Parkett & Bodenbeläge Emil Schwarz GmbH - Bester Neubau Handwerk 2018
Emil Schwarz, Backnang
Neubau mit nachhaltigem Energiekonzept
Der Meisterbetrieb Emil Schwarz Parkett & Bodenbeläge hat im schwäbischen Backnang für 1,3 Mio. EUR einen modernes Gebäude-Ensemble in Holzbauweise errichtet. Mit einem umweltfreundlichen Profil rüstet sich das inhabergeführte Unternehmen für die Zukunft. Die Jury war von dem nachhaltigen Konzept wie auch der markanten Architektur des Neubaus begeistert und vergab dafür einen Parkett Star.
Die Kirschen, Äpfel und Birnen der jüngst gepflanzten Obstbäume neben dem Neubau von Emil Schwarz Parkett & Bodenbeläge in Backnang werden zwar erst im Spätsommer reif sein. Doch der geschäftsführende Inhaber Sascha Willkomm freut sich schon jetzt darauf, die verschiedenen Sorten zu ernten. „Wir pflegen unsere Gartenanlage selbst“, sagt der naturverbundene Parkettlegermeister und deutet dabei auf eine Wildblumen- und Wildkräuterwiese am Einfahrtsbereich, die viele Bienen und Hummeln anlockt. Doch nicht allein die Grünfläche auf dem rund 2.800 m² großen Grundstücksareal im Gewerbe-Mischgebiet ist ökologisch wertvoll. Das gesamte Bauvorhaben des schwäbischen Handwerksbetriebs mit zwölf Mitarbeitern basiert auf umweltfreundlichen Kriterien, von der markanten Architektur in Holzbauweise bis hin zum nachhaltigen Energiekonzept.
Eigener Entwurf, baubeteiligte Firmen aus der Gegend
Der moderne Holzbau mit umlaufender Glasfront fügt sich harmonisch in das Umfeld ein. Ökologisch wertvoll: die Wildblumen- und Wildkräuterwiese.
Der im vergangenen Mai bezogene Neubaukomplex mit 780 m² Grundfläche besteht aus einem modernen Flachdachgebäude mit umlaufender Glasfront, das sich harmonisch in das Umfeld einfügt. In den Räumlichkeiten befindet sich auch die 400 m² große, repräsentative Ausstellung. Hinter dem Geschäftshaus ragt eine Hochregal-Lagerhalle auf, ausgelegt auf 400 Paletten-Stellplätze. Der mächtige Baukörper wurde nahezu unauffällig in das Gesamtensemble integriert. Sascha Willkomm, im Erstberuf Bauzeichner, hat die Konstruktion selbst entworfen. „Viel Glas, damit Licht und Helligkeit hereinkommt, Offenheit und natürlich die Kombination mit Holz“, beschreibt er seine Idee, die die Architekten und Statiker dann „umgesetzt“ hätten. Dabei galt beim Baustart im Juli 2016 als wichtige Maßgabe, dass alle Firmen, die am Bau beteiligt sind, „hier aus der Gegend“ stammen.
Trockenbau mit Holz aus der Region
Für den berufenen Parkettlegermeister war klar, dass die Gebäudehülle nicht wie bei den umstehenden Industriehallen mit einer Blechfassade ummantelt wird. Sein Objekt sollte in Trockenbauweise entstehen, „mit Holz aus der Region“. So hat er sich für eine Verschalung mit vorgegrauter Lärche entscheiden. Die Optik in „Silbercharakter“ werde sich über die Jahre nicht verfärben. Zusätzlich sei das Holz thermobehandelt, so dass eine Verformung – im Vergleich zu unbehandeltem Material – „nahezu ausbleibe“. Statt einem Flachdach wollte der Bauherr ursprünglich ein normales Dach aufsetzen. Zum einen aus ästhetischen Gründen, wie er sagt, aber auch, um durch eine zweite Etage mehr Raum zu gewinnen. Doch die strengen Bauauflagen seien dem entgegengestanden.
Die Investitionskosten beziffert der 48-Jährige auf insgesamt 1,3 Mio. EUR, einschließlich Grundstück. Der Vater von vier Kindern will mit der Neuausrichtung auch die Zukunft des Familienunternehmens sichern. Die beiden Ältesten sind bereits in den Betrieb eingestiegen. Tochter Judith Willkomm, (25), von Beruf Bankkauffrau, managt den Verkauf, die Ausstellung und das Büro, während ihr Bruder Luis, Parkettleger mit Meisterbrief als „der Mann vor Ort“, die Baustelle leitet. Er wurde übrigens im Oktober 2017 zu Deutschlands bestem Meister im Parkettlegehandwerk gekürt.
Lichtdurchflutete, großzügige Ausstellung
Im Hauptgebäude nimmt die lichtdurchflutete Ausstellung den zentralen Raum ein. Die Besucher fühlen sich bei der Inhaberfamilie „Willkommen“ – der Nachname „Willkomm“ legt das Wortspiel nahe. Auf der ausgedehnten Fläche kommt das im mittleren bis ganz hochwertigen Bereich positionierte Sortiment mit Markenprodukten gut zur Geltung. Parkett als Kernsegment trägt einen Anteil von rund 60 % zum Umsatz bei, Vinylbeläge 20 %, Laminat 10 % und sonstige Beläge – wie Teppichboden, Kork, Linoleum, Terrassendielen – ebenfalls 10 %. Bei der nach Produktgruppen strukturierten Präsentation setzt das Shopsystem des österreichischen Parkettherstellers und Hauptlieferanten Weitzer einen Schwerpunkt. Weitere Beratungsinseln gibt es in Kooperation mit Joka (Teppich- und Vinylböden), Meister (Laminat, Designbeläge, Kork) sowie Ziro (Vinyl) und Tretford (Textilböden). Selbst der Fußboden mit jeweils unterschiedlichen Belägen in den Räumen dient als Musterpräsentation, von Landhausdielen- und Zweischicht-Stabparkett über Vinylboden bis zur Spezialität Nadura von Meister. In der Mitte des Schauraums kam indes eine hochflorige Teppichqualität zum Einsatz, auch aus Gründen der Schalldämmung.
Komplett barrierefreie Gestaltung
Das Firmengebäude ist komplett barrierefrei gestaltet, mit einem ebenen, direkten Zugang vom Kundenparkplatz mit 18 Stellplätzen. „Wir haben extra eine breite, zweiflügelige Tür einbauen lassen, damit man mit einem Fahrzeug in den Ausstellungsraum hineinfahren kann“, hat der Bauherr für alle Eventualitäten vorgesorgt. Rechts vom Eingang schaut der Besucher in offene Büros. Es gibt zwar Türen, aber keine Fensterverglasung, um jederzeit für Kunden ansprechbar zu sein. Im hinteren Trakt sind behindertengerechte Toiletten, Küche, Sozialraum und Duschen der Belegschaft untergebracht. Das Entree dominiert ein massiver Eichentisch mit astiger Maserung. Er wurde von einem Schreinereibetrieb hergestellt, mit dem man auch bei Spezialanfertigungen zusammenarbeitet. Bereits über zehn Tische seien schon verkauft worden“, freut man sich, zumal sich das Holz des Tisches auf die Parkettqualität „passend abstimmen“ lasse.
Duchdachte nachhaltige Energiegewinnung und -nutzung
Für einen behaglichen Aufenthalt in den Geschäftsräumen sorgt indes ein zeitgemäßer Kachelofen. Das lodernde Feuer hinter dem Sichtfenster wird dabei zum magischen Anziehungspunkt. Doch nicht nur die optische Wirkung ist für die Betreiber wichtig, sondern auch die Wärmegewinnung. Das wasserführende Kaminofensystem mit Kesseltechnik und Pufferspeicher speist zum einen die Fußbodenheizung, zum anderen wird es als Brauchwasser genutzt. Geheizt wird mit Holzresten, die in einem Parkettbetrieb ohnehin anfallen. Eine parallel installierte Gasheizung springt bei Versorgungslücken an, etwa am Wochenende oder in kalten Winternächten.
Die sechsköpfige Familie Willkomm bei der Eröffnungsfeier, gemeinsam mit Thomas Strunz. Der Ex-Fußballnationalspieler war als Markenbotschafter vor Ort.
Ebenfalls ein Baustein des nachhaltigen Energiekonzepts ist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Daneben produziert eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach Strom, sowohl für die Eigennutzung, als auch Einspeisung. Und die Lichttechnik auf Basis von LEDs punktet mit „niedrigstem“ Energieverbrauch. Die Gebührenpflicht für das Abwasser spart sich das Unternehmen mit einem komplett sickerfähigen Außenbelag. Die Höhe der Kiesschicht als Puffer wurde sogar verdoppelt.
Die Historie des 1963 in Backnang gegründeten Parkettbetriebs Emil Schwarz ist wechselvoll. Nach einer Aufspaltung und Verlagerung ins nahe Sulzbach verkaufte der gleichnamige Sohn des Gründers 2009 das Unternehmen altershalber an den selbstständigen Parkettlegermeister Sascha Willkomm. Besagter Vorbesitzer veräußerte zwei Jahre später die Sulzbacher Immobilie, so dass die Willkomms für Ausstellung und Büro erneut Räume im benachbarten Waldrems anmieten mussten. Die dortige Kelleretage, zur Hälfte unter der Erde und ohne Lagermöglichkeiten, erhöhte den Druck, sich zu verändern. Der heutige Standort – zentrumsnah in Backnang – liegt auf dem ehemaligen Kaelble-Areal, einem früheren Baumaschinenhersteller, der in Konkurs ging. Nach einem Großbrand wurde das Fabrikgelände an einen Investor verkauft, der Bauplätze erschlossen hat. Den ursprünglichen Firmennamen „Emil Schwarz“ behielt man aufgrund der Bekanntheit in der Region bei.
Das neue Refugium des Meisterbetriebs grenzt an eine wichtige Verkehrsader. „Auf der B14 fahren hier täglich über 36.000 Fahrzeuge vorbei“, ist Sascha Willkomm von der „sehr guten“ Lage überzeugt. Der nachts beleuchtete, gelbe Firmenschriftzug zeigt in großformatigen Lettern deshalb werbewirksam in Straßenrichtung. Das Familienunternehmen boomt. „Wir schreiben sehr gute, stetig steigende Umsatzahlen“, kann der Geschäftsführer auf einen Kundenstamm mit 4.000 Adressen zurückgreifen. „Die meisten Käufer kommen gezielt und schließen zu 99 Prozent einen Auftrag ab“, sagt er. Der Objektanteil liegt bei 50 %, vor allem die Zusammenarbeit mit einem überregional tätigen Bauträger im Wohnungsbau ist lukrativ. Dadurch ergibt sich auch ein Einzugsgebiet mit 300-Kilometer-Radius.
Bei der Eröffnungsfeier Ende Mai tummelten sich an einem Schausamstag auf dem Neubaugelände weit über 400 Besucher, darunter „viel Prominenz“, zählt Judith Willkomm zahlreiche geladenen Gäste auf, wie etwa Thomas Strunz. Der Ex-Fußballnationalspieler war als Markenbotschafter des Lieferanten Uzin gekommen. Alle Einnahmen der Feier spendete das Familienunternehmen an ein Kinder- und Jugendhospiz. pla
Bester Neubau Handwerk des Jahres 2018