HolzLand Kern GmbH & Co. KG - Jungunternehmer im Holzhandel 2015
Holzland Kern, Eglharting
Aus der Insolvenz übernommen und durchgestartet
Visionäre Ideen entwickeln, Realitätssinn beweisen und die dazu nötige Kompromissbereitschaft mitbringen – dafür steht Existenzgründer Michael Wirsam mit dem Relaunch von HolzLand Kern nahe München. Er krempelte den Fachmarkt komplett um und positionierte sich neu mit einer ansprechenden Ausstellung für Bodenbeläge, Türen und den Outdoorbereich. Für diesen unternehmerischen Mut erhält er den Parkett Star in der Kategorie „Jungunternehmer im Holzhandel“.
Täglich 15.000 Autos passieren Holzland Kern zwischen München und Wasserburg.
Nur der Name ist geblieben. Wer heute zu HolzLand Kern, in die zeitgemäße und offene Ausstellung kommt, blickt als erstes auf Parkett. Vom Schiffsboden über die Kurzdiele bis zur Exklusivdiele in vier Metern Länge kann sich der Kunde rasch selbst orientieren und geht vom Einstiegssegment über die mittlere Preislage zum Premiumbereich. Mit dem Preis- und Farbleitsystem holt ihn der Verkaufsberater bei seinen Vorstellungen ab und führt ihn schnell zu seinem Wunschprodukt. Von Ahorn über Eiche natur bis Nussbaum ist das weitreichende Farbspektrum der Parkettböden auf Bodenflächen von zwei bis vier Quadratmetern verlegt. Topseller ist derzeit Eiche rustikal geölt.
Die schwarzen und weißen Schränke mit Auszügen für Musterplatten in der Größe von 40 x 80 cm und die Aufsteller für Dielen wirken dezent und lenken nicht vom Produkt ab. Rund 400 Produkte mit verschiedenen Oberflächen stehen zur Wahl. Die LED-Spots des neuen Beleuchtungssystems, auf eine Höhe von 3 Metern abgehängt, setzen die einzelnen Holzarten mit Licht- und Schattenwirkung eindrucksvoll in Szene. Der graue Teppichboden im Laufbereich und die weiß gestrichene Holzkonstruktion des Gebäudes bilden dazu einen neutralen Hintergrund. Mit den stilvollen Accessoires und Deko-Artikeln gewinnt die Ausstellung wohnlichen Charakter. „Ich wollte die Ausstellung so gestalten, dass sich der Hand- und Heimwerker, aber auch besonders die Frauen angesprochen fühlen“, verdeutlicht Michael Wirsam seine Intention beim Umbau. Als bekennender Holzliebhaber reservierte er Parkett den größten Raum. An der Gebäuderückwand sind die anderen Bodenbelagsgruppen Laminat, Vinyl und Kork sowie Wandpaneele präsentiert.
Alle Produkte sind herstellerneutral mit Handelsbezeichnungen von HolzLand Kern ausgezeichnet. „Einerseits um den Showroom als Einheit wirken zu lassen, andererseits um die Vergleichbarkeit von Herstellerpreisen im Internet zu unterbinden“, erklärt Michael Wirsam dies Konzept. Gerne stärke er als Fachhändler den Bodenleger vor Ort, der mit Kunden zur Beratung in die Ausstellung kommt und bietet ihm wettbewerbsfähige Konditionen.
Provokative Werbebotschaft des neuen Holzland Kern.
Doch als Showroom für das Internet für Vergleiche herhalten, nein, das will er nicht. Für die Verlegung seiner Produkte vermittelt HolzLand Kern darüber hinaus Handwerker.
Übernahme mit Mitarbeitern und Lagerbestand
Der Betriebswirt mit Erfahrung in strategischer Planung und Vertrieb zuletzt in einem Start up–Unternehmen kaufte HolzLand Kern mit Grundsstück und Lagerbestand zum 1. März 2013 aus der Insolvenz und übernahm erst einmal alle Mitarbeiter. Als Existenzgründer erhielt er zur Finanzierung staatliche Förderung. Intern unterstützt ihn seine Mutter, Birgitt Witter-Wirsam, die bei Göttingen das Familienunternehmen HolzLand Hasselbach leitet.
Den Großhandelsbereich von derzeit ca. fünfzehn Prozent stärker ausbauen, gehört zu den wichtigsten strukturellen Änderungen, die auf der Agenda des Jungunternehmers stehen. Warenwirtschaftsystem und Organisation sowie ein neuer Internetauftritt wurden bereits dem neuen Stil angepasst. Eine Vernetzung beider Standorte wurde damit gewährleistet und ermöglicht somit ein besseres Controlling für die Geschäftsleitung. Die kostspielige Lagerhaltung, wenig gefragter Produkte ist deutlich reduziert und die Logistik auf Just-in-time-Lieferung umgestellt worden. Die Gartenmöbel-Ausstellung verlagerte er von der angemieteten Halle nebenan in die eigenen Räumlichkeiten. Zudem mussten einige übernommene Dienstleistungen wie der Plattenzuschnitt nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten neu kalkuliert und angepasst werden. Werkzeug und weitere SB-Artikel sind bis auf ein minimales Standardangebot aus dem Geschäft verschwunden. Im Gegenzug wurde das Sortiment an Türen für eine stärkere Positionierung im Innenausbau vergrößert. Seine Vorstellungen zu einer attraktiven Ausstellung für Indoor und Outdoor setzte er mit der kompletten Neugestaltung des Verkaufsbereichs um.
„Wir haben aufgemacht, indem wir zugemacht haben“, beschreibt der 29-jährige die erste Woche nach der Übernahme wurde nur entrümpelt. Mit einem achtwöchigen Abverkauf des Lagerbestandes trennte er sich zunächst von Ballast und zudem auch von Sortimenten, die besser zum Baumarkt passen. Von der bisherigen Handelsform möchte sich HolzLand Kern mit einem höherwertigen Sortiment und der modernen, wohnlichen Einkaufs-Atmosphäre deutlich abgrenzen.
Umbau trotz Kompromisse gelungen!
„Der Umbau im Bestand mit einem klar definierten Budget erfordert viel Kreativität, denn manche Gegebenheiten können nur retuschiert, nicht völlig geändert werden“, erklärt der Bauherr, der bei seinem Konzept immer wieder Kompromisse machen musste. Die Treppe mit den einst roten Stäben hat heute ein Geländer mit Glasflächen, die den Blick von der Galerie auf die Bodenbeläge freigeben. Statt hoher Lagerregale mit vorwiegend Baumarktartikeln werden jetzt die Bodenbeläge übersichtlich als offene Einheit im Erdgeschoss präsentiert. Im Obergeschoss befinden sich die Outdoor-Kojen mit Gartenmöbeln, Terrassenböden, Sichtschutzzäunen und Zubehör. Der Einzelhandel mit Gartenartikeln bringe derzeit einen Umsatzanteil von 55 Prozent. Ein Grund: Im bayerischen Oberland zwischen München und Ebersberg gehöre der Terrassenbereich zum Lifestile und es wird dafür viel Geld ausgegeben. Entsprechend hochwertig hat Michael Wirsam sein Outdoorangebot positioniert. Als Beispiel nennt er die Thermoesche, die sich in Göttingen z.B. aus Preisgründen nur schwer verkaufen lässt. Diese Alternative zum Tropenholz ist großzügig in drei Flächen mit je 4 x 3 m in dunkler, geölter Oberfläche verlegt. Die silberig schimmernde Farbvariante daneben fällt auf, diese ein Quadratmeter große Musterfläche soll zeigen, wie schön das Holz wird, wenn es der Witterung ausgesetzt ist, erklärt der Holzspezialist.
Mit der Neupositionierung im gehobenen Innenausbau und dem wertigeren Außenauftritt ergibt sich für Michael Wirsam eine Verschiebung in der Kundenstruktur. Mit der Folge, dass der Pro Kopf-Umsatz nun höher ist und eine Umsatzsteigerung von gut 10 Prozent erreicht wurde. Er kann sich mit seiner Lage an der Bundesstraße 304 von München Richtung Wasserburg am Inn über gutsituierte Kundschaft freuen. Täglich passieren ca. 15.000 Autos den Standort von Holzland Kern und teilweise haben sie an der oft roten Ampel auch Zeit, sich die Bannerwerbung anzusehen. Mit seinem Auftritt spricht Michael Wirsam sowohl den aus München kommenden designorientierten, puristisch geprägten Interessenten an, als auch den aus der Gegenrichtung kommenden traditionellen Kunden.
Seine Werbebotschaft in der Radio- und Plakatwerbung dient in erster Linie der Bekanntmachung seiner Neupositionierung und der Abgrenzung zum Baumarkt-Image. Dabei geht er recht progressiv vor. Mit der Aufschrift „Schluss mit dem Alten . . .“ und „Besser als jeder Baumarkt“ fahren auch die Transporter von HolzLand Kern im Lieferservice auf den Straßen.
Das Erbe, das der Jungunternehmer mit HolzLand Kern übernommen hat, birgt noch viel Potenzial. Pläne, speziell für den Außenbereich liegen schon vor. Doch bei aller Liebe zur Veränderung bleibt er seinem gesetzten Limit treu und überstürzt nichts. Dabei will er gesund wachsen!
Jungunternehmer im Holzhandel des Jahres 2015