Fürst GmbH - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk 2022
Fürst, Mosbach
Hier führt der Weg zum Meister
Fürst in Moosbach ist geprägt von Unternehmergeist und einem jungen Team: Von fast 40 Mitarbeitern ist ein Viertel unter 25 Jahre jung. Seit den 1970er Jahren bildet das Familienunternehmen kontinuierlich aus und glänzt dabei auch immer wieder mit jahrgangsbesten Absolventen, unterstrich die Parkett Star Jury die besonderen Verdienste um den Branchennachwuchs.
Karl Fürst ist Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens mit fast 40 Mitarbeitern. Der Boden ist sein Hauptgeschäft. Das beginnt beim Estrich: Drei Kolonnen mit je drei Estrichlegern, darunter ein Meister, sind im Einsatz. Was darauf verlegt wird, erledigen 15 Parkett- und Bodenleger sowie Raumausstatter. Auch hier sind jeweils zwei Meister dabei. Darüber hinaus sind in Verwaltung, Verkauf und Bauleitung noch einmal zwölf Mitarbeiter beschäftigt.
Ordnung ist die Devise des Betriebes. Das sieht der Besucher auf den ersten Blick, wenn er die Räumlichkeiten betritt. Ob Ausstellung, Lager oder Werkstatt – alles ist sauber und aufgeräumt. Das Erscheinungsbild gilt als Visitenkarte und die akkurate Vorgehensweise soll sich auch auf das Verhalten der Handwerker auf der Baustelle übertragen. Für Auszubildende ist das in jedem Fall ein gutes Vorbild. Hier muss kein Werkzeug, kein Material gesucht werden. Alles hat seinen Platz. Seit den 1970er Jahren bildet das Unternehmen kontinuierlich aus. Damals leitete der Vater des heutigen Inhabers die Geschicke. 1958 hatte er sich im rund sechs Kilometer entfernten Lohrbach selbständig gemacht und als Ein-Mann-Betrieb mit Parkett- und Bodenbelägen begonnen. 1968 ging es nach Mosbach und im Laufe der Zeit konnte die Firma ein beachtliches Wachstum hinlegen.
Inhaber-Familie mit Vorbildfunktion
Estrichleger Marvin Pokorny, Kammersieger und Gewinner im Bundesleistungswettbewerb 2020, erhielt ein Stipendium für die Meisterschule.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Fürst auch in dritter Generation in Familienhand bleibt ist hoch, sehr hoch sogar. Die älteste Tochter, Jacintha Fürst, hat vor einigen Monaten ihre Ausbildung zur Parkettlegerin beendet und beim Bundesleistungswettbewerb in Plauen als zweite Bundessiegerin brilliert. Vorher hatte sie BWL-Handel studiert und bekennt sich – neben der geerbten Ordnungsliebe – dazu, im elterlichen Betrieb bleiben zu wollen. Weil die jüngere Tochter Felicia derzeit Innenarchitektur studiert, ist sie fachlich ebenfalls prädestiniert, in der Branche mitzumischen. Mutter Margit ist in der Lohnbuchhaltung ohnehin schon lange dabei.
Der eigene Nachwuchs reicht aber nicht, den Bedarf an Mitarbeitern zu decken. „Im Handwerk ist es generell schwierig, gute Leute zu finden“, sagt Karl Fürst. „Wir ermöglichen viele Praktika über die Schule und als Ferienjob. Da kommt man schon an die jungen Leute ran, aber es ist oft schwer, die Eltern von einem Handwerksberuf zu überzeugen. Die sind der der Meinung: Unser Kind soll es leichter haben, als wir."
Was die Voraussetzungen junger Kandidaten angeht, hat der Betrieb seinen Anspruch nach oben geschraubt. Karl Fürst: „Weil uns innerhalb von drei Jahren drei Lehrlinge mitten in der Ausbildung abgesprungen sind, haben unsere Meister den Schluss gezogen, dass die Anforderungen für den Einstieg angehoben werden müssten. Seitdem wenden wir uns meist an Realschüler, machen aber bei Hauptschülern durchaus Ausnahmen. Wir möchten nur nicht den Eindruck vermitteln, wir würden niemanden bekommen und deshalb jeden nehmen."
Zuständig für Parkett- und Bodenleger ist in dieser Region die Berufschule Ehingen. Dort absolviert Mattis Kruyer sein duales Pensum. Der 19-Jährige ist derzeit Parkettleger-Azubi im dritten Lehrjahr. Sorgen, ob er nach der Ausbildung übernommen wird, braucht er sich nicht zu machen. Eine weitere Auszubildende hat noch einen längeren Weg vor sich. Die 16-jährige Jeanine Berger wird Kauffrau für Büromanagement.
Mehr als nur Berufsschule
Großzügiger Ausstellungsraum mit fast allen Mitarbeitern auf einer Foto-Lichttafel.
Über die schulische Ausbildung hinaus werden die Auszubildenden von einem ehemaligen Mitarbeiter in verschiedensten Themen unterrichtet. Das geht von Baum-und-Holzkunde-Ausflügen in den Wald über gemeinsame Baustellen-Besuche bis hin zu Mathematik, Deutsch und Gemeinschaftskunde. Jeder kann seine Probleme äußern und diese in Theorie und Praxis sowie im Einzelunterricht bearbeiten.
Auf bestimmten Azubi-Baustellen können die jungen Leute alle Arbeiten selbst ausführen und die gesamte Baustelle fertigstellen. Mit den Kunden wird hierbei eine Sondervergütung vereinbart, etwa nur die Bezahlung der Materialkosten. Beratende Begleitung und Betreuung machen Anwendungstechniker der Industrie oder ein Meister aus dem Betrieb.
Der Parkett Star würdigt aber nicht zuletzt auch vergangene Errungenschaften im Ausbildungswesen. Die zeigen sich bei Fürst ganz konkret im Lernerfolg der letzten Lehrlinge, die in den Berufen Raumausstatter, Parkettleger und Büromanagement jeweils mit Auszeichnungen abgeschlossen haben. Im vergangenen Jahr wurde Marvin Pokorny bei seiner Gesellenprüfung zum Estrichleger Kammersieger und zudem bundesweiter Sieger in den Leistungswettbewerben 2020. Längst hat er ein Stipendium zur Weiterbildung auf der Meisterschule erhalten und soll später in leitender Funktion in die Fußstapfen des jetzigen Spartenleiters für Estrich, Karlheinz Heiß, treten.
Fachliche Qualifikation wird beim Mosbacher Betrieb auch in Bezug auf externe Mitarbeiter großgeschrieben. „Wir kooperieren zum Beispiel mit zwei Ein- bis Drei-Mann-Betrieben als Subunternehmer – und beide sind Meister", betont Karl Fürst. Der Leistungsumfang des Unternehmens umfasst nicht nur Estrich und alle Arten von Bodenbeläge, auch Markisen, Sonnenschutz, Glasdächer und Raumausstattung gehören zum Angebot. Am Standort Moosbach befinden sich auf drei Etagen rund 280 m² Bürofläche, 680 m² Verkaufs- und Ausstellungsraum sowie ein Lager mit Werkstatt, wo auf 1.200 m² alles untergebracht ist, was Verarbeiter brauchen.
Der Privatkundenanteil wird mit 35 % beziffert, weitere Aufträge kommen von der öffentlichen Hand sowie von regionalen Bauträgern und Architekten, mit denen eine gewachsene und regelmäßige Partnerschaft besteht. Das Einzugsgebiet erstreckt sich über einen Umkreis von 80 km und mitunter auch in die größeren Städte Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe. Unter anderem wurde im Schloss Heidelberg renoviert sowie im Schloss Schwetzingen neues Tafelparkett verlegt.
Henrik Stoldt
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk des Jahres 2022