Raumausstattung Pfähler - Bester Geschäftsumbau (Handwerk) 2016
Pfähler Raumausstattung, Hohentengen
„Parkett steht bei uns im Vordergrund“
Am äußersten Zipfel Deutschlands, nahe der Schweizer Grenze, hat sich ein Raumausstatter den Traum von einem modernen, lichtdurchfluteten Geschäft verwirklicht. Hier gibt es – außer Fliesen – sämtliche Bodenbeläge. Ein Shop-System von Bauwerk prägt den zentralen Raum, und eine tiefer gelegene Ebene widmet sich Gardinen und innen liegendem Sonnenschutz.
Hohentengen, wo liegt das eigentlich? Der 4.500-Einwohner Ort in Oberschwaben thront auf deutscher Seite am Rhein. Gegenüber ist die Schweiz. Von hier aus operiert die Raumausstattung Pfähler. Tiefste Provinz, könnte man annehmen und sich fragen, ob die Region einen ausreichenden Kundenstamm zur Geschäftssicherung bietet. Doch diese Frage erübrigt sich, denn der Familienbetrieb hält sich seit 1964 auf den Beinen, gegründet in der Nähe und ab 1971 in Hohentengen beheimatet. „Der gute Ruf von unserem Vater eilt uns voraus. Deswegen haben wir sehr treue Kunden“, sagen die Nachfolger.
Das jetzige Gebäude war ursprünglich eine Sporthalle der Gemeinde. Dort wurde ein Teilbereich als Teppichabteilung genutzt, und 1990 entstand der Anbau für ein Gardinenstudio. Dieser tiefergelegene Teil hat seine Funktion bis heute erhalten. Allerdings nicht in der ursprünglichen Version. Wie alle anderen Räume des Unternehmens wurde er mit der Geschäftsübergabe an den Sohn Alexander Pfähler in eine komplette Neuplanung einbezogen. Im Mai 2012 lag die Genehmigung des Bauantrages vor. Federführend hat den Umbau Christine Pfähler-Napoletano geplant. Die Schwester des Inhabers ist Innenarchitektin und auch für Homepage und Grafik des Unternehmens zuständig.
Ziel war die Modernisierung und eine Umstrukturierung einzelner Betriebsabläufe. Wo vorher selbstgebaute Regale ohne große Systematik standen, ist ein Ambiente mit klaren Linien entstanden. „U. a. haben wird die Decke abgehängt und ein neues Lichtkonzept installiert“, erläutert die Architektin. Zudem wurde von Lagerhaltung auf Lieferungen „just in time“ umgestellt. Weil der Umbau bei laufendem Betrieb erfolgen sollte, musste er in drei Bauabschnitte aufgeteilt werden. Im Juli 2014 waren die Hauptaufgaben erledigt. Ganz vollendet aber zeigte sich das Gebäude auch im Herbst 2015 noch nicht. Restarbeiten sind noch an der Fassade als Blickfang auszuführen, und auch an den Außenanlagen mit Parkplatz und Garten wird noch gearbeitet.
Christine Pfähler-Napoletano (l.) und Irmgard Pfähler sind stolz auf die neue Ausstellung.
Für die Neugestaltung hat das Unternehmen rund 400.000 EUR in die Hand genommen. Kein kleiner Betrag für einen handwerklich orientierten Betrieb. Dafür aber wurde das Gebäude innen und außen komplett umgestaltet. Alexander Pfähler: „Dazu gehörten die Dachsanierung, statische Veränderungen für größere Fenster und energetische Verbesserung der Wände. Das war fast wie ein Rohbau.“
Parallel dazu wurden Geschäftsabläufe verbessert; u.a. wurde die EDV-Anlage aktualisiert. Das Ladengeschäft wurde neu gestaltet. Die weitläufig wirkende Parkettabteilung wurde mit einem Bauwerk Shop-in-Shop-System ausgestattet.
Früher hieß der Stammsitz „Teppichhalle Pfähler“. Mit neuem Corporate Identity und eigenem Schriftzug auf der Visitenkarte – sowie künftig auf der Fassade – wurde daraus „Raumausstattung Pfähler“. Das ist ein Name, den es in der Gegend nicht häufig gibt und der sich deshalb zur Marke machen lässt. Der Untertitel „Wohnen ist Lebensqualität“ und die in Anthrazit gehaltene Gestaltung tragen zum zeitgemäßen Unternehmensauftritt bei.
Parkett ist das Hauptgeschäft
Parkett ist im Bereich der Bodenbeläge das Hauptgeschäft des Betriebes. „Ohne Holzböden hätten wir nicht so viel Arbeit. Die Kunden wollen heute vorrangig Landhausdielen, seltener mal einen Teppichboden. Wir arbeiten mit einem Architekten zusammen, der Einrichtungen mit Landhausdielen konzipiert und dafür in der Schweiz das entsprechende Kundenklientel hat.“
Helle, einheitliche Raumgestaltung
Die Nachfrage nach Teppichboden ist zurückgegangen. Zwar ist ein Wand-Display mit allen Farbmustern von Object Carpet auf der ersten Ausstellungsebene vertreten, und ein davor stehender Tresen beherbergt im unteren Fach diverse Teppichkoffer. Der prägende Eindruck von der Eingangstür aus wird vom Bauwerk-Shop mit seinen weißen Schubladenschränken bestimmt. Aber nur am hinteren Ende des langgestreckten Raumes sind sichtbar Casapark-Dielen angebracht. Alle übrigen
Muster befinden sich in den Tisch- und Wandschränken. Das gilt auch für Pflegemittel. So bleibt der Raum mit seiner hellen, einheitlichen Parkettbodenfläche von gut 65 m² übersichtlich, einladend und erinnert ein wenig an das Ambiente eines modernen Kunstmuseums.
Das Sortiment an Bodenbelägen und Marken kennt im Parkettbereich neben Bauwerk den österreichischen Hersteller Scheucher, Laminat- und Vinylböden kommen von Wineo und Amtico, Kork von Wicanders, Bambusboden von Bambeau und Linoleum von Forbo. Im Teppichbereich finden sich noch Vorwerk und diverse Großhandelskollektionen, denn Pfähler erledigt seinen Einkauf nicht über Kooperationen,
sondern stets beim Großhandel.
Fünf Stufen die Treppe hinunter in dem tiefer gelegenen Heimtex-Bereich finden sich Gardinen von Ado, Jab, Wind, Gardisette und anderen. Innen liegender Sonnenschutz, Jalousien und
saisonbedingt im Sommer Markisen gehören ebenfalls zum Leistungsumfang.
Inklusive Alexander Pfähler sind acht Mitarbeiter in dem Betrieb beschäftigt. Drei davon (zwei Verleger, ein Verkäufer) bedienen den Parkettbereich. Die schickt der Chef auch zu Schulungen in Freiburg oder Stuttgart und auf die Messen Heimtex (Frankfurt) und Bau (München), um das Wissen auf dem neuesten Stand zu halten. Zudem informiert man sich über das Internet oder erwartet gezielt Besuche von Fachberatern. Wenn der Kunde es möchte, wird mit anderen Gewerken kooperiert. „Wir empfehlen beispielsweise Maler, rechnen aber dann die Gewerke einzeln ab.“
Eine Treppe trennt die Parkettausstellung von der Heimtextil-Abteilung.
Das Einzugsgebiet reicht von der Kreisstadt Waldshut über die Grenze bis nach Zürich. Bis dorthin ist es eine halbe Stunde, und der hohe Frankenkurs ist ein Vorteil für deutsche Anbieter. Allerdings muss Pfähler in der Schweiz eine Filiale haben und dort dauerhaft angemeldet sein. Konkurrenz in der Schweiz, heißt es, gäbe es kaum. „Dort sind die Unternehmen spezialisierter, während wir so ziemlich alles aus einer Hand machen können. Es kommt uns zugute, dass Bauwerk als Schweizer Produkt dort sehr bekannt ist.“ Auch in Deutschland kennt Pfähler wenige Reibungspunkte.
In die Werbung steckt das Unternehmen wenig Geld und Aufwand. Fast alles läuft über die Mundpropaganda, und die Beziehung zu bekannten Architekten bewirkt Folgeaufträge. Und was ist mit Endverbrauchern, die in das Geschäft kommen ? „Wir holen diese Kunden, die gezielt zu uns kommen, an der Tür ab und bringen sie auch wieder zur Tür. Von der Angebotserstellung bis zur Zusage verbuchen wir eine Erfolgsquote von gut 80%.“
Die andere Variante: Kunden rufen an, wollen ein bestimmtes Produkt, Alexander Pfähler geht mit Mustern vor Ort und macht dort ein Angebot. Meist erhält er den Auftrag. Dass der Kunde sich oft schon im Internet informiert und einen niedrigen Preis im Kopf hat, ist eine Sachlage, die der Geschäftsinhaber kennt: „Da muss man als Berater kämpfen.“
Seit 2011 hat das Unternehmen eine eigene Website. Dabei handelt es sich um eine informative Imageseite – verkauft wird darüber nichts. Trotzdem möchte der Raumausstatter seinen Onlineauftritt optimieren. Gedacht ist an eine Referenzliste, die mit Bildmaterial unterlegt wird. „Wichtig sind uns dabei viele Bilder und nicht so viel Text. Inzwischen sind wir verlinkt mit Herstellern, damit der Kunde weiß, welche Marken er bei uns erhalten kann.“ Künftig will Pfähler in der Ausstellung große Monitore aufstellen, auf denen der Kunde ganze Raumbilder mit seinem Wunschboden sehen kann und nicht ein zufällig astfreies Muster auf die ganze Fläche überträgt. „Da darf man keinen Beratungsfehler machen. Deswegen haben wir von Bauwerk die breiten Schubfächer mit entsprechend großen Musterplatten.“
Bester Geschäftsumbau (Handwerk) des Jahres 2016