Glander Farben und Wohnstore e.K. - Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk 2020
Glander-Gruppe, Lüneburg
Mit den Auszubildenden wächst das Unternehmen
„Ohne Ausbildung kein Wachstum“ – das sind Erkenntnis und Motto der Glander-Gruppe. In nur sieben Jahren hat Kay-Christian Glander das Geschäft von quasi Null auf ein gut 100 Mitarbeiter starkes Unternehmen ausgeweitet. Rund ein Drittel der Beschäftigten sind Auszubildende, ein ungewöhnlich hoher Anteil. Dieses Engagement für die Ausbildung verdient einen Parkett Star, befand die Jury.
Die Entwicklung der Lüneburger Glander-Gruppe ist bemerkenswert und außergewöhnlich: Erst 2012 gegründet, beschäftigte sie vor einem Jahr schon rund 80 Mitarbeiter in drei Unternehmen. Mit der Übernahme des Maler- und Bodenlegerbetriebes Behn wuchs die Belegschaft auf gut 100 Personen. Bei Behn war der Altersdurchschnitt relativ hoch – „da ist es wichtig, von unten junge Leute nachzuschieben, die von dem Wissen der gestandenen Kollegen noch profitieren können“, erklärt Geschäftsführer und Inhaber Kay-Christian Glander.
Derzeit werden 26 Nachwuchkräfte in sechs Berufen ausgebildet.
Genau diese Philosophie ist der eine Grund für die erstaunlich hohe Anzahl von zuletzt 28 Auszubildenden, die Glander in sechs Berufen schult: Bodenleger, Parkettleger, Maler, Raumausstatter, Bürokaufleute und Einzelhandelskaufleute. Der zweite Grund: "Wir bekommen unser Wachstum nur durch eigene Ausbildung geregelt", sagt Glander. Und dieses Wachstum ist beachtlich. Vor acht Jahren begann er mit fünf Mitarbeitern, übernahm 2014 ein Geschäft in Hamburg, gründete 2017 weitere Unternehmen und heute ist die Glander-Gruppe im Raum Lüneburg, Bad Bevensen, Hamburg, Uelzen und Seevetal für Boden, Farbe und Raumgestaltung zuständig.
Den Nachwuchs gezielt auf seine jeweiligen Herausforderungen vorbereiten, das Know-How selber vermitteln und ein Arbeitsklima schaffen, das junge Leute begeistert und möglichst langfristig an den Betrieb bindet – auf diese Basis stützt die Glander-Gruppe ihre stetige Expansion. „Die Auszubildenden wachsen bei uns in ihre Aufgaben hinein“, heißt es, „und von uns ehemals Ausgebildete finden sich heute in Führungspositionen wieder.“
„Wir können uns die Azubis noch aussuchen“
Wie geht das, wo Betriebe in anderen Regionen über andauernden Lehrlingsmangel klagen ? „Die Situation in unserem Einzugsgebiet ist relativ gut“, sagt Kay-Christian Glander. „Wir haben so viele Anfragen, dass wir uns aussuchen können, wen wir nehmen.“ Alle Lehrlinge und Mitarbeiter wohnen in einem Umkreis von knapp 30 km.
Im Bereich Bodenleger sind derzeit sieben Nachwuchskräfte beschäftigt. Diese werden vom Parkettleger- und Raumausstatter-Meister und seinen aktiven Gesellen auch im Schleifen und Parkettlegen ausgebildet. Denn reiner Parkettlegernachwuchs soll erst in der kommenden Saison wieder dazustoßen.
In der Geschäftsleitung für die Personalentwicklung zuständig ist Karen Bauch. Auf der Suche nach Auszubildenden werden klassische Wege beschritten. Auf Jobmessen sieht man die Glander-Gruppe nicht, aber mit der Arbeitsagentur und vor allem der Handwerkskammer hält man gute Verbindungen. „Von dort hatten wir vergangenes Jahr den größten Zulauf“, lautet die Aussage. „Und mancher kommt auch über Empfehlung oder Mundpropaganda.“
Bewerbungen können online oder in Papierform eingereicht werden. Wer sich zunächst persönlich vorstellt,, darf seine Papiere später nachreichen. In der Regel folgt dann ein Telefoninterview. Ist der erste Eindruck positiv, schließt sich ein Praktikum an – für zwei oder vier Wochen, in denen der Bewerber mit verschiedenen gestandenen Kollegen auf Tour geschickt wird. Auf der Baustelle entsteht dann der entscheidende Eindruck. Am Ende diskutiert das Team, ob der Praktikant ein vielversprechender Kandidat für den gewünschten Handwerksberuf ist. „Draußen auf der Baustelle muss es passen“, sagt Kay-Christian Glander. „Deshalb halten wir uns stark an die Meinung der Mitarbeiter, selbst wenn die Geschäftsführung das vielleicht anders sieht."
Bodenleger absolvieren ihre Berufsschulpflicht blockweise in Stade. Raumausstatter mit Schwerpunkt Boden gehen nach Hamburg oder Zeven, wobei letztere Schule wöchentlichen Unterricht hat. Das hält Glander nicht für ideal: „Wenn am Montag die Baustelle eingerichtet und der Untergrund vorbereitet werden muss, verpassen sie diesen wichtigen Arbeitsgang.“
Zur Eigenverantwortlichkeit ausbilden
Bedeutsam für den Unternehmer ist nämlich eine vollumfassende Ausbildung seiner Leute. „Unsere Lehrlinge werden von Anfang an auf Eigenverantwortlichkeit hin ausgebildet. Wir führen sie von der Untergrundvorbereitung bis zur Verlegung in alle praktischen Arbeitsabläufe ein. Sie sollen mehr können, als am Ende nur ihre Prüfung zu bestehen.“
Dank dieses Konzepts ist es die Stärke der Azubis, den gesamten Arbeitsablauf zu beherrschen, bevor sie in die Gesellenprüfung gehen. Das zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus. Kay-Christian Glander: „Es macht Spaß und die Leute geben uns viel wieder.“
Die Azubis werden in alle praktischen Arbeitsabläufe eingeführt und zur Eigenverantwortlichkeit geschult.
In diesem Zusammenhang ist es ein Anliegen des Unternehmens, jedem eine Chance zu geben und sich nicht von außen beeinflussen zu lassen. „Für uns ist es von keiner Bedeutung, welcher Nationalität ein Bewerber ist, oder welchen Schulabschluss er hat. Talent wird bei uns gefördert und an Schwächen gearbeitet.“ Durch den großen Flüchtlingsstrom seit 2015 liegt es nahe, dass mit Migranten und Flüchtlingen zusammengearbeitet wird. „Diese sind sehr ehrgeizig“. Wenn um 6.30 Uhr Treffen und um 7.00 Uhr Arbeitsbeginn ist, seien sie stets pünktlich. „Wir müssen natürlich einen Spagat zwischen den unterschiedlichen Mentalitäten machen“, beschreibt Glander das nötige Fingerspitzengefühl in der Azubi-Auswahl. Deshalb herrscht das Prinzip: Führungskräfte sowie Ansprechpartner für die Mitarbeiter sprechen Deutsch. Auch auf der Baustelle, das fördert die Integration und die Erweiterung der Sprachkenntnisse. Gute Umgangsformen und der Respekt untereinander sind oberstes Gebot. Gute Deutschkenntnisse wirken sich positiv auf die private Klientel im etwa 30 km fassenden Einzugsbereich aus.
Gute Chancen zur Übernahme
Öffentliche Zuschüsse für die Ausbildung gibt es nicht. Es liegt am Unternehmen, den Lehrlingen ein ausreichendes Angebot zu bieten. Unterstützung kommt von der Industrie. „Wir haben Testflächen in der Werkstatt und machen Schulungen. Oder unsere Lieferanten halten ein Seminar oder unsere Bodenleger sind mit Pallmann zur Vorführung neuer Geräte auf der Baustelle.“
„Wir wollen unsere Mitarbeiter vernünftig betreuen“, ist Glander wichtig. Dazu zählt eine gewisse Sicherheit, ob ein Azubi nach der Ausbildung übernommen wird. So bekäme jeder im letzten Halbjahr vor dem Abschluss klare Signale, ob er eine Zukunft im Unternehmen hat oder nicht. Aktuell stehen die Chancen gut. „Wir kommen langsam in den Bereich, wo Leute aufgrund ihres höheren Alters ausscheiden. Deshalb sind Plätze für den Nachwuchs da, zumal wir bislang reichlich Aufträge haben.“
Mit einem Fuhrpark von 75 Kraftfahrzeugen, davon 20 für die Bodenleger, bearbeitet die Gruppe ihr norddeutsches Einzugsgebiet. Grundmaterialien, wie Spachtelmasse, sind immer vorrätig. Andere Ware wird just-in-time geliefert, und Freitag ist das Lager bereits voll, sodass am kommenden Montag, wenn die Aufgaben verteilt werden und jeder seine Mappe in die Hand bekommt, alles aufgeladen werden kann. „Wir nutzen die Logistik von Jordan, sind aber auch mit unserer Eigenmarke Parkettmanufaktur gut im Geschäft. Der Parkettbereich hat sich fast um das Zehnfache vergrößert und ist bei uns mittlerweile so stark wie der Designbelag“, erklärt Kay-Christian Glander.
Über eine weitere Auszeichnung haben sich Kay-Christian Glander und sein Bodenleger Fabian Schlicht besonders gefreut. Der 23-Jährige wurde 2019 Kammersieger von Stade/Lüneburg/Braunschweig und ist mit seiner Gesellenprüfung im Oktober auch Landessieger geworden. Damit hat er sich für den Leistungswettbewerb in Berlin auf Bundesebene qualifiziert.
hs
Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk des Jahres 2020