Max Friederichs Handelsgesellschaft GmbH - Innovationspreis 2024
Holzland Friederichs, Mönchengladbach
Pionierarbeit für den Bodenhandel
Automatisierung wird angesichts des Fachkräftemangels zu einer Schlüsselqualifikation des Holzhandels. Mit der Entwicklung des ersten vollautomatisierten Kombi-Lagers für Türen und Bodenprodukte hat Holzland Friederichs in Mönchengladbach hierzu ein Stück Pionierarbeit für die Branche geleistet. Die Jury würdigt die Innovation mit dem Parkett Star.
Im Lager von Holzland Friederichs herrscht dieser Tage besonderes Treiben. Namhafte Holzhändler und Vertreter aus der Industrie kommen zum ältesten Unternehmen in Mönchengladbach, um ein Novum der Logistik kennenzulernen: das erste vollautomatisierte Boden- und Türenlager mit kundenspezifischer Kommissionsbildung, das der Holzgroßhändler zusammen mit Becker Automatisierungssysteme entwickelt und zur Betriebsreife gebracht hat. „Seit die Anlage läuft, kommen die ganz Großen zu uns. Die Begeisterung in der Branche ist enorm“, freut sich Elke Müller-Friederichs, die das 1830 gegründete Familienunternehmen in siebter Generation zusammen mit Olaf Kronshage leitet, über die positive Resonanz auf die neue Anlage.
Mit dem ambitionierten Entwicklungsprojekt haben die beiden Geschäftsführer in den vergangenen zwei Jahren ein Stück Pionierarbeit für die gesamte Branche geleistet, denn der Holzhandel ist wegen des zunehmenden Fachkräftemangels mehr und mehr auf innovative Möglichkeiten der Digitalisierung und Prozessautomatisierung angewiesen. „Im Großhandel wird eine schnelle und korrekte Lieferung einwandfreier Ware verlangt. Durch den Fachkräftemangel wird dies aber immer schwieriger“, konstatiert Olaf Kronshage. „Wer gute Mitarbeiter halten will, muss ihnen neben Perspektiven auch sichere und gute Arbeitsbedingungen bieten.“
Mit der Entwicklung des ersten vollautomatisierten Kombi-Lagers für Türen und Bodenprodukte hat Holzland Friederichs in Mönchengladbach ein Stück Pionierarbeit für die Branche geleistet.
Im Fall von Holzland Friederichs kommt hinzu, dass die Expansionsflächen am Standort durch die innerstädtische Lage ausgereizt sind. Triebfeder für die Anschaffung der hochmodernen Anlage, die auf einer gemeinsamen Plattenlagerentwicklung von Holz Scherf und Becker Automatisierungssysteme basiert, war jedoch der Wunsch nach körperlicher Entlastung für die Mitarbeiter. In den Lagerabteilungen war der Krankenstand hoch, ruhestandsbedingte Personalwechsel standen bevor. „Gerade für die beiden umsatzstarken Warengruppen Türen und Böden ist ein professionelles Management der Logistik aber unabdingbar“, erklärt Elke Müller-Friederichs. „Als wir vor gut zwei Jahren erfuhren, dass Becker ein automatisiertes Türenlager entwickelt hat, habe ich deshalb sofort gesagt, das will ich haben.“ Schließlich entschied man sich zum Kauf eines vollautomatisierten Plattenlagers und des erst noch zu entwickelnden Kombilagers für Türen und Bodenprodukte. „Wir wussten damals nicht, was wir kaufen – die Konfiguration der Beta-Anlage war ein Prozess und wird bis heute weiter optimiert.“
Größere Lagervielfalt auf gleicher Fläche
Dank der Lagerautomatisierung kann der Holzgroßhandel jetzt auf gleicher Fläche mehr umsetzen und sich weiter als „Profi für Profis“ positionieren. „Wir haben die Kapazität für künftiges Wachstum um ein Drittel erhöht“, sagt Kronshage. „Unsere Kunden wissen die hohe Lagervielfalt an Holzwerkstoffen, Türen und Böden sowie die kurzen Lieferzeiten zu schätzen.“ Überwiegend kommen Großhandelskunden, aber auch Privatleute aus der Region in die rund 1.000 m² große Ausstellung mit einem hochwertigen Angebot in den Segmenten Boden, Türen und Garten. Die 500 m² große Bodenausstellung ist Parkett und anderen Hartböden der Holzland-Eigenmarke HQ sowie von Barth & Co., Hamberger Flooring, Thede & Witte, Meister und Windmöller vorbehalten. Im Lager finden jetzt auf 38,9 x 16,4 x 7,4 m Fläche und mit bis zu 2 m Stapelhöhe rund 6.000 Türen und Zargen sowie rund 5.000 Parkett-, Laminat- und Designboden-Pakete Platz.
Ein Kombi-Lager birgt komplexe Anforderungen
Während die Automatisierung der Plattenlogistik im Holzhandel mittlerweile als Standard gilt, sind die Anforderungen an ein kombiniertes Türen-, Zargen- und Bodenlager deutlich komplexer. In Mönchengladbach steuert ein Lift drei Ebenen an – eine mit Fußboden-Paketen und zwei mit Türen-Produkten. Mit der Robotertechnik können selbst Paletten mit unterschiedlichen Artikeln ohne manuelles Eingreifen per Knopfdruck direkt ein- und ausgelagert werden. Das Besondere für Boden-Produkte: Die Greifer klemmen die Pakete kopfseitig ein, zusätzlich werden sie in der Mitte angesaugt, so dass erstmals auch biegsame Pakete mit dünnen, langen LVT-Planken angehoben werden können.
Mit der Entwicklung des ersten vollautomatisierten Kombi-Lagers für Türen und Bodenprodukte hat Holzland Friederichs in Mönchengladbach ein Stück Pionierarbeit für die Branche geleistet.
Die Ware wird via Fotokennung und Einbuchung automatisch erfasst. Auch das ist neu. Und bei der Auslagerung werden verladefertige Paletten erzeugt. „Es funktioniert, die Ein- und Auslagerung ist prozesssicher“, bestätigt Müller-Friederichs. Wenngleich speziell das Handling von langen und entsprechend instabilen Paketen eine weiter zu optimierende technische Herausforderung sei. Dank der automatisierten Abläufe komme es aber insgesamt deutlich seltener zu Schäden am Produkt als beim manuellen Handling der Ware.
Ziele erreicht, doch die Entwicklung geht weiter
Mit dem innovativen Kombilager ist es Holzland Friederichs gelungen, die Mitarbeiter in den Lagerabteilungen von körperlich anstrengenden Tätigkeiten zu entlasten. „Wir können unseren Mitarbeitern jetzt einen besseren Arbeitsplatz bieten“, sagt Kronshage. „Unsere Logistikfachkräfte sind begeistert und engagiert im Umgang mit der neuen Anlage und auch die Zusammenarbeit mit unserem Entwicklungspartner Becker funktioniert sehr gut.“
„Innovative Entwicklungsprojekte wie dieses stärken den Holzhandel insgesamt“, resümiert Müller-Friederichs und lobt in diesem Kontext das Miteinander innerhalb der Branche, trotz des ansonsten harten Wettbewerbs. „Denn bei uns wird es in Zukunft nicht mehr ohne Automatisierung gehen.“
Imke Laurinat
Innovationspreis des Jahres 2024