Fußboden Blum GmbH - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk 2024
Fußboden Blum, Kalbach
Azubis mit Respekt fürs Handwerk begeistern
Fußboden Blum hat schon mehr als 25 junge Menschen erfolgreich ausgebildet. Doch als dieses Jahr gleich vier angehende Parkettleger auf einen Streich einen Lehrvertrag unterschrieben, war das auch für die erfahrenen Ausbilder außergewöhnlich. Möglich machten den Erfolg neue Wege der Azubi-Werbung, übertarifliche Löhne, viele Benefits – und die Gabe, die eigene Begeisterung fürs Handwerk an junge Generationen weiterzugeben. Der Funke sprang auch auf die Parkett Star-Jury über.
Mit dem Ausbildungsstart 2023 hat sich Fußboden Blum selbst übertroffen. Zwar hat der 1969 gegründete Fachbetrieb schon immer viel und erfolgreich ausgebildet – in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 25 junge Menschen zu Parkettlegern, Bodenlegern und Fachkräften für Büromanagement – doch als dieses Jahr gleich vier angehende Parkett- und Bodenleger auf einen Streich einen Lehrvertrag bei den Blums unterschrieben, war das auch für die erfahrenen Ausbilder aus dem hessischen Kalbach etwas Besonderes. „Vier neue Azubis zu nehmen, war außergewöhnlich und ein großer Schritt für uns. Wir sind darüber sehr glücklich“, sagt Konstantin Blum, der das Familienunternehmen seit vier Jahren in dritter Generation zusammen mit seinem Vater Michael führt.
Über die Jahre hat der mit Verlegearbeiten unterschiedlichster Art breit aufgestellte Innungsbetrieb zahlreiche private wie gewerbliche Stammkunden in der Region gewonnen. Die Betriebsgröße ist mit fast 30 Mitarbeitern weitgehend konstant. „Damit das so bleibt, brauchen wir junge, motivierte Mitarbeiter – und die bekommen wir nur, wenn wir selber ausbilden. Ausbildung ist für uns daher sehr wichtig und auch eine Art Herzensangelegenheit“, erzählt der 30-Jährige, der seit Jahresbeginn 2023 als alleiniger Gesellschafter die Verantwortung trägt. Gute Azubis zu finden, werde aber immer schwieriger. Der Parkettlegermeister und seit kurzem auch vereidigte Sachverständige für das Parkettlegerhandwerk weiß, wovon er spricht – auch durch seine ehrenamtliche Tätigkeit in den Prüfungsausschüssen für Gesellen- und Meisterabsolventen.
Die Familie Blum hat bereits mehr als 25 junge Menschen erfolgreich zu Parkettlegern, Bodenlegern und Fachkräften für Büromanagement ausgebildet.
Neue Wege der Azubi-Werbung
Als dieses Jahr im Frühjahr noch keine einzige Bewerbung im Unternehmen eingegangen war, beschlossen die Blums, selbst aktiv zu werden. Unter anderem gingen sie mit einer Instagram-Kampagne und einer selbst organisierten Azubimesse im örtlichen Firmenverbund neue Wege der Auszubildenden-Werbung. Darüber hinaus nahmen sie Kontakt zu Schulen auf. Mit Erfolg. Der erste neue Lehrling, ein Ghanaer, der als Kriegsflüchtling aus der Ukraine nach Hessen gekommen war, wurde über die Instagram-Kampagne aufmerksam, bewarb sich, wurde einige Male zum Probearbeiten abgeholt – und blieb. „Es hat ihm gut gefallen“, freut sich sein Chef. „Wir haben ihm im Nachbarort schließlich eine Wohnung organisiert – und ein Fahrrad, damit die Wege einfacher werden. Jetzt unterstützen wir ihn beim Führerschein.“
Ebenfalls neu im 1. Lehrjahr ist ein Umschüler, der schon länger über eine Zeitarbeitsfirma für den Verlegebetrieb gearbeitet hatte und dem es so gut gefiel, dass er irgendwann nach der Möglichkeit einer Ausbildung fragte. Der dritte neue Lehrling hatte eigentlich schon woanders einen Ausbildungsvertrag in der Tasche, als er einen Ferienjob bei Fußboden Blum antrat und anschließend lieber Parkettleger werden wollte. Und zu guter Letzt kam noch ein vierter Auszubildender über eine Anfrage der örtlichen Schule – Aufgabe und Betrieb hatten auch ihn nach zwei Tagen Probearbeiten überzeugt, den Beruf des Parkettlegers zu erlernen.
„Wir haben die Rahmenbedingungen geändert“
Wie schafft es ein Handwerksbetrieb, der ländlich im südlichen Landkreis von Fulda sitzt, in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels derart großen Zuspruch bei jungen Menschen zu erfahren ? „Wir haben verschiedene Kanäle der Azubi-Gewinnung genutzt – und es hat sehr gut funktioniert“, erklärt Blum. Aber das sei längst nicht alles. „Wir haben auch die Rahmenbedingungen geändert und zahlen jetzt Ausbildungsvergütungen deutlich über Tarif“, sagt der Unternehmer und fügt hinzu, „wir haben einen tollen, kreativen und vielseitigen Beruf – aber die Einstiegshürde ist manchmal ein bisschen hoch, weil in anderen Berufen höhere Ausbildungsvergütungen bezahlt werden.“ Selbst seit Kurzem als Vorstandsmitglied in der Parkettleger-Landesinnung Hessen aktiv, plädiert er deshalb für eine Anpassung der Tarife auf Verbandsebene. „Der Respekt und die Akzeptanz für die jungen Menschen beginnt bei einer angemessenen Vergütung.“
Löhne in Höhe von 1.000 EUR, 1.100 EUR und 1.200 EUR monatlich pro Lehrjahr, 600 EUR Zuschuss zum Führerschein, betriebliche Altersversorgung, eine private Krankenzusatzversicherung, E-Bike-Leasing, kostenfreie Arbeitskleidung, vollständiges Werkzeug, Übernahme aller Kosten für die Berufsschule inklusive Fahrtkosten – die Liste der Benefits für Auszubildende bei Fußboden Blum ist lang. „Den Zuschuss zum Führerschein bieten wir schon länger an, weil davon auch der Betrieb profitiert“, sagt der Geschäftsführer. „Wenn die jungen Erwachsenen selbst am Steuer sitzen, können sie mehr Verantwortung übernehmen – und das wiederum fördert die Ausbildung zu einem guten Handwerker.“
Fachkompetenz als Motivationsfaktor: Der Meisterbetrieb fördert das Fachwissen und die handwerklichen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter durch regelmäßige Fortbildung.
Fachliches Know-how als Motivationsfaktor
Die genannten zusätzlichen Leistungen und Angebote bilden die Grundlage, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. „Die Ausbildung zum Parkettleger ist vielseitig“, hebt Blum hervor, „unser Beruf hat sehr viele Facetten, die wir den Azubis während der dreijährigen Ausbildung näher bringen.“ Als Prüfer im Gesellenprüfungsausschuss kennt er die Inhalte der Ausbildung und setzt sich immer wieder aufs Neue damit auseinander. Dabei hat er festgestellt, dass nicht alle Lehrbetriebe in der Lage sind, sämtliche Ausbildungsinhalte zu vermitteln. „Bei manchen gehören bestimmte Tätigkeiten nun mal nicht zum Portfolio. Nicht so bei uns. Wir sind in der Lage, alle ausbildungsrelevanten Tätigkeiten an unsere Azubis weiterzugeben und gehen darüber hinaus auf weitere, angrenzende Fachkompetenzen ein.“ Selbst alte Techniken wie das Verspannen von Teppichböden werde auf so mancher Baustelle noch an den Fachkräftenachwuchs weitergegeben.
Über das Vermitteln der Ausbildungsinhalte hinaus hat der zweifache Familienvater außerdem den Anspruch, das Fachwissen und die handwerklichen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter durch regelmäßige Fortbildung zu fördern und weiterzuentwickeln. „Wir bleiben als Betrieb immer auf dem neuesten Stand der Technik, kennen die aktuellen Maschinen und Werkzeuge oder lernen Tricks und Kniffe der Besten aus unserer Branche und können diese für uns umsetzen.“
Imke Laurinat
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk des Jahres 2024