Parkettum Römmich - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb
im Handwerk 2021
Parkettum Römmich, Göttingen
Der Lehrer aus Nepal ist ein außergewöhnlicher Azubi
Parkettum Römmich aus Göttingen bildet den Nachwuchs selbst aus. Auch Talente mit ungewöhnlichem Lebenslauf bekommen die Möglichkeit, sich als Parkettleger oder im Berufsbild Bürokaufleute ausbilden zu lassen. Einer von derzeit zwei Lehrlingen ist ein Englischlehrer aus Nepal. Das vorbildliche Engagement für Ausbildung wird mit dem Parkett Star geehrt.
Parkettleger werden von Parkettum Römmich permanent gesucht. Ende 2020 befanden sich zwei Auszubildende im jeweils zweiten und dritten Lehrjahr. Auch im Büro ist Bedarf und deshalb soll hier 2021 ebenfalls eine Lehrstelle ausgeschrieben werden. Für die Betreuung der Nachwuchskräfte sorgen der Geschäftsführer Artur Römmich, seine Ehefrau, Betriebswirtin Irina Römmich, und Industriekaufmann Eugen Salzmann.
Für Parkettleger kann die Ausbildung bei Parkettum durchaus bis zum Meister gehen. Und einem traut Geschäftsführer Artur Römmich diesen Weg aktuell durchaus zu. „Er ist mein Favorit für einen Meister“, sagt der Chef über den 31-jährigen Chandra Tamang. „Wenn er sich weiterbildet, wird er bald in der Lage sein, auf der Baustelle eine Führungsrolle zu übernehmen.“ Chandra Tamang ist wirklich ein ungewöhnliches Beispiel für einen Parkettlegerlehrling. Geboren in Nepal, von Beruf Englischlehrer und nach einem Erdbeben aus Kurdistan geflohen, ist er mit seiner Frau und zwei Kindern nach Deutschland gekommen und bemüht sich hervorragend, so heißt es, um soziale Integration. Was Artur Römmich über diesen Azubi berichten kann, ist erstaunlich: „Der Mann spricht acht Sprachen, vier davon fließend und lernt bei mir jetzt noch etwas Russisch dazu.“
Artur Römmich ist nämlich Russlanddeutscher, kam 1989 in die Bundesrepublik, machte erst eine Tischlerlehre, kam 1994 in die Parkettbranche und gründete 2005 sein eigenes Unternehmen. Er weiß um die Schwierigkeiten, in einem fremden Land Fuß zu fassen. Deshalb will er nicht zuletzt Flüchtlingen eine berufliche Chance geben.
Chandra Tamang hat diese Chance in beispielhafter Weise ergriffen. Warum er gerade die Parkettlegerbranche gewählt hat, mag verwundern, doch es war seine eigene Entscheidung. Römmich: „Er ist nicht über den üblichen Weg des Arbeitsamtes oder eines Bildungszentrums gekommen, sondern hat sich in Eigeninitiative bei uns beworben. Jetzt meistert er die Berufsschule in Stade sehr gut und macht nebenbei seinen Führerschein. Den finanzieren wir vor, schenken ihm aber am Ende eventuell die Kosten, wenn er uns als Mitarbeiter die Treue hält."
Motivation der Lehrlinge schwankt
Die beiden aktuellen Parkettleger-Azubis: Meysam Safarzadeh (l.) und Chandra Tamang.
Auch oder gerade wer sein Handwerk versteht, bleibt nicht immer verfügbar. Römmich kennt solche Beispiele: „Ein deutscher Azubi von uns ist der Liebe wegen nach Hamburg gezogen und hat dort mit Note 2 ausgelernt. Dann ist er zwei Jahre nach Australien gegangen und konnte in dem Land gutes Geld verdienen. Wegen Corona musste er zurück, hat sich sogar wieder bei mir auf einen ‚Smalltalk‘ gemeldet, hat aber nun eine Ausbildung zum Zimmermann begonnen und will dann erneut ins Ausland gehen. Dort erwarten ihn finanziell einfach bessere Chancen.“
Bei der Agentur für Arbeit inseriert Parkettum dauerhaft. Oft, lautet die Erfahrung, böten die Ämter schwer vermittelbare Kandidaten an. Parkettum bietet dann zunächst ein Praktikum an. „Vor allem Deutsche wollen selten Parkettleger werden, Flüchtlinge sind schon aufgeschlossener“, sagt Römmisch. Kann man in einem kurzen Praktikum die nötigen Fähigkeiten überhaupt erkennen ? „Leider nicht“, meint Römmich. „Wir hatten zum Beispiel einen handwerklich sehr guten Jungen aus Eritrea. Der hatte Spaß an der Arbeit und einen prima Job gemacht. Wegen Sprachschwierigkeiten ist er jedoch in der Berufsschule nicht mitgekommen. Trotz Betreuung schafften wir es nicht, ihn zu halten. Ihn zu verlieren, hat uns weh getan.“
Trotzdem bleibt dem Geschäftsführer die stete Hoffnung, Leute zu finden, die ihre Chance wirklich wahrnehmen wollen und können. Es gibt viele positive Entwicklungen, die ihn in seinem Handeln bestätigen. Und Arbeit gibt es zuhauf. Römmich: „Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Um Leute zu bekommen, arbeiten wir mit verschiedenen Partnern zusammen – auch mit einer polnischen Agentur.“
Großprojekte sorgen für gute Auftragslage
Das größte Projekt von Parkettum ist seit Oktober 2018 ein ganzes Neubaugebiet bestehend aus 350 Wohneinheiten mit Doppelhaushälften, Reihen-, Einzel- und Mehrfamilienhäusern. „Wir verlegen dort den gesamten Bodenbelag und werden, wenn wir fertig sind, über 200 Treppen eingebaut haben.“ In den Reihenhäusern wird Zweischichtstab Eiche verlegt, in den hochwertigeren Objekten jeweils bis zu 200 m2 und mehr Landhausdiele Eiche.
Schwarze Wände, effektvoll ausgeleuchtet: die Ausstellung von Parkettum.
Die Zukunft macht den Geschäftsführer nicht bange. „Der Lockdown im März 2020 war zunächst ein Schock, durch einzelne Auftragsverschiebungen und weil Lieferungen nicht kamen, trotzdem erhielten wir viele Anfragen, und im April waren wir dann wieder bis oben hin dicht mit Aufträgen. Kurzarbeit haben wir nur acht Tage für zwei Mitarbeiter anmelden müssen.“ 1.200 m² Designbelag im Fitnesszentrum der Göttinger Universität gehörte zu den „rettenden“ Aufträgen während des Lockdowns.
Parkettum kann auf ein Netzwerk an Partnern vertrauen und erreicht viele potente Privatkunden. „Aktuell verkaufen wir mehr teures Parkett“, sagt Römmich und nennt seinen Eindruck: „Seit der Coronakrise geben die Leute mehr Geld für ihre Wohnung aus, vielleicht, weil sie nicht in den Urlaub fahren.“
Selbst der Terrassenbau ist mittlerweile zu einer lukrativen Nische avanciert. „Aufgrund des trockenen Klimas können wir Terrassen auch gut im Herbst planen“, erklärt Römmich, der nach exklusiven Outdoor-Materialien gesucht hat und dabei sowohl auf Kebony als auch auf das Unterbausystem der Firma Grad gestoßen ist. „Drei große Grad-Kebony-Terrassen bedeuten schon 5 % unseres Jahresumsatzes. Da macht es Freude, sich in diesem Geschäftsfeld weiterzuentwickeln.“
Hochwertige Ausstellung auf 300 m2
Parkettum erhielt 2017 den Parkett Star als „Bestes Parkettfachgeschäft im Handwerk“. An der Qualität der 300 m² Ausstellung hat sich seitdem wenig geändert. Elf Handwerker und vier Bürokräfte sind fest angestellt. Das Angebotsspektrum umfasst die Estrichsanierung mit Uzin-Systemen über Holzbodenverlegung mit Mehrschichtprodukten von Herter und Hain, Massiv-und Tropenholzböden von Gunreben, Objektunterstützung von Hinterseer und Landhausdielen im Einstiegsbereich von Teka-Plyquet bis zu hochwertigen Dielen aus Ungarn von Solum. Oberflächen werden mit Loba-Öl, im Lackbereich mit Irsa geschützt.
Stark gestiegen ist der Umsatz mit Designbelägen. Verwendung finden hier Project Floors, die Großhandelsmarke Casanova und von Architekten vorgegebene, projektbezogene Marken. Der Maschinenpark enthält Lägler, Pallmann Spider, Bona-Tellermaschinen und Roll-Fräsen. „Wir sind zwar mehr Verleger als Sanierer“, sagt Römmich, kann aber stolz auf einen in Branchenkreisen guten Ruf verweisen: „Ich werde manchmal von anderen Firmen um Rat in Sanierungsfragen gefragt, obwohl wir mit denen gar nicht zusammenarbeiten." Und weil der Göttinger Wirtschaftsraum beachtlich wächst, ist das Einzugsgebiet von Parkettum eher geschrumpft. „Früher sind wir weiter gefahren, heute bleiben wir überwiegend in Göttingen, Kassel und Hannover.“
hs
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb
im Handwerk des Jahres 2021