25.02.2021
Meisterwerke: „Im Renovierungsjahr 2020 war Laminat der größte Umsatzbringer“
Meisterwerke profitierte im Corona-Jahr 2020 von der vermehrten Renovierungstätigkeit – Parkett Magazin sprach mit Geschäftsführer Ludger Schindler über Marktentwicklungen, Vertriebsstrategien, Umsatzbringer und steigende Preise in einem herausfordernden Jahr.
Herr Schindler, 2020 war anders als alles, was wir bisher kannten. Wie ist Meisterwerke bis jetzt durch die Corona-Krise gekommen? Wie stellt sich das Geschäftsjahr 2020 rückblickend für Sie dar?
Trotz aller Herausforderungen, vor die uns die weltweite Corona-Pandemie gestellt hat, sind wir mit dem Geschäftsjahr 2020 sehr zufrieden. Viele Menschen haben in diesen Zeiten in Haus und Garten investiert - davon haben wir mit unseren Lösungen für Boden, Wand und Decke definitiv profitiert, insbesondere im Inland. In einigen Exportmärkten hat sich das Geschäft deutlich schwieriger gestaltet, was vor allem an teils problematischen Belieferungssituationen und wesentlich umfangreicheren Lockdowns in diesen Märkten gelegen hat.
Neben der erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung können wir von großem Glück sprechen, dass wir im Unternehmen bisher von Covid-19-Ausbrüchen verschont geblieben sind. Die gesamte Belegschaft ist in allen Bereichen äußerst diszipliniert und flexibel mit der für alle neuen Situation umgegangen. Wir haben es dadurch geschafft, unsere Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und dabei die Leistungsfähigkeit des Unternehmens aufrecht zu erhalten.
Wie haben sich die Umsätze 2020 entwickelt? Liegen bereits Zahlen vor?
Das vergangene Jahr 2020 hat sich für uns sehr positiv entwickelt – wir liegen mit einem Gesamtumsatz von rund 175 Mio. EUR deutlich über dem Vorjahresniveau. Insbesondere in den Bereichen Designböden und Lindura verzeichnen wir einen starken Umsatzanstieg: Lindura liegt bei 18,6 Mio. EUR (Vorjahr: 13,7 Mio. EUR), Designboden bei 34,1 Mio. EUR (Vorjahr: 24,5 Mio. EUR).
Meisterwerke hatte zuletzt die Diversifizierung seiner Vertriebsstrategie stark vorangetrieben. Unter anderem besetzt seit 2018 die Tochtergesellschaft Hain Naturböden das Premium-Segment für Holzböden. Ist die Integration des Unternehmens inzwischen vollständig abgeschlossen? Wie gut behauptet sich die Marke aktuell im Markt?
Die Marke Hain entwickelt sich ebenfalls erfolgreich weiter. Mit der Konzentration auf den Fachvertrieb, weg vom Direktverkauf und der Überarbeitung des Markenauftritts wurden hier genau die richtigen Maßnahmen ergriffen, um das Profil der Marke Hain als Anbieter hochwertiger geölter Landhausdielen mit Manufakturcharakter weiter zu schärfen.
Über die Tochtergesellschaft Moderna forciert Meisterwerke seit 2019 den Vertrieb in die Baumärkte. Wie haben sich die Umsätze in diesem Vertriebskanal entwickelt? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Die uns selbst gesteckten Ziele haben wir bisher leider nicht erreicht. Was uns bei Meister sehr in die Karten gespielt hat, nämlich die Corona-Krise mit ihrem Umsatzzuwachs durch vermehrte Renovierungstätigkeiten, stellt sich hier gegenteilig dar. Durch Kontaktbeschränkungen und eine trotz der guten Branchenumsätze generelle Unsicherheit bei den großen Playern war es für uns schwierig, uns in der Großfläche breiter aufzustellen. Daran müssen wir ganz klar weiter arbeiten.
Zu Jahresbeginn 2020 hatte Meister ein komplett überarbeitetes Gesamtsortiment vorgestellt, das von gestrafften Kollektionen, aber auch mehr Produktvarianten geprägt ist. Wie kommt das bei Ihren Kunden im Markt an?
Wir hatten 2020 echtes Glück, dass wir unseren Kunden auf der umfangreichen Roadshow im Januar und Februar die Produkte noch persönlich vorstellen konnten. Wir sind im Fachhandel auf sehr gute Resonanz gestoßen – die Entwicklung unseres Sortiments hin zu mehr Übersicht, mehr Plattformgedanken und auch mehr Kombinationsmöglichkeiten wurde von unseren Kunden gut aufgenommen.
Zeitgleich initiierte Meister eine groß angelegte Kampagne pro Laminat – wie hat sich der Absatz in dieser Produktgruppe seither entwickelt? Ist bzw. bleibt Laminat ein interessantes Produkt für Sie – und Ihre Kunden aus dem Fachhandel?
Laminat liegt als pflegeleichter, strapazierfähiger und leicht zu verarbeitender Boden mit einem super Preis-Leistungs-Verhältnis absolut im Trend. Gerade in 2020, dem Renovierungsjahr schlechthin, hat sich Laminat sehr stabil gezeigt und ist immer noch der größte Umsatzbringer. Als einer der ökologischsten und wohngesündesten Böden auf dem Markt ist Laminat die perfekte Antwort auf die Megatrends Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit – das wissen und schätzen unsere Fachhandelskunden. Der Erfolg unserer „Zum Glück ist es Laminat“-Kampagne gibt uns darüber hinaus recht – und wir stehen auch weiterhin voll hinter dem Produkt Laminatboden!
Laut aktuellen Zahlen des MMFA ist der Absatz von Designbelägen auf HDF-Basis zuletzt deutlich gestiegen, während die Kategorie Polymer – in der auch Klick-LVT und Rigid-Böden erfasst werden – deutlich rückläufig war. Wie kommt es aus Ihrer Sicht zu dieser Verschiebung? Lässt sich daraus eine grundsätzliche Tendenz ableiten?
Für Klick-LVT gilt diese Entwicklung nicht erst seit gestern – Probleme mit der Klickverbindung und der thermoplastischen Ausdehnung, die aufwändige Untergrundvorbereitung und der starke Weichmachereinsatz sind hier nur einige Stichworte. Es gibt aus unserer Sicht – und diesen Weg verfolgen wir ja schon länger – einen sich immer weiter verstärkenden Trend in Richtung wohngesunder Designböden auf HDF-Basis, die einmal durch Nachhaltigkeit und Unbedenklichkeit punkten, sich aber eben auch einfacher und langlebiger verarbeiten lassen.
Welche Produkt-Typen entwickeln sich aus Ihrer Sicht zurzeit am dynamischsten? Allgemein gesehen und bei Ihnen...
Ganz klar: Im gesamten Bereich der Designbeläge passiert gerade unheimlich viel. Ständige Neu- und Weiterentwicklungen bei Produktaufbau, Format, Oberflächentechnologie – diese Geschichte ist noch lange nicht auserzählt.
Meister hat insbesondere das Angebot an PVC-freien Designböden und Rigid-Produkten sukzessive weiter ausgebaut. Wie haben sich diese Sortimente entwickelt? Gibt es weitere Neuprodukte?
Umsatztechnisch liegen wir mit unseren Designböden wie gesagt sehr deutlich über dem Vorjahr, und zwar sowohl im Rigid-Bereich als auch bei den PVC-freien Produkten.
Wir schreiben jetzt im Jahr 2021 die „Vinylboden ohne Vinyl“-Erfolgsgeschichte weiter und haben zum Februar eine neue Designboden-Edition auf den Markt gebracht: Der Designboden „MeisterDesign. next“ hat einen dreischichtigen Komfortaufbau mit integrierter Kork-Trittschalldämmung und setzt völlig neue Maßstäbe in Optik und Oberfläche. Ein Soft-PUR-Spezialfilm bietet ein extrem farbbrillantes und authentisches Dekorbild, das insbesondere bei den drei porensynchronen Dekoren der Edition eine perfekte Verbindung aus Haptik und Optik ermöglicht. Eine geringe Dekorwiederholung (mit insgesamt neun unterschiedlichen Dielen) sorgt zusätzlich für besondere Vielfalt und Abwechslung im verlegten Bodenbild. Als „Vinylboden ohne Vinyl“ ist auch diese neue Edition natürlich 100 % PVC-frei und Made in Germany.
Welche Neuerungen gibt es in den Nadura- und Lindura-Sortimenten?
Der Lindura-Holzboden kristallisiert sich immer weiter als ein echter Verkaufsschlager im Sortiment heraus – ein innovatives, nachhaltiges Produkt mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und perfekter Optik. Bei den Wood-Powder-Böden steht Lindura also absolut im Fokus. Ganz konkret arbeiten wir aktuell an einer neuen, ultramatten Oberfläche. Auch neue Formate können wir uns hier gut vorstellen. Nadura haben wir erst im vergangenen Jahr hinsichtlich der 24-Std.-Wasserresistenz überarbeitet.
Wohin geht die Entwicklung sortimentsübergreifend zurzeit bei Oberflächendekoren? Welche Trends beobachten Sie?
Wir sehen weiterhin den Trend zum „Besonderen“: Breitere Dielenformate, Fischgrät und große Landhausdielen, und zwar über alle Sortimente hinweg. Laminat und Parkett gewinnen wieder mehr an Bedeutung, dennoch ist Designboden weiterhin der Renner, besonders im wohngesunden Bereich. Bei den Farben ist natürlich Eiche Natur unangefochtener Liebling, wir sehen aber auch, dass sich die Boden-Farbwelt darüber hinaus von gräulich ins bräunlichere bewegt und die Fußböden generell von der Rustikalität her etwas ruhiger, dafür vom Farbspiel stärker werden.
Das Meister-Sortiment 2021 wurde um ein neu aufgelegtes Wandpaneele-Programm erweitert. Welche Möglichkeiten der Gestaltung und welche Funktionalitäten bieten die neuen Produkte? Machen Kombinationsangebote mit Bodenbelägen Sinn?
Wand- und Deckenpaneele haben in unserem Sortiment traditionell einen hohen Stellenwert. Mit den neuen Paneelkollektionen setzen wir jetzt ganz neue Akzente – sowohl in Sachen Gestaltung als auch bei der Funktionalität. Ein für uns ganz neuer Bereich ist die Akustik, die in privaten Wohnbereichen lange vernachlässigt wurde. Mit dem heute angesagten „offenen Wohnen“ mit großen Räumen, bodentiefen Fenstern ohne Vorhänge und generell Textilien wird das Thema Raumschall, genauer gesagt eben die Eindämmung von Raumschall aber immer wichtiger. Dafür eignen sich unsere neuen Filzpaneele hervorragend! Wichtig ist aber eben auch der Gestaltungsaspekt – kein privater Bauherr stattet seine Wände mit Akustikelementen aus, die zwar technisch sinnvoll sind, aber den Raum optisch nicht aufwerten.
Auch im Bereich der Echtholzpaneele haben wir mit „MeisterPaneele. craft“ ein erstklassiges und vor allem einfach zu montierendes Paneel im Sortiment. Mit einer Roh-Oberfläche ist dabei auch ein Produkt, das genau im DIY-Trend liegt und sich ganz nach Belieben passend zum restlichen Interieur gestalten lässt – denn natürlich müssen Wand- und Deckengestaltung und Böden immer einheitlich betrachtet werden.
Wie unterstützt Meister seine Fachhandelskunden bei der Vermarktung der neuen Produkte? Sind besondere Aktionen geplant?
Besondere Aktionen oder Events sind gerade extrem schwierig zu planen und umzusetzen. Wir setzen zum einen aktuell verstärkt auf den direkten Kontakt unseres Außendienstes zum Kunden. Was aber auch immer wichtiger wird und gerade in der Corona-Zeit einen extremen Schub erfährt, sind die digitalen Vermarktungsinstrumente – die aktuelle Situation wirkt hier wie ein Katalysator.
Digitale Beratungstools halten verstärkt Einzug in den Handel und werden vom Fachhandel und den Endkunden mittlerweile ganz selbstverständlich genutzt. Hier setzten wir aktuell auch unsere Schwerpunkte: Wir entwickeln unseren Interior Designer ständig weiter, wir sind sehr aktiv in den sozialen Medien und bieten auch unserem Fachhandel hier viel Content und Unterstützung an. Es sind aber auch kleine Dinge, mit denen wir unsere Händler unterstützen. Beispielsweise ein kostenloser Handmusterservice, über den wir – nach Bestellung durch den Händler – Endkunden direkt mit Mustern beliefern.
Sie haben es eben schon angesprochen... vieles lässt sich zurzeit schwer einschätzen und planen; Prognosen bleiben ungewiss. Dennoch: Welche Erwartungen haben Sie an 2021?
Zunächst einmal setzen wir darauf, dass bald wieder ein wenig mehr Normalität in unseren Alltag einkehrt – trotz anhaltend komplexer Rahmenbedingungen aufgrund der Covid-19-Pandemie, hoffen wir, dass durch die jetzigen Maßnahmen und einer sinnvollen Langzeitstrategie, dies hoffentlich bald der Fall sein wird. Für viele ist es nicht leicht, bei guter Stimmung zu bleiben, wenn unklar ist, wie sich das öffentliche Leben in Zukunft weiter entwickeln wird. Es gibt aber eine Reihe von Dingen, die wir jetzt schon tun können, um mit Zuversicht und Optimismus in die Zukunft blicken zu können.
Wir gehen davon aus, dass sich der positive Geschäftsverlauf in 2021 weiter fortsetzt. Momentan sehen wir keine Anzeichen einer Eintrübung des Marktes, wobei gewisse Restrisikofaktoren und Ungewissheiten auch hier nie ausgeschlossen werden können.
Welche spezifischen Herausforderungen werden die Unternehmen der Bodenbelagsindustrie 2021 besonders beschäftigen?
Ein großes Thema, das uns auch 2021 weiter begleiten wird, ist die anhaltende schwierige Versorgungssituation auf den mitteleuropäischen MDF/HDF-Märkten, die uns auch weiterhin vor enorme Herausforderungen stellt. Bisher konnten wir durch eine äußerst flexible Produktionsplanung die Lieferfähigkeit der Produkte weitestgehend sicherstellen. Die Basis dieser Planungen, eine kontinuierliche, verlässliche Rohstofflieferung, ist derzeit – durch den HDF-Engpass, dem steigenden Bedarf in der Möbelindustrie und in den internationalen Märkten – leider nicht mehr gegeben.
Durch die daraus resultierenden Preissteigerungen – sei es durch die generelle Rohstoffknappheit oder auch durch erhöhte Transportkosten – sowie der Einbindung neuer Lieferanten mit sehr komplexen Lieferketten, sind auch wir gezwungen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und Preisanpassungen noch in diesem Jahr vorzunehmen. Die nächsten Monate werden herausfordernd bleiben und uns vielleicht noch stärker fordern als in der Vergangenheit.
Manche spekulieren, dass die aktuelle Situation eine stärkere Hinwendung zu lokalen/regionalen Produzenten fördert. Halten Sie das auch für denkbar?
Davon bin ich überzeugt! Wir sehen, wie aktuell erhöhte Transportkosten aus Asien und generell Schwierigkeiten in den Lieferketten vielen Unternehmen das vor allem internationale Geschäft erschweren – und das nicht nur in unserer Branche.
Die Fragen stellte Imke Laurinat
Info: Meisterwerke Schulte
Meisterwerke Schulte GmbH
Johannes-Schulte-Allee 5
59602 Rüthen
Tel.: 02952 / 8 16-0
info@meisterwerke.com, www.meisterwerke.com
Gründung: 1930
Tochtergesellschaften: Hain Naturböden, Moderna
Geschäftsführende Gesellschafter: Johannes Schulte, Guido Schulte
Geschäftsführung: Ludger Schindler
Vertriebsleitung: Stefan Pföhler
Marketingleitung: Jörg Peterburs
Mitarbeiterzahl: > 650, davon 28 Auszubildende
Betriebsfläche: ca. 450.000 m
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Gesamtumsatz (2020): ca. 175 Mio. EUR
Meister-Portfolio: Mehrschichtparkett, Laminat, Nadura- und Linduraböden, PVC-freie und Rigid-Designböden, Wandpaneele, Sockelleisten und Profile, Verlegezubehör
Meisterwerke-Umsatz nach Hauptproduktgruppen (2020):
Laminat: ca. 41,7 Mio. EUR
Parkett: ca. 34,3 Mio. EUR
Designboden: ca. 34,1 Mio. EUR
Nadura: ca. 3,2 Mio. EUR
Lindura: ca. 18,6 Mio. EUR
Paneele: ca. 15,2 Mio. EUR
Leisten: ca. 13,7 Mio. EUR