28.02.2022

Die Bodenbranche macht mobil

Weiterhin drücken Rohstoffengpässe und hohe Kosten für Rohstoffe, Logistik und Energie die Branche, doch gleichzeitig steigt die Nachfrage nach nachhaltigeren, wohngesünderen Produkten regionaler Herkunft. Die Versorgungslage bleibt volatil, gerade vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen. Die Hersteller halten mit Flexibilität und Kreativität dagegen.


Am Tag der Drucklegung dieser Ausgabe hat Russland die Ukraine angegriffen. Noch kämpft die Welt mit einer Pandemie und ihren massiven Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft, schon steht sie vor der nächsten Katastrophe und wieder drohen dramatische Konsequenzen. Warum wir das hier thematisieren? Weil der Markt noch volatiler, die Lage und die weitere Entwicklung auch unserer Branche noch schwieriger einzuschätzen werden. Michael Schmid, Blackforest Woodfloors, hat das bereits formuliert: „Corona und die Russlandkrise werden uns die nächsten Monate extrem fordern. Wenn kein Holz mehr aus Osteuropa verfügbar oder schwer verfügbar ist, macht dies Druck auf alle anderen Holzlieferanten. Und dieser Druck besteht weltweit.“

Auf die Frage nach der aktuellen Versorgungs- und Preissituation hatten ohnehin fast alle unsere Gesprächspartner geantwortet, dass noch immer Anspannung im Parkettbereich herrsche, während sich bei HDF Licht am Ende des Tunnels zeige. Uwe Eifert, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb von Haro: „Im Moment sind keine Zeichen für eine Beruhigung zu erkennen. Das Preisniveau auf den Rohstoffmärkten ist hoch und die Ware ist knapp. Erschwerend kommt im Moment dazu, dass auch sämtliche anderen Kosten wie Energie, Transport und auch Personal deutlich nach oben gegangen sind.“

Wobei von den Rohstoffengpässen tendenziell größere Hersteller stärker betroffen sind, weil sie mehr Mengen benötigen. Und wer viel Holz braucht, muss in der Regel auch mehr bezahlen. Wer hingegen über eigenes Sägewerk verfügt wie Kährs oder Hain – Weitzer Parkett hat gerade eins gekauft – hat hier einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern, die nicht selbst einsägen. Auch kleinere Produzenten bzw. Manufakturen, die eng mit lokalen Lieferanten zusammenarbeiten, sind weniger betroffen. So sagt Michael Deisl von Massivparkettspezialist Deisl:„Wenn man seinen Lieferanten schon immer Augenhöhe begegnet ist, halten sich die Probleme in Grenzen.“ Und auch die Brüder Günther und Thomas Wimmer von der gleichnamigen Manufaktur stellen fest: „Es zahlt sich aus, dass wir seit vielen Jahren solide und verlässliche Beziehungen zu unseren Lieferanten pflegen.“

Alle gehen davon aus, dass sich die Preise auf einem höheren Niveau einpendeln werden. Das wird unterschiedlich bewertet: Scheucher-Marketingleiter Johann Graupp wünscht sich, dass Parkett für Jedermann/-frau bezahlbar bleibt. HKS-Prokurist Kalle Dieckmann äußert trotz der Beschaffungsproblematik offen: „Wir sind nicht traurig, dass der Rohstoff Holz eine Aufwertung erfährt“ und auch Michael Schmid begrüßt „eine höhere Wertigkeit unseres Rohstoffes.“

Eins wird in vielen Statements deutlich: Werte wie Qualität, Verlässlichkeit, Beständigkeit, Stabilität und Kontinuität gewinnen aufgrund – und gerade in – unsicherer Zeiten (wieder) an Bedeutung. Dennis Weller, Verkaufsleiter Egger Flooring, bringt es auf den Punkt: „Mehr denn je merken wir, dass „echte“ Nachhaltigkeit und zuverlässige Produkte sowie eine funktionierende Lieferkette mit Produkten „Made in Germany“ bei unseren Kunden punkten. Nicht nur die Produkte sollen verlässlich, langlebig und von guter Qualität sein, sondern auch die Beziehung zwischen Produzent/Händler/Endkunde.“

Die aktuellen Trends reflektieren das Marktgeschehen, die Hersteller werden kreativ: Schmal- und Kompaktformate sowie Multibond- und Multiplank-Optiken, die verschiedene Stabbreiten und Stablängen kombinieren, empfehlen sich als materialsparende Alternative zur klassischen Landhausdiele. Bei den Holzarten kommt nun wirklich die Esche ins Spiel, vor allem bei österreichischen Anbietern. Admonter argumentiert hierfür: „Eschenholz ist ein heimisches Laubholz mit überdurchschnittlicher Rohdichte und sehr guten Festigkeit, elastisch, abriebfest und durch die hohe Bruchschlagarbeit zäher als die meisten anderen Holzarten.“ Die Oberflächen sind noch matter, zum Beispiel bei Boen. Und Scheucher will mit seinen Excimer-Lacken, zusammen mit Bona entwickelt, einen neuen Maßstab in Optik, Strapazierfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Pflegeleichtigkeit setzen.

Und last but not least: Hybridböden, Echtholzböden, holzbasierte Designböden sind auf dem Vormarsch. Die Meisterwerke erfahren deutliche Nachfragesteigerungen nach ihren Lindura-Böden, Välinge Flooring platziert seine Woodura-Woodpowderprodukte auf verschiedenen Märkten und pusht die Kapazitäten, ter Hürne setzt auf seine Neuentwicklung Hywood und auch Swiss Krono verspricht sich viel von seiner Innovation Corepel. Das wird spannend.

Claudia Weidt

Neuheiten, Trends und Meinungen aus der Parkett-, Laminat-, Kork- und Designbodenwelt finden Sie in Parkett Magazin 03/22.
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