29.02.2024

IHD Fußbodenkolloquium: „Wir werden lernen, Fußböden anders zu entwickeln“

Zum 14. Mal hatte das Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) Ende 2023 zu seinem Fußbodenkolloquium geladen – und fast 100 Experten kamen in die Elbmetropole, um sich über Neuheiten aus Forschung und Entwicklung zu informieren und auszutauschen. Ein Schwerpunkt war die Normung von Holz-, Laminat-, MMF-Böden und elastischen Belägen, ein weiterer Kreislaufwirtschaft.


13 Fachvorträge standen auf dem Programm des 14. Fußbodenkolloquiums des Instituts für Holztechnologie Dresden (IHD), das Mitte November als hybrides Format an zwei Tagen stattfand.

Wichtige Prüfnormen werden neu aufgelegt

EPH-Direktor Dr. Rico Emmler moderierte den ersten Tag und startete mit dem ersten Vortrag über „Neues aus der Normung von elastischen, Holz-, MMF- und Laminatbodenbelägen“ - ein eher trockenes, formales Thema, aber wichtig für die Industrie. Zusammenfassend stellte er fest, dass einige wichtige Prüfnormen für Bodenbeläge zur Zeit modifiziert oder neu erarbeitet werden. Dazu gehören unter anderem die...

- Prüfverfahren für die Wasserbeständigkeit von Fußböden - dies soll auch für furnierte Böden mit angepassten Verfahrensbedingungen zur Anwendung kommen
- Hot-Spot-Verfahren für MMF-Böden
- Stuhlrollentest
- Bestimmung der Fleckenbeständigkeit von Holzböden - hier werden künftig auch nichtfilmbildende Oberflächen aufgenommen
- Prüfverfahren für die Dimensionsstabilität bei Wärmeeinwirkung
- Bestimmung des elektrostatischen Verhaltens
- Chemikalienbeständigkeit von Parkettböden

Auch die Anforderungsnormen für MMF-Böden nach EN 16511 und Mehrschichtparkett laut EN 13489 sowie Laminatböden nach der FprEN 13329 wurden einer Revision unterzogen. Bei den harmonisierten Normen für Fußbodenbeläge (EN 14041 und EN 14342) herrsche derzeit ein Stillstand bei der Veröffentlichung im Amtsblatt der EU, berichtete Emmler weiter. Die Erstellung von neuen Normungsmandaten im CPR-Acquis-Prozess komme ebenso nur schleppend voran.

Außerdem konstatierte Emmler mit Blick nach Brüssel, dass, initiiert durch den Green Deal und den Entwurf einer Bauproduktenverordnung, das zuständige technische Kommitee sich intensiv mit der Zirkularität beschäftige. Entsprechende Vorgaben und Dokumente würden derzeit entworfen, etwa Begriffsdefinitionen, Design for Circularity und der digitale Produktpass.

Eberhard Herrmann von Classen referierte über technische Lösungen zur Verbesserung der Oberflächenbeständigkeit von Fußböden gegenüber Wasser. Und Florian Mews vom TFI Aachen stellte ein Forschungsprojekt vor, das sich um einen maschinellen Begehtest zur Bewertung des elektronischen Aufladens von Bodenbelägen dreht.

Interessiert aufgenommen wurde der Vortrag von Dr. Tobias Meißner vom IHD zum Thema „Neues Referenzmaterial und Prüfmittel zur Bewertung der Mikrokratzbeständigkeit“ - wichtig im Rahmen der Produktentwicklung wie auch im Reklamationsfall und zur klaren Definition von Oberflächenqualitäten. Meißner verwies hierbei auf die notwendige Entwicklung neuer Scheuermaterialien wie auch eines Hochglanzmaterials für den Einsatz als Referenz. Zwar liegen hochglänzende Oberflächen zur Zeit nicht im Trend, dennoch ist eine einheitliche, zuverlässige, hochwertige Oberflächenerfassung notwendig. Weiterhin sprach er über Auswertungsalgorithmen auf Basis digitaler Bilderfassungsmethoden - alles fachlich anspruchsvolle Themen, zu denen jedoch gute und relativ einfache technische Lösungsansätze vom IHD erarbeitet und vorgestellt wurden, die nun in die Erprobung gehen.

Wie die Kreislaufwirtschaft die Produktentwicklung beeinflusst

Den zweiten Veranstaltungstag moderierte Petra Schulz, IHD-Ressortleiterin Oberfläche. Eingangs fasste Volker Kettler von den Meisterwerken die Aspekte der Kreislaufwirtschaft zusammen, die er mit klarer Darstellung in der Sache in einem emotionalen Vortrag darlegte - an den sich eine entsprechend lebhafte Diskussion anschloss. Dabei formulierte Kettler unter anderem auch künftig wichtige Fragen an die Produktentwicklung, zum Beispiel wie sich Anforderungen an Unterböden für leichtere Austauscharbeiten der Oberbeläge formulieren lassen, oder ob Garantieansprüche und Haftungsrisiken mögliche Renovierungsarbeiten behindern. Seine Ausführungen lassen sich in sechs Kernthesen subsumieren:

1. Wir werden lernen, mit Hilfe neuer Kennzahlen und Vorschriften Fußböden anders zu entwickeln
2. Die Verpflichtung zu Nachhaltigkeitsberichten und digitalen Produktpässen inklusive EPDs werden zu Veränderungen führen
3. Fußböden werden sich hinsichtlich ihrer Aufbauten eher vereinheitlichen als differenzieren
4. Lokale Produktionen und besondere Dienstleistungen ermöglichen neue Geschäftsfelder
5. Serielles Bauen wird verstärkt Anwendung finden
6. Natürliche Materialien/Holz/Parkett werden prozentual in Europa die Gewinner sein.

Werkstoff-Alternativen

Die Referentin Theresa Rüdiger vom TFI Aachen knüpfte an das Thema an und berichtete über Nachhaltigkeitskommunikation in Richtung Architekten und Investoren. Vor dem Hintergrund der Kreislaufwirtschaft befassten sich dann noch zwei Redner mit neuartigen (Waldboden) oder wiederverwendeten (Altholz, post-consumer Faserplatten) Werkstoffen für Unterlagen und als MDF-Alternative.

Den Abschluss des Fachkolloquiums bildeten drei Speedvorträge von Wissenschaftlern aus dem IHD: Dr. Florian Kettner präsentierte Ergebnisse aus seinem Forschungsprojekt zu Prüfmitteln für die Chemikalenbeständigkeit und sprach über Extraktionsverfahren zur Isolierung wiederverwendbarer Rohstoffe aus MDF/HDF. Und Prof. Dr. Mario Beyer legte neue Forschungsergebnisse zu NIPU-Tränkharzen für Dekorpapiere dar.

Das nächste Fußbodenkolloquium hat das IHD für November 2025 angekündigt.

Ralf Eisermann


Änderungen prEN 16511:2021 für MMF-Fußböden

- Begriffe und Definitionen wurden überarbeitet, z.B. können Dekorschichten aus elastischen Schichten einschließlich Kork, aminoplastischen, duroplastischen Harzen und Holzfurnier mit einer Dicke < 2,5 mm (beide aus Polymerkern) bestehen
- Integration der neuen Norm für geometrische Eigenschaften
- Verwendung der ISO-Normen zum Abrieb
- Nur ein Wert für die Dimensionsstabilität (≤ 0,15 %) als allgemeine Anforderung und Anforderung an die Dimensionsänderung in z-Richtung (≤ 2 mm) für thermisch-sensible Kernmaterialien
- Lichtechtheit als allgemeine Anforderung
- Weitere Anforderungen an die Mikrokratzfestigkeit für matte Oberflächen
- Systemtest der Stuhlrollenbeständigkeit für alle Nutzungsklassen
- Optionale Anforderungen an die Oberflächenquellbeständigkeit, die Wasserbeständigkeit von Verbindungssystemen und für wasserfeste Materialien



Neue EN 13489:2023 für Mehrschichtparkett

- Aktualisierung in Bezug auf die Terminologienorm, die Norm zur Bestimmung der geometrischen Eigenschaften und zur Bestimmung der Brinellhärte
- Integration der Oberflächeneigenschaften (nur zur Deklaration)
- Neue Anforderung für die Delaminierung gemäß DIN EN 17456:2021, Alterungsbehandlung 1, trockene Innenraumbedingungen und den Einsatz auf Fußbodenheizungen simuliert (Mittelwert von ≤ 1 % und maximaler Einzelwert von ≤ 5 %)
IHD Fußbodenkolloquium: „Wir werden lernen, Fußböden anders zu entwickeln“
Foto/Grafik: IHD
Die Normung von Holz- und Laminatböden sowie elastischen Belägen und die Kreislaufwirtschaft waren Schwerpunktthemen des IHD-Fußbodenkolloquiums.
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Ein kompetentes Referenten-Team informierte das Auditorium in 13 Fachvorträgen.
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Dr. Rico Emmler bahnte einen Weg durch den Dschungel der neuen und modifizierten Normen.
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Volker Kettler: „Natürliche Materialien/Holz/Parkett werden prozentual in Europa die Gewinner sein.“
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Norm EN 16511:2023 für MMF-Fußböden
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