Floor-Concept - Sonderpreis: Gelebte Integration 2017
Floor-Concept, Höchberg
Integration ist eine Chance für beide Seiten
Der afghanische Asylbewerber Mohammad Haidari macht bei Floor-Concept eine Ausbildung zum Parkettleger. Trotz fehlender Rechtssicherheit über seine Aufenthaltsdauer, überwiegt für Geschäftsführer Bodo Ziegler die Chance, mit ihm dauerhaft einen guten Mitarbeiter gewonnen zu haben. Ein Vorbild für gelebte Integration, war die Jury sich einig und vergab einen Sonderpreis.
Der Handwerksbetrieb Floor-Concept aus dem unterfränkischen Höchberg ist mit den beiden Sparten Systemböden und Parkett/Bodenbeläge gut aufgestellt. „Mit zwei Standbeinen sind wir flexibler, auch im Einsatz unserer Mitarbeiter“, erklärt Bodo Ziegler, der das Unternehmen 2003 zunächst als Premiumpartner des Doppelbodenherstellers Mero gründete. Mit der Entwicklung spezieller Maschinen zum Aufnehmen alter Böden und Applizieren neuer Beläge hat sich der Betrieb spezialisiert auf die Sanierung von Systemböden, vielen bekannt als Doppelböden. Für Projekte in diesem Bereich, für den der zweite Geschäftsführer und Partner Uwe Gimperlein zuständig ist, ist Floor-Concept bundesweit unterwegs; zum Beispiel bei Großunternehmen wie Siemens oder öffentlichen Aufraggebern wie dem Stuttgarter Landtag.
Mohammad Haidari, Auszubildender im 2. Lehrjahr.
Das zweite Standbein, die Verlegung von Parkett und anderen Bodenbelägen, leitet Bodo Ziegler. Umsatz und Ertrag verteilen sich inzwischen je zur Hälfte auf beide Sparten. Pakete aus einer Hand gehören zu den renommierten Referenzen im Objekt. Zum Beispiel mit einem mehrlagigen Plattenaufbau als Unterkonstruktion und dem Bodenbelag aus Designbelag und Linoleum für die Ausstellung der Mini-Präsentation in den BMW-Welten München. Bei der Verlegung von Parkett kooperiert Floor-Concept mit Wilms Parkett, einem fränkischen Hersteller und Verlegebetrieb mit 30 Mitarbeitern.
Showroom punktet mit individueller und regionaler Auswahl
Im Bereich Bodenbelag richtet Floor-Concept sein Augenmerk verstärkt auch auf Endverbraucher. Ihnen kommt Ziegler mit dem neuen Showroom „Bodenkultur“ in einem historischen Industriedenkmal in Würzburg näher. Auf dem Gelände der ehemaligen Bürgerbräu nutzt Floor-Concept zusammen mit Wilms drei Gewölbekeller für eine hochwertig gestaltete Ausstellung auf 500 m² mit rund 1.900 Parkett- und Bodenbelagsmustern.
Mit individuellen Produkten will sich Ziegler vom Wettbewerb in der Region abheben. Neben internationalen Marken wird auch regionales Parkett aus dem Spessart mit dem Siegel „Holz von Hier“ angeboten. Dazu kommen Raritäten aus der Manufaktur von Wilms. Zum Beispiel die Iphöfer Eiche, eine natürliche Farbvariation der Eiche, die nur auf fränkischem Muschelkalk wächst, oder das von Wilms entwickelte, durchgefärbte Massivparkett, bei dem die Farbe auch einer Renovierung standhält. Die Ausstellung forciert damit den hochwertigen Privatbereich und richtet sich an Endverbraucher und Architekten. Für Publicity bei der Zielgruppe plant Ziegler vor Ort regelmäßige Events.
Kompetente Mitarbeiter sind die Basis des Geschäfts
Derzeit arbeiten bei Floor-Concept sechs Parkett- und Bodenleger in der Abteilung Bodenbelag; fünf Mitarbeiter sind im Bereich Systemboden tätig. Alle sind flexibel einsetzbar. Für die geplante Expansion im Bereich Bodenbelag werden jedoch weitere Parkett- und Bodenleger benötigt. Sie am Arbeitsmarkt zu rekrutieren, ist schwierig. Bodo Ziegler setzt daher auf Aus- und Weiterbildung im Betrieb und hat damit auch schon mehrfach gute Erfahrungen gemacht. Beispielsweise qualifizierte sich sein Mitarbeiter Nico Bhalla zum Fachbauleiter und dessen Kollege Demis Streitmatter zum Parkettlegermeister. Über die Mitgliedschaft im „Netzwerk Boden“ hat das Unternehmen zudem Zugriff auf Schulungen der beteiligten Industrie. Ziegler selbst schätzt den Austausch mit seinen Netzwerkpartnern. Darüber hinaus investiert der Betrieb in den Nachwuchs – ausgebildet wird regelmäßig in den Berufen Parkett- und Bodenleger.
Flüchtlinge als Chance
Mohammad Haidari und Bodo Ziegler gemeinsam bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ausbildung von Flüchtlingen.“
Eine Hoffnung Mitarbeiter zu gewinnen, setzt Bodo Ziegler inzwischen auch in die Ausbildung von Flüchtlingen. Im September 2015 begann der afghanische Asylbewerber Mohammad Haidari bei Floor-Conzept eine Ausbildung zum Parkettleger. Obwohl keine Rechtssicherheit über seine Aufenthaltsdauer besteht. Zuvor hatte der 22-Jährige zusammen mit zwei weiteren Flüchlingen, die von der Servicestelle der HWK Würzburg vermittelt worden waren, ein Praktikum in dem Betrieb gemacht. „Seine guten Sprachkenntnisse und sein Leistungswille zeichnen ihn aus“, lobt Ziegler, der nun hofft, dass das Asylverfahren positiv verläuft.
Haidaris Eltern waren aus Afghanistan in den Iran geflohen, als er noch ein Baby war. Als Afghane darf man dort keine öffentlichen Schulen besuchen und erhält keinen Pass. Als Jugendlicher hatte Haidari im Iran bereits als Fliesenleger gearbeitet. 2013 kam er nach Deutschland. Hier machte er zwei Praktika – zuerst als Fliesenleger, dann als Parkettleger: „Das ist ein absolut toller Job. Kein anderes Naturmaterial für den Wohnbereich spricht die Sinne so positiv an wie Holz. Und wenn die Eigentümer mit ihrem neuen Boden glücklich sind, bin ich es auch“, sagt der junge Mann.
Gleich nach seiner Ankunft in Deutschland fing er an, mit einem Wörterbuch selbst Deutsch zu lernen. Später hat er Deutsch und Mathematik mit Franz-Josef Hench gelernt, einem ehrenamtlichen Helfer, der heute ein väterlicher Freund ist. In Neustadt/Aisch sind fünf Flüchtlinge in der Klasse. Das Lernen falle manchmal nicht so leicht, und mancher Text wird öfter gelesen, um ihn zu verstehen.
Gefragt nach den Zielen für seine Zukunft antwortet Mohammad Haidari, er wolle in Deutschland bleiben, seine Ausbildung erfolgreich abschließen – und später, wenn alles gut läuft, in seinem Beruf den Meister machen. Seine Kollegen drücken ihm die Daumen, dass er nicht zurück muss und seine Ziele verwirklichen kann. Dann wäre zumindest im Kleinen das geschafft, was im Großen so schwierig zu sein scheint: praktisch gelebte Integration, von der alle profitieren können.sm/ila
Sonderpreis: Gelebte Integration des Jahres 2017