Popp Parkett + Bodenbeläge GmbH - Vorbildliche Nachfolge im Handwerk 2023
Popp Parkett + Bodenbeläge GmbH, Eckersdorf
Meisterhafter Quereinstieg
Von der Pike auf arbeitete sich Carolina Bange bei Popp Parkett + Bodenbeläge ein: In fünf Jahren wurde sie Parkettlegerin und Meisterin, Betriebswirtin und Stellvertreterin des Chefs, ordnete die Geschäfte neu und kaufte schließlich das Unternehmen zum 1. Januar 2022 – ein großes Glück für die Zukunft eines Traditionsbetriebes und eine meisterhafte Leistung, die der Parkett Star gebührend würdigt.
Manche Unternehmensgeschichte mit Happy End muss einfach erzählt werden. Die von der bemerkenswerten Übernahme des 1961 gegründeten Familienbetriebes Popp Parkett + Bodenbeläge durch die junge Quereinsteigerin Carolina Bange ist so eine. Weil sie „immer schon“ in der Automobilbranche Karriere machen wollte, studierte die heute 31-Jährige nach dem Abitur zunächst Maschinenbau. Doch als sie den Fachhochschulabschluss „Bachelor of Engineering“ 2017 in der Tasche hat, sieht ihre Welt inzwischen anders aus – in ihr war der Wunsch nach Selbständigkeit gereift. Und es zog sie zurück in ihre Heimat in das oberfränkische Eckersdorf.
Der Besprechungsraum wurde bereits neu gestaltet.
Während sie noch überlegte, in welche Richtung die künftige Selbständigkeit gehen könnte, kam der entscheidende Impuls aus dem Kreis der Familie, erzählt Carolina Bange: Hans Jürgen-Popp suchte einen Nachfolger für seinen Familienbetrieb, den er in zweiter Generation führte. Und ihr Großvater – er ist der Bruder des Firmengründers Rudolf Popp – hatte die Idee, dass der gut etablierte Parkettfachbetrieb etwas für seine Enkelin sein könnte.
Noch im gleichen Jahr setzten sich Carolina Bange und der langjährige Inhaber von Popp Parkett + Bodenbeläge zusammen, und die beiden diskutierten den Plan einer möglichen Geschäftsübernahme zum 1. Januar 2022. Die junge Frau schaute sich den Handwerksbetrieb an, arbeitete mit und entschied sich für eine Ausbildung zur Parkettlegerin, verkürzt in zwei Jahren. „Am Anfang haben wir den Mitarbeitern nicht gleich gesagt, dass ich die Nachfolgerin werde. Ich musste ja auch erst mal gucken, ob es für mich passt und funktioniert“, sagt die Quereinsteigerin. „Als wir den Plan dann nach meiner Ausbildung offiziell machten, waren alle sehr froh, weil sie nun wussten, was Sache ist und wie es mit dem Betrieb künftig weitergeht.“
Zielstrebig zur Parkettlegermeisterin
Die Parkettlegerin hatte ihren Traumberuf gefunden. „Mir gefällt das Arbeiten mit Holz, weil das Naturprodukt so vielfältig einsetzbar ist“, schwärmt sie von ihrem Handwerk. „Bodenlegen ist eine kreative Tätigkeit, speziell das Arbeiten mit Musterböden, auch wenn sie eine Nische sind, erfordert viel gestalterisches Feingefühl und Können.“
Doch weder an ihrer fachlichen, noch an ihrer betriebswirtschaftlichen Eignung für die Führung des Handwerksunternehmens wollte die zielstrebige Frau irgendwelche Zweifel lassen. Daher sattelte sie ihren Parkettlegermeister sowie den Betriebswirt im Handwerk noch oben drauf. „Die Mitarbeiter hätten mich auch ohne Meistertitel akzeptiert. Das war nie das Problem. Wir sind eine tolle Truppe, die gut zusammenarbeitet“, sagt Bange. „Aber die Meisterqualifikation habe jetzt nur ich als Chefin.“ Schließlich sei manch langjähriger Geselle deutlich länger im Unternehmen als sie. Außerdem sollte Popp Parkett + Bodenbeläge weiterhin ein Ausbildungs- und Meisterbetrieb bleiben. Zurzeit absolvieren drei angehende Parkettleger bei ihr die Ausbildung; darüber hinaus engagiert sie sich für den Branchennachwuchs im Prüfungsausschuss der Innung Mittel und Oberfranken.
„Es ist ein Familienbetrieb – und ich bin die dritte Firmengeneration“
In der Übergangsphase war die designierte Nachfolgerin bereits Stellvertreterin von Hans-Jürgen Popp. Auf bestehende Prozesse wollte sie Einfluss nehmen, mitgestalten und optimieren. Eine größere Neuerung war beispielsweise die Umstellung auf ein zeitgemäßes EDV-System mit Remote-Server-Anbindung. Um einen reibungslosen Geschäftsführerwechsel sicherzustellen, führte sie neben dem Tagesgeschäft viele Gespräche: mit Kunden und Lieferanten, mit dem Steuerberater und der Handwerkskammer und mit den Banken. Bestehende Verträge – Versicherungen, Arbeitsverträge, Leasingkontrakte für Firmenfahrzeuge etc. – mussten gesichtet und neu abgeschlossen werden. Die bisherige Rechtsform des Einzelunternehmers wandelte Bange in eine „GmbH“ um. Und auch einen neuen Marketingauftritt entwickelte sie in dieser Zeit.
Präsentiert werden in großer Auswahl Parkett und Designböden, Laminat-, Kork-, Linoleum und Textilbodenbeläge.
Am 1. Januar 2022 war der Tag der Betriebsübernahme gekommen. „Es ist ein Familienbetrieb – und ich bin die dritte Firmengeneration“, erklärt die Jungunternehmerin den entscheidenden Unterschied zu sonst oft gängigen Generationswechseln in Familienunternehmen: Sie ist nur entfernt mit dem bisherigen Inhaber verwandt, hat das Unternehmen mit einem Kredit ihrer Bank regulär gekauft – und sämtliche Verantwortung von einem Tag auf den nächsten in die eigenen Hände genommen. Hans-Jürgen Popp ging zum verabredeten Stichtag in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich muss selber meinen Weg finden und meine Erfahrungen machen“, ist Carolina Bange überzeugt. Auch wenn sie gesteht, dass sie am Anfang einige schlaflose Nächte hatte, ob auch wirklich alles reibungslos klappen würde.
Das Miteinander steht mehr im Vordergrund
Doch alles klappte reibungslos. Der Handwerksbetrieb hat gut gefüllte Auftragsbücher, die Verlegeteams sind auf drei Monate im Vorlauf ausgebucht. Tendenz steigend. Viele Kunden kommen, weil sie den oberfränkischen Parkettbetrieb schon lange kennen, und es kommen auch viele Neukunden – überwiegend Privatleute, aber auch Bauträger von Architekten- und öffentlichen Ausschreibungen. „Wir machen auch Objektgeschäft, so um die 1.000 bis 1.500 m2, größer in den Objektbereich möchte ich aber nicht“, sagt die Parkettlegermeisterin. Insgesamt halten sich Neuverlegungen und Renovierungen ungefähr die Waage. Verlegt werden überwiegend Designböden, zu rund 40 % Parkett und dann noch ein bisschen Laminat-, Kork-, Linoleum und Textilbeläge. Die Böden liefern Großhändler Joka und Parketthersteller wie Hain, Drüsedau, Mefofloor, Oster, Kährs und Bauwerk.
Perspektivisch hätte Carolina Bange gerne ein oder zwei Verlegeteams mehr auf der Baustelle, „aber es ist nicht so einfach, gute Mitarbeiter zu finden, die auch ins Team passen“. Helfen könnte für das künftig geplante Wachstum der neue Führungsstil, den sie im Unternehmen etabliert hat: „Das Miteinander steht heute mehr im Vordergrund“, sagt die Chefin. „Ich kommuniziere offen mit meinen Mitarbeitern und beziehe sie in betriebliche Entscheidungen mit ein. Ihre Meinung ist mir wichtig.“
Imke Laurinat
Vorbildliche Nachfolge im Handwerk des Jahres 2023