Holzfachmarkt Bunzel GmbH & Co KG - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Holz- und Baustoffhandel 2024
Holzland Bunzel, Marl
Ausbildungsbetrieb mit Herz und Haltung
Eine junge alleinerziehende Syrerin, ein ehemaliger Kunde, eigentlich gelernter Altenpfleger, ein Abiturient, der sich für Restauration interessiert, ein Studienabbrecher und ein junger Mann, der eine handwerkliche Ausbildung anstrebt – das sind die aktuellen Auszubildenden bei Holzland Bunzel. Geschäftsführer Peter Hönighaus gibt auch Quereinsteigern eine Chance – und wird dafür mit loyalen Mitarbeitern und dem Parkett Star 2024 belohnt.
Lars bohrt sorgfältig ein präzises Loch in das Brett, Jan schneidet Werkstücke zu und Max wird mal wieder von einem Kollegen bei einem Problem mit der IT gefragt… alle drei absolvieren derzeit eine Ausbildung bei Holzland Bunzel, entweder in der Schreinerei oder im kaufmännischen Bereich. Insgesamt sind es fünf Auszubildende, 20 % der Vollzeit-Belegschaft, eine sehr hohe Quote.
Chancengeber und Möglichmacher
Peter Hönighaus, Inhaber und Geschäftsführer des Holzhandels in Marl und Hamm, hält sie bewusst hoch. Zum einen, weil er so selbst für qualifizierten Nachwuchs in seiner Mannschaft sorgen kann, zum anderen, weil ihm die Ausbildung am Herzen liegt. „Als Unternehmer und Ausbilder hat man die Chance, aktive Nächstenliebe zu betreiben“, sagt er überzeugt und überzeugend – und geht dabei durchaus unkonventionelle Wege. „Wir sehen uns als Chancengeber und Möglichmacher“. Wer sich bei Peter Hönighaus und seinem Team ausbilden lässt, erlebt Ersatzfamilie, Unterstützung, Zutrauen und gelebte soziale Verantwortung – weit über den schulischen und fachlichen Bereich hinaus.
Die aktuellen Ausbildungsjahrgänge belegen das eindrucksvoll. Retaj Alsaghir beispielsweise, die junge Syrerin floh über Libyen nach Deutschland und muss als Alleinerziehende einer kleinen Tochter Ausbildung, Führerschein, Sprachkurse und Kitabetreuung unter einen Hut bringen. „Retaj bringt viel Elan mit“, lobt Hönighaus, „sie hat ein dickes Brett zu bohren und macht das gut.“
„Voller Elan“: Die junge, alleinerziehende Mutter Retaj Alsaghir bringt Kind, Ausbildung, Sprachkurs und Führerschein zusammen.
Oder Lars Janosch, zweites Lehrjahr. Er kam als Kunde zu Bunzel – und blieb als Auszubildender. Ursprünglich Altenpfleger, stand er kurz vor dem Burnout und macht als Hobbyschreiner nun auch beruflich das, was ihm Spaß bereitet. „Lars ist jetzt richtig glücklich“, freut sich Hönighaus, „und auch für uns eine menschliche Bereicherung.“
Oder Jan Schnibbe, drittes Lehrjahr. Der Abiturient interessiert sich für Restauration und sein Interesse für eine Ausbildung in der Bunzel-Schreinerei wurde durch ein Kunstprojekt geweckt. „Praktika sind eine große Chance, um eine erste Bindung aufzubauen und sich als Betrieb bekannt zu machen.“
Oder Dave Ebbers, zweites Lehrjahr. Er hat bewusst eine handwerkliche Ausbildung angestrebt, ist trotz seines jungen Alters grundsolide und mit ganzem Herzen dabei. „Als Ausbildungsbetrieb ist man immer auch ein bisschen Ersatz-Mutter und Ersatz-Vater“, so Hönighaus. „Wer die Verantwortung übernimmt, Menschen auszubilden, sollte auch deren persönliche Entwicklung im Fokus behalten“, betont er. „Denn eine Ausbildung trägt zum Reifeprozess bei und gibt gerade jüngeren Menschen den Raum dafür“. Deshalb will er alles daransetzen, dass später auch mal seine drei Kinder – jetzt erst 15, 12 und 9 Jahre alt – eine Ausbildung machen.
Und schließlich der fünfte im Bunde unter den Azubis: Max Spangenberg, der erst im August 2023 dazugestoßen ist. Der Studienabbrecher hatte sich auf die Azubi-Kampagne von Holzland Bunzel beworben, wo ihm nun neue Perspektiven aufgezeigt werden. Hönighaus: „Seine hohe IT-Affinität wird uns enorm helfen, die Schnittstellen-Themen zu beherrschen.“
Diversität tut einem Team gut
Eine bunte Mischung, die zeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen und auch denjenigen ohne klassischen Werdegang und Hintergrund eine Chance zu geben. „Diversität tut einem Team gut“, betont Peter Hönighaus, „mit einer weltoffenen und toleranten Unternehmenskultur baut man Vorurteile ab und leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag.“ Er weiß, wovon er redet.
Der gelernte Schreiner, der anschließend Holztechnik in Rosenheim studierte, schloss daran ein Praktikum in Frankreich an, arbeitete in den USA, in einer Zimmerei, schrieb seine Diplom-Arbeit in Kanada, blieb dort ein weiteres Jahr und ging dann nach Europa zurück, nach Luxemburg. Diese kosmopolitischen Erfahrungen haben ihn sehr geprägt. „Ich war selber oft Ausländer. Dadurch verliert man Vorurteile.“ Dennoch zog es seine Frau und ihn nach den Wanderjahren rund um die Welt wieder nach Deutschland. „Meine Heimat ist das Lippetal, ich wollte sesshaft werden und mich selbstständig machen.“
Über die Handelskammer kam er in Kontakt mit den Brüdern Bunzel, die ihren Holzhandel verkaufen wollten, weil es keine Nachfolge gab. Quereinsteiger Peter Hönighaus sah das Potential, wollte sich aber erst mit dem ungewohnten Terrain vertraut machen und stieg zunächst als Fachberater ein. Nach achtzehn Monaten stand sein Entschluss fest und 2007 übernahm er Holzland Bunzel, das er unter dem bekannten Namen weiterführte.
Holzland Bunzel – #die Allesschreiner
Heute beschäftigt er rund 25 Mitarbeiter und hat neben dem Stammsitz in Marl eine Niederlassung im 65 km entfernten Hamm eröffnet, seiner Heimatregion. Beide Standorte sind im Pendelverkehr verbunden. „Wir zeichnen uns aus durch große moderne Showrooms, eine hohe digitale Kompetenz, ein großes Holzlager und die eigene Schreinerei“, beschreibt Hönighaus die Stärken seines Unternehmens in Stichworten.
Jan Schnibbe interessiert sich für Restauration: Der Abiturient kam über ein Kunstprojekt zu Holzland Bunzel.
Als besonderen Aktivposten hebt er die handwerkliche Kompetenz hervor, die aus seinem eigenen beruflichen Hintergrund resultiert und die im Firmenslogan „Holzland Bunzel – #die Allesschreiner“ klar kommuniziert wird. Auch alle Fachberater sind gelernte Schreiner und Zimmerer und können entsprechend ihr Know-how im Verkaufsgespräch einbringen. „Wir haben vor nichts Angst, wir versuchen, alles möglich zu machen“, betont Hönighaus. „Zur Not zahlen wir beim ersten Mal drauf, wenn wir etwas Neues probieren.“ Tatsächlich ist das Spektrum in der Schreinerei breit gefächert, reicht von Zäunen, Windschutz und Brücken bis hin zu Einbaumöbeln und Küchenarbeitsplatten. Eine neue Idee sind Tischplatten aus Parkett, passend zum Boden.
Ein weiterer Fokus von Holzland Bunzel liegt auf Böden und den dazu passenden Serviceleistungen. In der großzügigen, unlängst neu gestalteten Ausstellung in Marl werden Parkett, Laminat und Designböden in Schubladenschränken präsentiert. Jeder Artikel ist mit einem QR-Code versehen, über den sich weitere Produktinformationen abrufen lassen, jeden Artikel gibt es auch im Shop. In den Beratungsräumen sind Monitore mit Raumplanern installiert, so dass sich die Kunden ihren Wunschboden auch digital verlegt anschauen können. „Die Montage wollen wir gerne mitverkaufen“, sagt Hönighaus. Selbstverständlich im „Rundum-Sorglos-Paket“ samt Aufmaß.
Mitarbeiter sollen Beruf und Familie vereinen können
Innerbetrieblich sind seiner Frau und ihm eine kollegiale Atmosphäre wichtig. Das merkt man beim Rundgang, wie er mit dem einen spricht, dem anderen zuwinkt. „Meine Tür steht immer offen, ich bin für jeden ansprechbar.“ Das strahlt Peter Hönighaus auch aus. Denn es geht nicht nur darum, gute Fachkräfte auszubilden, sondern sie auch zu halten. „Deshalb versuchen wir alles möglich zu machen, damit unsere Mitarbeiter Familie und Beruf unter ein Dach bringen können.“ Zum Beispiel dürfen die Fachberater samstags ihre Kinder mitbringen und Vollzeitkräfte haben einen Tag in der Woche für dringende Erledigungen frei. Auch das ist sicher ungewöhnlich.
Claudia Weidt
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Holz- und Baustoffhandel des Jahres 2024