwerk, Malerhandwerk, Verlegehandwerk
Sortiment Verlegehandwerk: Grundierungen, Spachtelmassen, Bodenbelagsklebstoffe, Parkettklebstoffe, Zubehör
Wulff: „Wir wollen dem Handwerk Sicherheit bieten“
Foto/Grafik: SN-Verlag
Präsentation des neuen „Parkettstoff“-Sortiments: „Die letzten zwei Jahre haben wir genutzt, um im Parkettsektor nochmal einen großen Schritt nach vorne zu machen.“
Wulff: „Wir wollen dem Handwerk Sicherheit bieten“
Foto/Grafik: SN-Verlag
Langfristige Investition: Die neue hochautomatisierte Mischanlage für Parkettklebstoffe wird in Lotte gerade in Betrieb genommen.
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