Bauer GmbH & Co. - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk 2024
Fussboden Bauer, Motten-Kothen
„Junge Menschen muss man fordern und fördern “
Parkett Star Nr. 8 für Fussboden Bauer – das ist außergewöhnlich, einmalig und verdient, weil der Handwerksbetrieb aus Motten-Kothen in vielerlei Hinsicht immer wieder Maßstäbe setzt. In diesem Jahr würdigt die Jury mit der Trophäe die vorbildliche Ausbildungsarbeit, die unter anderem durch zahlreiche Prüfungssieger und Auszeichnungen eindrucksvoll belegt wird.
Fussboden Bauer sorgt für Schlagzeilen. Positive, versteht sich: „Der beste Parkettleger Bayerns“, „Kammersieger mit Traumnoten“, „Schon zwei Wettbewerbe gewonnen“, „Zwei Siegertypen“ – dahinter stehen alles Auszubildende des renommierten Handwerkbetriebes aus der fränkischen Rhön.
Seit der Firmengründung 1963 wurde großer Wert auf eine hochwertige Ausbildung der künftigen Gesellen gelegt. Dafür engagierten sich Gründer Otmar und später auch Klaus Bauer, der das Unternehmen heute mit seinem Bruder Christoph führt, ehrenamtlich jahrelang auch in der überbetrieblichen Ausbildung des Nachwuchses. Und offensichtlich machen sie das richtig, wie die zahlreichen Prüfungserfolge auf Kammer-, Landes- und Bundesebene zeigen.
Allein zwischen 2016 und 2022 stellte Fussboden Bauer drei Kammersieger, die anschließend 1. und zwei 2. Landessieger wurden, Louis Reinfurth sogar 3. Bundessieger und zudem geehrt für „Bayerns Beste“. Felix Bauer, als dritte Generation bereits in dem Familienunternehmen aktiv, erhielt darüber hinaus den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung für hervorragende Leistungen in der Prüfung zum Betriebswirt HwO. Auch der Fachbetrieb wurde für seine hervorragende Ausbildung gewürdigt – nicht nur mit dem Parkett Star, sondern unlängst auch von der HWK Unterfranken. Klaus Bauer, Parkettlegermeister, Restaurator im Handwerk, Sachverständiger und Betriebswirt des Handwerks, war übrigens selbst 1986 3. Bundessieger. Die vielen Auszeichnungen und Ehrungen sieht er jedoch nicht als Selbstzweck, dazu ist er viel zu uneitel, sondern vielmehr als Imagefaktor für das Unternehmen. Und außerdem „baut das Vertrauen bei den Eltern der Auszubildenden auf“.
Das Team bildet die Grundlage, dass sich Azubis in einem Betrieb verstanden und gut aufgehoben fühlen.
„Wir sind da unterwegs, wo die jungen Leute sind“
Insgesamt wurden in Motten-Kothen schon über 20 Lehrlinge ausgebildet, „immer nur nach Bedarf“. Für die Ausbildung bei Fussboden Bauer geworben wird dennoch kontinuierlich, um „den Bekanntheitsgrad zu steigern, einen modernen Betrieb zu präsentieren, Sympathie für einen coolen Beruf zu wecken und zu zeigen, dass Handwerk Spaß machen kann“. Meldet sich dann ein vielversprechender Kandidat, wird er auch außerhalb der Reihe angenommen, wenn er der Richtige zu sein scheint und ins Team passt.
„Wir sind da unterwegs, wo die jungen Leute sind“, antwortet Klaus Bauer auf die Frage nach der Strategie für die Ansprache und Gewinnung von Nachwuchskräften. Das bedeutet, natürlich auf Social Media wie Instagram und Facebook und vor allem in Schulen und auf Ausbildungsmessen. In den Schulen werden Workshops durchgeführt, außerdem nimmt Fussboden Bauer am Schulpraktikum BON teil, dem Berufsorientierungsnetzwerk, das deutlich mehr ist als ein zweiwöchiges „Hineinschnuppern“ wie bei herkömmlichen Praktika. Es setzt sich zusammen aus einer Einführungswoche zum Kennenlernen, einem Praxistag pro Woche über drei Monate hinweg und am Ende des Schuljahres wird der Beruf vor der Klasse präsentiert. Davon profitieren beide Seiten, erklärt Klaus Bauer: „Wir lernen den Schüler besser kennen und können seine Eignung einschätzen und er lernt Beruf und Betrieb kennen. So wird die Hürde zur Bewerbung genommen.“ Zwei Azubis sind bereits über diesen Weg gekommen. Daneben nutzt Fussboden Bauer ein neues Tool der Mittelschule im benachbarten Bad Brückenau: Dort können sich regionale Arbeitgeber auf einem Touchscreen kurz vorstellen, samt Video und einem QR-Code für die direkte Kontaktaufnahme.
Junge Menschen ziehen junge Menschen an
Und Fussboden Bauer ist „nicht nur da, wo die jungen Leute sind“, sondern will sie auch verstehen und abholen und hält sich deshalb an das Motto „Junge Menschen ziehen junge Menschen an“. Also nimmt Klaus Bauer zu den Workshops in der Schule Azubi Nico mit, der den Schülern mit Stolz erläutert, warum er den Beruf des Parkettlegers lernt – und warum gerade in seinem Lehrbetrieb. Und auf den Ausbildungsmessen stehen die beiden Parkettlegermeister Felix Bauer und seine Freundin Regina Fraunhofer, ihres Zeichens Bundessiegerin, am Stand – und auch hier mit Azubi Nico, denn „junge Leute, die Spaß bei der Arbeit haben, können auch andere junge Menschen begeistern.“
Wertschätzung ist der Schlüssel
Auch das zeichnet Klaus Bauer aus: dass er wohl gedanklich vorweg läuft, sich aber nicht in den Vordergrund drängen muss. So überlässt er vertrauensvoll seinem Sohn Felix das Feld, wenn er meint, dass dieser etwas besser kann. „Es muss nicht alles über mich gehen.“
Ähnlich wird die Ausbildung bei Fussboden Bauer gehandhabt. „Wertschätzung ist der Schlüssel, um junge Menschen für die berufliche Bildung zu gewinnen“, benennt Klaus Bauer das Erfolgsrezept. „Azubis sind bei uns keine Materialträger. Sie sollen Spaß an dem haben, was sie machen. Dann kommen sie gerne und sind leistungsfähig.“ Ihm ist wichtig, „dass sich junge Menschen in unserer Umgebung wohlfühlen. Sie werden bei uns menschlich und beruflich gefördert, es wird aber auch gefordert. Diese Balance ist unserer Meinung nach elementar und Basis für eine gute Ausbildung.“
Junge Menschen ziehen junge Menschen an; also stehen Felix Bauer und Regina Fraunhofer am Stand auf der Ausbildungsmesse.
Eine große Rolle spielt ferner das Team, weiß Klaus Bauer. „Es bildet die Grundlage dafür, dass sich die Lehrlinge in einem Betrieb verstanden und gut aufgehoben fühlen“ – und nicht zuletzt erhöhe das gemeinsame Arbeiten die Effizienz. Deshalb wird gern gesehen, wenn sich die Mitarbeiter nach getaner Arbeit zusammensetzen und plaudern. Zudem festigen Teambuildingmaßnahmen wie Iglu-Übernachtungen, Kart-Fahren oder ein Besuch im Offroad-Camp den Zusammenhalt.
In Motten-Kothen wird also viel unternommen, damit sich die Azubis an- und gut aufgenommen fühlen. Dafür werden auf der anderen Seite Mitdenken und eigenverantwortliches Handeln erwartet. „Freude am Handwerk und ein guter menschlicher Umgang mit den Kunden“ sind weitere Voraussetzungen, auf die geachtet wird. „Fehler dürfen gemacht werden“, sagt Klaus Bauer, „man sollte jedoch daraus lernen. Fachlich erhalten die Nachwuchskräfte jegliche Unterstützung – durch das Team, durch regelmäßige Praxisseminare und Online-Schulungen und auch durch praktische Werkstattübungen. Vor den Gesellenprüfungen und Wettbewerben werden sie gezielt von Felix Bauer und Regina Fraunhofer gecoacht und trainiert.
Stolz auf’s Handwerk wecken
Neben der fachlichen Entwicklung ist Klaus Bauer auch die menschliche wichtig. In diesem Zusammenhang hat er in den letzten Jahren aufmerksam registriert, dass die jungen Generationen heute eines anderen Umgangs bedürfen als früher: mehr Ansprache und mehr Kommunikation seitens des Ausbilders und Arbeitgebers. „Man muss sie mitnehmen“, ist seine Beobachtung. Daher hat er sich turnusgemäße Mitarbeitergespräche angewöhnt, nimmt sich dafür ausgiebig Zeit, auch für Planung und Vorbereitung. Als besonders effektiv und hilfreich hat sich dabei der Stärkentest erwiesen, der Fremd- und Selbsteinschätzung bei verschiedenen Kriterien vergleicht, zum Beispiel dem Organisationsgrad. „Das ist immer hochinteressant und bringt sehr viel Verständnis“.
Am Herzen liegt dem Vollblut-Unternehmer und -Parkettleger außerdem, den Aspiranten noch etwas ganz anderes mitzugeben, was sie für das Leben prägt: Stolz auf das, was sie machen, Stolz auf das, was sie geschafft haben, Stolz auf das Handwerk. „Wo geht das besser als beim Parkettlegen ?“ Deshalb bezieht Klaus Bauer die Azubis überall mit ein – bei Social Media-Posts genauso wie beim Image-Videodreh –, lanciert Presseberichte über sie und zeigt ihnen Perspektiven auf, zum Beispiel mit dem Besuch des Bundesleistungswettbewerbs. Das alles summiert sich zu einem Gesamtpaket, das Kammer-, Landes- und Bundessieger hervorbringt.
Claudia Weidt
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk des Jahres 2024