15.09.2023

Österreichische Holzwirtschaft fordert Sanierungsturbo

„Nach der Hitzewelle droht der Frost“ - so bildhaft und treffend beschrieb Markus Schmölzer, Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie auf dem Internationalen Holztag am 15. September die Situation der Branche. Die große Nachfrage der vergangenen Jahre sei seit Mitte 2022 eingebrochen, die Bauaktivitäten massiv rückläufig, Aufträge aus der Bauwirtschaft fehlten, auch die saisonale Belebung sei ausgefallen, dementsprechend würde die österreichische Sägeindustrie ihre Produktion im laufenden Jahr um bis zu 20 % reduzieren. In Zahlen gefasst stellt sich die Krise so dar: In Österreich sind die Baugenehmigungen 2022 um 23 % gesunken, von Januar bis Mai 2023 wurden zwei Drittel weniger Wohnbaukredite vergeben, zwischen 2021 und 2025 werden in Österreich 28 % weniger Wohnungen fertiggestellt, in Deutschland sogar 32 % weniger, in ganz Westeuropa beträgt das Minus allerdings nur 12 %.

Auch der österreichische Holzhandel leidet, wie Vorsitzender Franz Mühlbauer berichtete - nicht nur im Inland, sondern das internationale Geschäft habe ebenfalls an Dynamik verloren. Die Nadelschnittholz-Exporte beispielsweise würden um 13 % hinter dem Vorjahrensniveau hinterherhinken. „Besonders von unseren größten Märkten Italien und Deutschland wird weniger bestellt.“

Angesichts der schwachen Baukonjunktur fordern die Sägeindustrie und der Holzhandel in Österreich aktive Maßnahmen von der Politik, etwa Investitionen in energieeffizienten und bezahlbaren Wohnungsbau und „zwar in Neubau, Sanierung und Nachverdichtung“. Die jährliche Sanierungsrate in der Alpenrepublik stagniert bei 1,5 %, das politische Ziel von 3 % wird seit Jahren nicht erreicht. „Wir plädieren daher für einen Sanierungsturbo mit vielfältigen Instrumenten wie angepassten Förderungen und leichtem Zugang zu Baufinanzierungen.“

Als kostengünstigstes Konjunkturprogramm für die gesamte Wirtschaft sieht Mühlbauer den Abbau und die Vermeidung von Bürokratie. In diesem Zusammenhang kritisierte er die vor wenigen Wochen in Kraft getretene EU-Entwaldungsverordnung, kurz EUDR. „Damit steht ein richtigs Bürokratiemonster vor unseren Werkstoren und Büros.“ Das Ziel der EUDR sei richtig: den Handel mit illegalem oder nicht nachhaltigem Holz zu unterbinden. „Aber Kriminiellen kommt man nicht dadurch bei, indem alle ehrlichen Marktteilnehmer unter Generalverdacht gestellt werden.“ Er drängte darauf, die EUDR „pragmatisch umzusetzen“, d.h. mit längeren Fristen.


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Wirtschaftliche Bedeutung der österreichischen Holzindustrie

Die Bedeutung der Holzbranche für die Wirtschaftskraft Österreichs ist nach einer Analyse des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung größer als bislang angenommen: Bis zu 28 Mrd. EUR werden in der Forst- und Holzwirtschaft erzielt, 320.000 Arbeitsplätze gestellt und ein jährliches Steueraufkommen von ca. 12 Mrd. EUR generiert.

Die österreichische Sägeindustrie zählt rund 6.000 Beschäftigte in mehr als 1.000 Betrieben und kam 2023 auf einen Produktionswert von 3,7 Mrd. EUR. Der Holzhandel umfasst ca. 4.800 Unternehmen. Und der Fachverband der Holzindustrie Österreichs vertritt die Interessen von fast 1.300 holzverarbeitenden Mitgliedern, die mit 38.000 Mitarbeitern Produkte im Wert von knapp 11,5 Mrd. EUR herstellen.
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