Beinbauer Holz GmbH - Beste Unternehmensgründung 2022
Beinbauer Holz, Büchlberg
Zurück in die Holz-Zukunft
Beinbauer Holz, 2017 gegründet, ist zwar ein junges Unternehmen, aber dahinter steht kein Jungunternehmer. Johann Beinbauer, der jahrelang in der Automobilzulieferung tätig war, kehrte damit zu seinen Wurzeln zurück: der Bearbeitung von Holz. Der gelernte Zimmerer fokussiert sich mit seinem Holzfachhandel auf „gesundes Wohnen mit ökologisch-natürlichen Materialien“ und wird für seinen Mut mit dem Parkett Star belohnt.
Der Holzfachhandel Beinbauer Holz, idyllisch gelegen in Büchlberg nahe Passau im Bayrischen Wald, ist noch keine fünf Jahre alt, fußt aber dennoch auf einer jahrzehntelangen Firmengeschichte. Denn mit der Geschäftseröffnung 2017 kehrte der gelernte Zimmermann Johann Beinbauer zurück zu seinen Wurzeln... Sein Vater hatte Mitte der 1950er Jahre in der Gegend eine Sägemühle aufgebaut, die Holz für die regionale Bauwirtschaft produzierte und Lohnschnitt für Landwirte machte. Auch diente sie dem kleinen Johann als Spielwiese, der dadurch früh mit dem Thema Holz in Berührung kam. 1986 wurde ein neues Sägewerk errichtet und Johann Beinbauer kam von der Zimmerer-Ausbildung zurück in den elterlichen Betrieb. Der nahm dann aber eine ganz andere Entwicklung... ein völlig neues Geschäftsfeld eröffnete sich mit der Automobilzulieferung. Fortan sägte das Werk Metall für Lkw-Stabilisatoren. Bis zu 10.000 to Stahl wurden im Jahr bearbeitet. Das lukrative Unterfangen endete, als die Fertigung in die Türkei verlagert wurde. 2020 wurden die letzten Stabilisatoren gesägt.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Johann Beinbauer das Sägewerk von seinem Vater Hans übernommen. Spät zwar, 2016 nämlich, aber früh genug, um die volle Wucht einer Wirtschaftsverlagerung erleben zu müssen. Das Lkw-Metallbusiness verschwand in die Türkei und innerhalb eines Jahres fielen 95 % des Umsatzes im Sägewerk weg. Was lag näher, als wieder komplett zurück auf das Material Holz umzusatteln...
Zu den Wurzeln zurück, aber mit neuer Ausrichtung
Gesagt, getan: Statt wieder in die Holzverarbeitung einzusteigen, setzte Johann Beinbauer auf ein neues Konzept und eröffnete auf der hauseigenen grünen Wiese einen Holzfachhandel, den er gemeinsam mit seiner Frau Gudrun führt und der sich auf „gesundes Wohnen mit ökologisch-natürlichen Materialien“ fokussiert: Bodenbeläge, Außenfassaden aus Holz, Terrassendielen, Wand- und Deckenverkleidungen sowie Pflegemittel. „Wir mussten uns natürlich mit unserem neuen Holzgeschäft erst im Umfeld bekannt machen“, sagt Johann Beinbauer rückblickend. „Die beste Werbung ist Mund-zu-Mund-Propaganda, aber wir haben auch Mühe in unsere Website investiert, über die uns viele Kunden finden.“ Zielgruppe sind ausschließlich Privatkunden, für die mit einem Subunternehmer das Gesamtpaket von Holzboden und Verlegeservice geschnürt wird.
Konzentration auf ausgesuchte Lieferanten und hochwertige Produkte
Die 300 m² große, gleichermaßen geräumige wie kompakte Ausstellung wird stetig aktualisiert und verbessert.
Bewusst konzentriert er sich auf ausgesuchte Lieferanten und hochwertige Produkte, die für seinen Ansatz stehen. „Wir wollten uns gleich im hochwertigen Bereich positionieren und tun dies mit Holzböden von Mafi, Hain und der Bauwerk Boen-Gruppe.“ Bei Massivdielen pflegt er „seit 30 Jahren gute Beziehungen“ mit einem schwedischen Hersteller. Vertrauen in gute Partner zahle sich nicht zuletzt dann aus, wenn es mal Reklamationen gebe.
Neben Parkett bietet Beinbauer Holz zur Abrundung Vinylbeläge von Tarkett und ter Hürne an, aber „hier auf dem Lande, wo viele ihre eigenen Häuser bauen und ausstatten, ist Parkett stärker.“
Eine vorzeigbare Referenz ist das Holzhaus von Tochter Laura und ihrem Ehemann Max. Mit viel Eigenarbeit und Hilfe vom Vater Johann erbaut, ist es innen mit feinsten Holzböden ausgestattet. Da scheint es selbstverständlich, dass die 29-Jährige, obwohl in einem ganz anderen Metier ausgebildet, ins Familienunternehmen einsteigen will. Die jüngere Schwester Jana studiert Pharmazie.
Firmengebäude transportiert das Thema „Naturprodukt Holz“ außen wie innen
Beinbauer Holz hat sich mit seinen Parkettböden im hochwertigen Bereich positioniert.
Der Standort Büchlberg, ein staatlich anerkannter Erholungsort, wurde ausgewählt, „um sich besser abgrenzen zu können“ und „nicht einer von vielen in einem Industriegebiet zu sein“. Denn die Bodenbelagskonkurrenz in der Region ist stark, zudem versuchen auch österreichische Wettbewerber Kunden über die Grenze zu ziehen. Doch Beinbauer Holz kennt seinen Vorteil: „Es gibt ja immer weniger Geschäfte, die das Besondere zeigen. Viele arbeiten mit Importware aus China. Interessenten, die zu uns kommen, wundern sich, was es für wunderbare Holzböden gibt." Einzugsgebiet ist der Bayrische Wald von Passau bis Deggendorf und Straubing und selbst aus dem 180 km entfernten München kommt der eine oder andere Kunde.
Ein klarer Vorteil sind der Platz und die vorhandenen Gebäude des Sägewerks auf dem 10.000 m² großen Firmengelände. Dort wurde ein modernes Gebäude errichtet, das sich atmosphärisch in die Landschaft Ostbayerns einfügt und das Thema „Naturprodukt Holz“ transportiert, sowohl von außen wie in der 300 m² großen, gleichermaßen geräumigen wie kompakten Ausstellung, die kontinuierlich aktualisiert und verbessert wird. Das Bodensortiment wird auf großflächigen, selbst gebauten Mustertafeln gezeigt, die die Vielfalt an Holzmerkmalen zeigen.
Die markanten Regale aus Altholz sind selbst entworfen und gefertigt. Wahrer Blickfang ist der imposante 4 m lange Tresen aus einem massiven Eichenstamm.
Umsetzung eigener Produktideen
Das Familienunternehmen hat auch wieder Industriebürstmaschinen in Betrieb genommen, mit denen es Holzoberflächen selbst bearbeiten und eigene Produktideen umsetzen kann, zum Beispiel gehackte und gehobelte Oberflächen für Holzfassaden und Innenwände, Fichtendielen mit besonders breiten Fugen, Fußleisten aus Parkett mit abgeschrägtem Profil und rustikale Regale aus gehacktem Holz nach Entwürfen von Gudrun Beinbauer. Auch Terrassendielen werden strukturiert und in Bezug auf Fassadenholz soll später einmal eine Beschichtungsanlage aufgebaut werden. Raum ist reichlich vorhanden, wenn erst einmal alle alten Maschinen aus dem Sägewerk abgebaut sind. Dann könnten dort auch ein Lager und eine Ausweitung der Ausstellung entstehen.
Henrik Stoldt
Beste Unternehmensgründung des Jahres 2022